Letzte Videothek im Kreis Bernkastel-Wittlich geschlossen „Stirb langsam“ war der Kassenschlager

Wittlich · Mit dem Video-Center Wittlich hat die letzte Videothek im Kreis dichtgemacht. Herbert Langanki aus Salmtal hat 40 Jahre lustige, spannende aber auch heiße Streifen verliehen.

 1990 eröffnet und 28 Jahre später geschlossen: Die Videothek in der Friedrichstraße in Wittlich hat dichtgemacht.

1990 eröffnet und 28 Jahre später geschlossen: Die Videothek in der Friedrichstraße in Wittlich hat dichtgemacht.

Foto: Christian Moeris

Man schrieb das Jahr 1978, als sich Herbert Langanki aus Salmtal einen der ersten Videorekorder kaufte, die damals auf den Markt kamen. „Aber man konnte nur in Trier bei einer Firma, die hieß ‚Telerent’, Filme ausleihen“, erinnert sich Langanki, der nach nun 40 Jahren seine Videothek in Wittlich geschlossen hat. „Ich war Anfang 30 als ich 1978 die erste Videothek in Wittlich in der Straße Obere Kordel eröffnet habe.“ Zeitgleich soll auch die kleinere Videothek „Videovision“ in der Oberstraße in Wittlich eröffnet haben.

Mit seiner eigenen Videothek machte Langanki sein Hobby zum Beruf: „Ich habe immer gerne Filme gesehen. Aber die Videokassetten waren damals unglaublich teuer und haben 200 bis 300 Mark gekostet.“ Um sein knappes Angebot – er eröffnete den Laden mit 350 Filmen, zu erweitern, sei er regelmäßig nach Berlin zur Funkausstellung gefahren. „Damals gab es noch kein Internet, mit dem man hätte herausfinden können, wo man Filme kaufen konnte. Deshalb fuhren wir zur Funkausstellung nach Berlin, wo man Kontakt mit den Filmfirmen aufnahm, um Filme zu kaufen.“

Für einen  seiner ersten Filme, „Die Wildgänse kommen“, habe er 249 Mark bezahlt. In den goldenen Zeiten seiner Branche betrieb Langanki ein Dutzend Videotheken in der Region wie unter anderem in Bernkastel-Kues, Traben-Trarbach und auch Piesport. „Die besten Jahre hatten wir nach dem Mauerfall 1989, als viele Menschen aus dem Osten in den Westen gekommen sind. Videokassetten war für die was neues.“ Zeitweise hätten in der Säubrennerstadt fünf Videotheken gleichzeitig existiert.

Der absolute Kassenschlager in Wittlich sei der erste Film aus der Reihe „Stirb langsam“ (Erscheinungsjahr 1988) gewesen, sagt Langanki. „Davon hatte ich 20 Videokassetten gekauft und die waren alle ein Jahr lang jeden Tag verliehen.“  In gleicher Weise hätten ihm die Kunden in Wittlich die Filme von Bud Spencer und Terence Hill aus den Händen gerissen. „Die waren sehr gefragt.“ Aber auch Filme mit den Schauspielern Charles Bronson und Clint Eastwood habe man für den Verleih blind kaufen können, sagt Langanki.

Mehr als die Hälfte seines Umsatzes habe er zeitweise mit dem Verleih von Erotikfilmen gemacht, erklärt der heute 70-jährige Rentner. „Wer solche Filme verleihen wollte, der musste einen separaten Eingang nachweisen, der zur Erotikfilmabteilung führte, damit Kinder und Jugendliche nicht da reingehen konnten.“ Insbesondere die Werke der Darstellerin Teresa Orlowski hätten die Kasse in Wittlich klingeln lassen, verrät Langanki.

Doch das Klingeln in der Kasse wurde über die Jahrzehnte bis zur Schließung im Januar immer leiser. „Obwohl die Kundschaft in den letzten Jahren schon zurückgegangen ist, habe ich aus Altersgründen aufgegeben. Die Unternehmensnachfolge in der Familie hat nicht funktioniert.“  Das Geschäft habe sich zum Schluss aber auch nur noch in Kombination mit einem Paketshop rentiert, verrät Langanki. „Das Hauptproblem der Videotheken ist nicht das Internet an sich, sondern die Raubkopierer- und Streamingportale. 

Viele Leute sehen Filme schon vor ihrer Kinopremiere illegal im Internet. Damit sind die Strafverfolgungsbehörden überfordert.“ Was dem 70-Jährigen auch nicht gefällt: „Pornos durften wir früher nur in einem besonderen Laden, der von außen nicht einsehbar war, verleihen. Heute kann jedes Kind im Internetbrowser ‚Sex’ eingeben und bekommt unvorstellbare Dinge zu sehen.“

Bei Langanki bekommt jetzt niemand mehr irgendwas zu sehen. Dabei sitzt er immer noch auf einem Riesenberg Filme. „Ich habe 30 000 Stück im Lager.“ Er werde sich nun mit dem Abverkauf der Ware beschäftigen, sagt der Renter – übers Internet.

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