Landwirtschaft Neue Ideen und Wege in der Landwirtschaft und dem Weinbau

Monzelfeld/Lieser · Wie bleibt man als Bauer und Winzer selbst in turbulenten Zeiten fest im Sattel sitzen? Bei der landwirtschaftlichen Kreisbereisung für Politiker und Medien verraten innovative Landwirte ihre Überlebensstrategien.

 Sie sind breit aufgestellt und gehen in der Landwirtschaft und dem Weinbau neue Wege: Hubert Botzet (von links), Kellermeister und Betriebsinhaber  des Bioweinguts Hubertushof in Lieser, und Dieter Lausberg, Landwirt und Betriebsinhaber des Schellenhofs in Monzelfeld.

Sie sind breit aufgestellt und gehen in der Landwirtschaft und dem Weinbau neue Wege: Hubert Botzet (von links), Kellermeister und Betriebsinhaber  des Bioweinguts Hubertushof in Lieser, und Dieter Lausberg, Landwirt und Betriebsinhaber des Schellenhofs in Monzelfeld.

Foto: Christian Moeris

Wenn man sich mit Landwirten und Winzern unterhält, bekommt man den Eindruck, dass zur Zeit kaum eine andere Berufsgruppe einem so starken Wandel unterworfen ist wie diejenige, die unsere Nahrungsmittel produziert. „Es kommen gefühlt fast täglich neue Verordnungen dazu, die wir umsetzen müssen“, sagt Landwirt Harald Schneider aus Heidweiler.

Wie er sind am Montagvormittag viele Mitglieder des Bauern- und Winzerverbands bei der landwirtschaftlichen Kreisbereisung dabei, um sich mal auf den Betrieben anderer Kollegen umzuschauen. Denn in schwierigen Zeiten sind Überlebensstrategien und Ideen, die Landwirten helfen, sich über Wasser zu halten, rar gesät. Schneider: „Man könnte fast meinen, dass die Politik den bäuerlichen Familienbetrieben mit den Unmengen an Verordnungen absichtlich das Leben schwer macht und eine Entwicklung hin zu Großbetrieben und einer  Agrarindustrie forciert – was wir eigentlich nicht wollen.“ Denn der Bürokratismus und der damit einhergehende psychische Stress sei insbesondere für junge Landwirte kaum mehr zu bewältigen.

Um den Austausch unter Kollegen zu fördern und die Politik einmal mehr auf die  Sorgen und Nöte der Branche aufmerksam zu machen, hat der Kreisverband Bernkastel-Wittlich dieses Jahr wieder zur Besichtigung zweier Betriebe im Kreis eingeladen. Bevor am Montagmorgen die erste Betriebsführung startet, sagt Kreisbauernchef Manfred Zelder: „Ich rate jungen Landwirten und Winzern immer: Ihr braucht Vielfalt und viele Standbeine, damit Ihr nicht so anfällig seid. Hofläden und Direktvermarktung sind auch Strategien, die helfen, die Wertschöpfung in den Betrieben zu halten. Sonst schöpfen die Handelsketten den Rahm ab und wir haben das Nachsehen.“

Wie man sich breit aufstellt, das zeigt bei der ersten Betriebsführung am Montag Landwirt Dieter Lausberg auf seinem Schellenhof in Monzelfeld seinen Kollegen: Mit 82 Milchkühen, 110 Jungrindern, 500 Hühnern, einer Biogasanlage und der Selbstvermarktung von Eiern, Fleisch und Milch will sich der Landwirt „gegen Preisschwankungen einzelner Produkte auf dem Markt absichern“.

Allein mit einem Milchhäuschen zur Selbstbedienung werde man als Landwirt zwar nicht reich, meint Lausberg, aber in Kombination mit einem Fleischautomaten zur Selbstbedienung und dem Eierverkauf komme schon mehr Kundschaft auf den Hof. Doch der Monzelfelder Bauer beackert mit Milch, Eiern und Fleisch nicht nur drei landwirtschaftliche Sparten,  sondern ist darüber hinaus auch Energieproduzent: Tag und Nacht produziert seine Biogasanlage mit integrierter Fotovoltaikanlage auf dem Dach  Energie, die ins Netz eingespeist wird: 8200 Stunden im Jahr etwa 500 Kilowatt pro Stunde. Seine Kollegen und Hofgäste, wie beispielsweise Winzer Thomas Kaufmann aus Kröv, zeigen sich am Montagmorgen sehr interessiert: „Ich will sehen, wie groß die Betriebe sind“, sagt Kaufmann, „und interessiere mich für deren Produktionsablauf. Man hat ja nur bei der Kreisbereisung mal die Möglichkeit, in andere Betriebe reinzuschauen.“

Ebenso interessante Einblicke gewährt den Verbandsmitgliedern am Montagmittag der junge Winzer Hubert Botzet auf seinem Bioweingut Hubertushof in Lieser. Der 33-Jährige hat den Betrieb in der dritten Generation übernommen. Doch der junge Kellermeister  macht vieles anders, als er es von seinem Vater gelernt hat: Er verzichtet auf Chemie im Pflanzenschutz und ist zertifizierter Bio-Winzer.  „Meine Familie war sprachlos, als ich sagte, ich will Bio machen. Seither habe ich viel Lehrgeld bezahlt, um die Natur, die Pflanzen und Reben, zu verstehen, aber dafür produziere ich jetzt außergewöhnlich charakterstarke Weine“, sagt Botzet, der auf Direktvermarktung von Flaschenweinen setzt und keinen Wein an die Genossenschaft liefert. „Bio bedeutet nicht, rückständig zu sein. Ganz im Gegenteil: Wir setzen viel moderne Technik ein“, sagt Botzet. Doch Biowein hat seinen Preis: Wenn ein Winzer im konventionellen Weinbau eine Flasche ab etwa fünf Euro abgeben könne, verrät ein Winzer aus dem Publikum, müsse ein Biowinzer dagegen mindestens acht bis zwölf Euro verlangen.

Doch nicht nur bei der Anbaumethode geht Botzet neue Wege: „Ich setze auch nicht nur auf Riesling. Denn viele Kunden fragen mittlerweile nach säureärmeren Rebsorten wie Rivaner oder Weissburgunder. Da habe ich viel experimentiert.“

 Neben den Landtagsabgeordneten Bettina Brück (SPD) und Elfriede Meurer (CDU) nehmen auch viele Kreistagsabgeordnete an der landwirtschaftlichen Kreisbereisung des Kreisverbands Bernkastel-Wittlich des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau teil.

Neben den Landtagsabgeordneten Bettina Brück (SPD) und Elfriede Meurer (CDU) nehmen auch viele Kreistagsabgeordnete an der landwirtschaftlichen Kreisbereisung des Kreisverbands Bernkastel-Wittlich des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau teil.

Foto: Christian Moeris
 Landwirt Dieter Lausberg Schellenhof Monzelfeld

Landwirt Dieter Lausberg Schellenhof Monzelfeld

Foto: Christian Moeris

Zelder zieht nach der zweiten Betriebsbesichtigung ein Fazit: „Wir haben mit Lausberg und Botzet zwei junge dynamische Landwirte und Winzer besucht, die für Leidenschaft und Engagement in ihrem Beruf stehen, was sehr wichtig ist. Denn die Landwirtschaft ist für den Kreis Bernkastel-Wittlich wichtig und aufgrund der Arbeitsplätze von substanzieller Bedeutung.“

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