Lesung: Kindheit in Koblenz-Moselweiß

Eisenschmitt · Ausrufe wie "Ja, so war es" gab es häufig bei der kurzweiligen Lesung im Clara-Viebig-Zentrum Eisenschmitt mit Autor Gerd Bayer. "Arm, aber ziemlich glücklich" - der Titel des Buches von Gerd Bayer mit Geschichten aus seiner Kindheit in Koblenz-Moselweiß passt auch in die Eifel.

 Nach der Lesung im Clara-Viebig-Zentrum Eisenschmitt signiert Gerd Bayer (links) sein Buch „Arm, aber ziemlich glücklich“. TV-Foto: Erich Gerten

Nach der Lesung im Clara-Viebig-Zentrum Eisenschmitt signiert Gerd Bayer (links) sein Buch „Arm, aber ziemlich glücklich“. TV-Foto: Erich Gerten

Eisenschmitt. "Ich bin ja erst 72 Jahre alt" - mit diesen Worten leitet Gerd Bayer aus Bausendorf seine Lesung aus dem 2010 in zweiter Auflage erschienenen Büchlein "Arm, aber ziemlich glücklich" ein. In Sachen Buchlesungen hat er Erfahrung und stellt sich auf sein Publikum ein. Diesmal waren es 25 Zuhörer im gemütlichen Dachgeschoss des Clara-Viebig-Zentrums Eisenschmitt, die seinen Worten aus den 1994 in Erstauflage erschienenen Geschichten zur "Kindheit und Jugend am Deutschen Eck" lauschten. Er habe seine Kindheitserlebnisse aufgeschrieben, weil er sich in seiner Zeit als Lehrer immer wieder geärgert habe, wenn die Schüler Butterbrote weggeworfen haben. "Wir haben nach dem Krieg richtig Hunger gelitten", schildert Bayer mal in freier Rede, mal durch Passagen aus seinem Buch die Lebensumstände der Nachkriegszeit in seinem Heimatort Koblenz-Moselweiß in der Nähe des Krankenhauses Kemperhof. Das Leben war von wirtschaftlicher Not und den Sorgen um das tägliche Brot geprägt. Das Elternhaus bestand für sieben Personen aus nur drei Zimmern. Im Wohnzimmer wurde gekocht, gegessen, Hausaufgaben gemacht und samstags gebadet. Aber es gab nicht für jedes Kind neues Wasser in der bereitgestellte Wanne. Ansonsten spielte sich alles Kinderleben auf der Straße ab. Wenn die Kinder Hunger hatten, wurde bei der Oma geklingelt und die reichte Butterbrote heraus. Das war in der großen Stadt genauso wie auf dem Dorf, resümierten einige Zuhörer in der lebendig gestalteten Lesung. Es wurde viel geschmunzelt, und gelegentlich wurden auch Bemerkungen eingeworfen wie "Das war bei uns auch so". Das passte zum Resümee Bayers: Koblenz ist überall - das war überall so im Europa der Nachkriegszeit. Die kurzweilige Stunde endete mit einer Weihnachtsgeschichte und anschließenden Gesprächen mit dem Autor. gerGerd Bayer: Arm, aber ziemlich glücklich, Rhein-Mosel-Verlag 2010 (2. Auflage), broschiert, 151 Seiten, ISBN 978-3-89801-047-4, Preis: 9,90 Euro Person: Gerd Bayer wurde 1939 in Koblenz-Moselweiß als drittes von fünf Kindern einer Eisenbahnerfamilie geboren. Er erlebte die Nachkriegszeit als Schuljunge in Moselweiß in der damaligen Volksschule. Abitur am Johannes-Gymnasium Lahnstein. Studium der Geschichte und Germanistik in Bonn und Koblenz. Von 1964 bis 2004 war er Lehrer an der Realschule Zell. Bayer lebt seit 1990 in Bausendorf. Erste Bücher 1994 Notgeld im Kreis Bernkastel-Wittlich, Arm, aber ziemlich glücklich, Zeller Geschichte (1995) und viele weitere aus der Region. ger

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