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Jede Schule sollte einen Schulsozialarbeiter haben, sagt Oswald Steines. Er bekleidet dieses Amt seit fünf Jahren an der Dualen Oberschule Wittlich.

 Schüler kommen mit schulischen und familiären Sorgen zu Oswald Steines. Er hört zu und gibt Ratschläge, wie das Problem gelöst werden könnte. TV-Foto: Bianca Weber

Schüler kommen mit schulischen und familiären Sorgen zu Oswald Steines. Er hört zu und gibt Ratschläge, wie das Problem gelöst werden könnte. TV-Foto: Bianca Weber

Wittlich. (bw) Mittlerweile gibt es sieben Schulsozialarbeiter im Kreis Bernkastel-Wittlich. Oswald Steines war der erste. Am 1. Februar 2003 trat er seine Stelle an der Dualen Oberschule Wittlich an. Die Größe der Schule und viele Kinder mit Migrationshintergrund gaben den Ausschlag, den ersten Schulsozialarbeiter im Kreis dort einzusetzen. Redaktionsmitglied Bianca Weber hat nach seinen Erfahrungen gefragt.Sie sind jetzt fünf Jahre im Amt. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer bisherigen Arbeit?Steines: Die Schule ist mit rund 540 Schülern, verteilt auf zwei Standorte, sehr groß. Das war eine Herausforderung. Schnell war klar, dass ich Einzelfallarbeit kaum leisten kann. Das Kollegium und ich haben entschieden, dass ich in den Klassen arbeite und mir Kooperationspartner suche. Das klappt sehr gut. Was machen Sie konkret in den Klassen?Steines: In den unteren Klassen geht es bei Projekten um das Kennenlernen der Gruppe, um Teamfähigkeit und Kooperation. Die 8. Klassen machen in Kooperation mit der Polizei Projekte zur Gewaltprävention. In den 10. Klassen arbeiten wir mit dem Netzwerk für Demokratie und Courage zusammen.Bringt es etwas, wenn Sie in Gruppen arbeiten?Steines: Definitiv. Ich stelle fest, dass Schüler, mit denen ich gearbeitet habe, ihre Sozialkompetenz weiterentwickeln. Aber Prävention macht nur Sinn, wenn sie kontinuierlich ist.Gibt es Schüler, die Sie einzeln betreuen?Steines: Es gibt Schüler, die regelmäßig zu mir kommen, weil vielleicht zu Hause keiner ist, der zuhört. Aber das sind wenige. Nach einem Erst- oder Zweitgespräch versuchen wir, Beratung bei Externen zu finden, die das besser können als ich. Einen Schüler, der zu Hause Probleme hat, verweise ich zum Beispiel mit den Eltern an die Lebens- und Erziehungsberatung. Mit welchen Sorgen werden Sie am häufigsten konfrontiert?Steines: Schüler kommen mit Problemen innerhalb der Familie zu mir. Pubertät spielt eine Rolle, die ungewisse Zukunft und schulische Ängste oder auch Konflikte innerhalb der Klasse.Wie sieht es mit Gewalt und Drogen aus?Steines: Drogen sind bei uns kaum ein Thema. Bisher kam nur ein Junge zu mir und hat gesagt, er würde sich gern helfen lassen. Gewalt ist eher ein Problem. Es gibt Konflikte, nicht unbedingt in der Schule, aber welche, die von außen in die Schule getragen werden. Es kann sein, dass Schüler aus einem Ort Streit haben. Der Schüler kommt mit einer Angst in die Schule und kann sich nicht konzentrieren. Dann muss man eine Lösung suchen — mit Eltern, Behörden, dem Jugendamt oder vielleicht auch mit der Polizei. Welche Probleme gibt es bei Ihrer Arbeit?Steines: Ich habe zwar eine ganze Stelle, aber die Duale Oberschule hat zwei Standorte. Ich versuche so gut wie möglich, beide Standorte abzudecken. Und ich muss mich disziplinieren, immer am Ball zu bleiben, nicht zu sagen, jetzt haben wir mit den 8. Klassen etwas gemacht, jetzt vernachlässige ich die. Eine Herausforderung ist es auch, Finanzquellen zu finden, wenn wir Dinge machen, die außerhalb der Schule stattfinden.Reicht eine Schulsozialarbeiterstelle für 540 Schüler? Steines: Eine Stelle zu schaffen, war sicher zu Anfang ein richtiger Schritt. Allerdings sollte es in naher Zukunft an jeder Schule einen Schulsozialarbeiter und eine Schulsozialarbeiterin mit einer vollen Stelle geben. Eine Kollegin könnte uns sicher unterstützen. Darüber hinaus wäre sie für viele Mädchen sicher eine bessere Vertrauensperson als ein Mann. Was bringt die Arbeit eines Schulsozialarbeiters?Steines: Er entlastet das Kollegium. Ich habe einen anderen Hintergrund. Ich habe Diplompädagogik studiert, ich kenne Probleme von Jugendlichen, problematische Situationen in Familien, ich habe im Jugendamt gearbeitet. Und ich bin Bindeglied zwischen Schülern, Eltern, Lehrern und Institutionen in Wittlich.

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