Trier Beim Neustart soll der Ramsch rausfliegen

Trier · Meine Hilfe zählt: Exzellenzhaus-Verein bittet um Spenden, damit der Medienraum künftig besser ausgestattet werden kann.

 Der Student der Sozialen Arbeit, Sven Mierenfeld, betreut Kinder und Jugendliche im Trierer Exhaus medienpädagogisch.  Er hofft auf neue Computer- und Arbeitstische sowie Stühle für den Medienraum.

Der Student der Sozialen Arbeit, Sven Mierenfeld, betreut Kinder und Jugendliche im Trierer Exhaus medienpädagogisch.  Er hofft auf neue Computer- und Arbeitstische sowie Stühle für den Medienraum.

Foto: Katja Bernardy

Gerüste kleiden zurzeit die mit Graffiti übersäte Fassade des Trierer Exzellenzhauses ein. Der Boden zum provisorischen Medienraum des Exhauses, wie das Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum kurz genannt wird, knarzt mit jedem Schritt. Denn trotz Großbaustelle (der TV berichtete) geht die Arbeit von Sven Mierenfeld und seinen Kollegen auf engstem Raum weiter. Wie lange die Übergangsphase dauern wird, vermag niemand ganz genau zu sagen. Geplant ist, dass der sanierte Medienraum im Mai/Juni neu bezogen werden kann.

Kinder und Jugendliche aus Trier-Nord wie Sarah (17) und Kostas (11) kommen schon lange und regelmäßig nach der Schule in den Medienraum des Exhauses. Sarah macht an diesem Donnerstagnachmittag wie immer Hausaufgaben, Kostas spielt ein Videospiel mit seinem Bruder. Der Junge zückt sein Handy, stolz zeigt er ein Video, das er während eines Projektes gedreht hatte. Sahra sagt, sie gehe sehr gerne ins Exhaus, weil sie Freunde treffe und ihr beim Lernen geholfen werde. Und die Gymnasiastin macht mit, wenn beispielsweise Projekte mit Flüchtlingen angeboten werden, um Vorurteile abzubauen.

Lässt man den Blick durch die beiden Räume schweifen, fühlt man sich, abgesehen von den gespendeten Computern, in die 1970er Jahre zurückversetzt. Allerdings hat dies nichts mit bewusst gewähltem Retrostyle zu tun, sondern ist aus der Not heraus entstanden.

Elemente einer Couchgarnitur, auf der wohl schon Generationen Tausende von Abenden gechillt haben, stehen neben Schwingsesseln, deren vorherige Besitzer sie los werden und gleichzeitig Gutes tun wollten. Aber Vorsicht: Wer sich daraufsetzt, riskiert, dass es das letzte Mal war, dass jemand darauf gesessen hat. Denn mit Kreativität und Klebeband hat Sven Mierenfeld das Letztmögliche aus dem Sessel im Medienraum herausgeholt. Auch darum kümmert sich der Student der Sozialen Arbeit, der die Kinder und Jugendlichen mehrere Stunden pro Woche medienpädagogisch begleitet.

Auch beim Anblick der Stühle würde jeder Orthopäde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Sarah sagt, sie habe des Öfteren Rückenschmerzen nach dem Hausaufgabenmachen.

Weil einiges im Medienraum im Argen ist, bittet der Verein Exzellenzhaus auch auf der Spendenplattform des Trierischen Volksfreunds „Meine Hilfe zählt“ um Spenden, damit der viel genutzte Bereich zukünftig  kind- und rückengerechter ausgestattet werden kann.

Das medienpädagogische Team, dessen Arbeit aus Fördermitteln der Nikolaus-Koch-Stiftung finanziert wird, möchte zum Neustart neue Möbel anschaffen: kindgerechte Computer- und Arbeitstische, Stühle, eine gemütliche Sitzecke, Lampen und einige Vorhänge für die großen Fenster.

Denn wie bedeutend die Arbeit im Exhaus seit Jahrzehnten ist, ist unter anderem auf der Internetseite www.rettet-das-exhaus.de zu lesen. „Soziales Engagement, Toleranz, Offenheit und Vielfalt – für diese Werte stehen wir als Verein mit unserer sozialen und kulturellen Arbeit seit mittlerweile 46 Jahren ein: sei es im Kinderhort, der offenen Jugendarbeit, der Streetwork, dem Medienbereich oder dem Fanprojekt der Eintracht Trier“, heißt es dort. Auch vor Gründung des Vereins hat das Exhaus die Trierer bereits angezogen. Sie trafen sich etwa in Clubs, gründeten Bands und organisierten Konzerte, von denen heute Ü65-Jährige noch schwärmen.

2018 war ein schwieriges Jahr für den Verein: Durch Brandschutzauflagen und damit verbundene Einschränkungen war er in eine, freundlich ausgedrückt, finanzielle Schieflage geraten. Damit die Arbeit fortgesetzt werden konnte, hatte der Verein sich Anfang 2018 zu einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung entschieden. Nun ist die Umsetzung der Brandschutzauflagen in vollem Gange.

Auf mehreren Kanälen sammelt der Verein nun Geld, damit „Triers liebes Kind“ weiter bestehen kann. Damit der voraussichtlich bis Sommer sanierte Medienraum mit neuen Möbeln starten kann, hat der Verein Exzellenzhaus auch das Meine-Hilfe-zählt-Projekt „Spende für Inventar Medienraum“ gestartet. TV-Leserinnen und -Leser können unter der Projektnummer 67022 spenden  –  damit Kinder wie Sarah und Kostas bessere Bedingungen zum medienpädagogischen Lernen und Spielen haben. Oder eine Schülerin am Exhaus-Computer Bewerbungen schreiben kann und sie mit ihren Fragen nicht alleine bleibt.

Insgesamt werden 4000 Euro benötigt.

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