Nach verregnetem Sommerwetter: Harte Zeiten für Bienen und Imker

Bitburg/Trier/Wittlich · Es macht sich zwar endlich ein Gefühl von Sommer breit. Die nassen Tage haben den Imkern im Land allerdings zugesetzt: Sie melden gravierende Ausfälle bei der Honigernte. Detlef Römer, Malbergweich, erwartet eine Tonne weniger Honig. Herman-Josef Valerius, Kreisimkerverband, nennt die Honigproduktion "bescheiden". Es gebe Kollegen mit fast vollständigem Ernteausfall.

 Bruno Büchsenschütz ist bisher sehr zufrieden mit der Arbeit seiner Bienen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bruno Büchsenschütz ist bisher sehr zufrieden mit der Arbeit seiner Bienen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bitburg/Trier/Wittlich. Sie sorgen dafür, dass unsere Pflanzen bestäubt werden. Und sie sammeln fleißig Nektar, damit wir Verbraucher uns am Frühstückstisch den leckeren süßen Honig aufs Brötchen schmieren können. Bienen produzieren in Rheinland-Pfalz pro Jahr etwa zwei Millionen Kilogramm Honig. Das entspricht einem Wert von rund 14 Millionen Euro.
In diesem Jahr wird die Honig ernte allerdings deutlich geringer ausfallen. Grund ist das schlechte Wetter. "Die Imker im Raum Trier mussten sich mit einer bis zu 50 Prozent geringeren Frühtrachternte im Vergleich zum Vorjahr zufriedengeben", sagt Christoph Otten vom rheinland-pfälzischen Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen. Viele Imker hätten gar nicht schleudern können. Auch die Sommerernte werde deutlich geringer ausfallen, prognostiziert der Fachmann. Nur zehn bis 20 Prozent einer normalen Sommerernte erwartet beispielsweise Detlef Römer, Malbergweich, Vorsitzender des Imkerverbands Bitburg: "Mir wird eine Tonne Honig fehlen", sagt er.
Im Frühjahr hatte er Einbußen um etwa ein Drittel zu verkraften. "Das schlechte Wetter ist der Grund: Die Völker haben sich schlecht entwickelt wegen der mangelnden Pollenversorgung. Außerdem konnten sie oft nicht ausfliegen. Und die für uns wichtige Weißkleeblüte ist in diesem Jahr praktisch nicht existent", sagt der Imker, der 70 Bienenvölker hält. "Es gibt zwar keine Statistik, aber was ich von den Kollegen höre, läuft auf dasselbe hinaus."
160 Imker gibt es laut Detlef Römer im Eifelkreis Bitburg Prüm. In Bernkastel-Wittlich hat der Kreisimkerverband 182 Mitglieder, die 1334 Bienenvölker betreuen, plus eine unbekannte Zahl nicht organisierter Imker. Auch hier gilt: Die Ernte fällt "bescheiden" aus, wie Verbandsvorsitzender Hermann-Josef Valerius aus Altrich sagt: "Wir liegen, gemessen am Ausnahmejahr 2011, mit dem Honigertrag nur bei knapp der Hälfte. Gemessen an einem normalen Jahr liegt das Ernteergebnis um circa ein Drittel zurück.
Varroamilbe plagt Tiere


Es gibt aber auch Informationen von Imkerkollegen, die einen fast vollständigen Ausfall der Ernte zu verzeichnen haben." Dass die Bienen wegen des Wetters nicht fliegen konnten, hat nicht nur Auswirkungen auf die Menge des Honigs. Jeder, der ein Obstbäumchen im Garten hat, kann sehen, was die Folgen sind: Süße Früchte gibt es in diesem Jahr wenige. "In diesem Jahr hatten wir seit dem Frühjahr - und insbesondere während der Hauptblütezeit - überwiegend kühles und nasses Wetter, so dass die Bienen nicht fliegen konnten. Das zeigt sich jetzt auch an den Obstbäumen, die kaum einen Fruchtbehang aufweisen. Es hat an der notwendigen Bestäubung durch die Bienen gefehlt", erklärt Hermann-Josef Valerius. Was in Bitburg der Weißklee für die Bienen, ist in der hiesigen Region auch die Robinie, Scheinakazie genannt.
Die wichtige Pflanze, die in der Regel dank ihres Blütenreichtums "zu sicheren Honigernten" führe, sei in dieser Funktion "fast ganz ausgefallen", sagt Hermann-Josef Valerius: "Sie blühte fast überhaupt nicht."
Die Tiere plagt neben dem Wetter auch ein anderes Problem. Schon seit den 1960er Jahren geht es ihnen an den Kragen - ein Parasit befällt die Bienenvölker: die Varroamilbe. Wenn man bei Befall nicht eingreift, sind die Bienenvölker in zwei bis drei Jahren tot.
Noch keine Besserung in Sicht


Organische Säuren wie Ameisen-, Oxal- und Milchsäure sind aus Sicht des Experten geeignet, um gegen den Schädling vorzugehen. Dass dies dringend nötig ist, belegen die Zahlen des vergangenen Winters: Für Rheinland-Pfalz lag die Verlustquote bei den Bienenvölkern bei rund 18 Prozent, sagt Christoph Otten. Das Ergebnis basiere auf einer Umfrage unter tausend der landesweit rund 4700 Imker. Damit lag es exakt bei dem Ergebnis des Vorjahres - somit ist noch keine Verbesserung in Sicht.
Die geschätzte Zahl der Bienenvölker in Rheinland-Pfalz - regionale Erhebungen gibt es nicht - liegt aktuell bei 40 000 bis 45 000. Das ergibt eine Milliarde und 350 Millionen Bienen.
Und was kostet ein Pfund Honig? Detlef Römer, dessen Produkte auch über die Regionalmarke Eifel zu haben sind, hat den Preis heraufgesetzt auf 4,40 Euro plus Pfand.
Extra

Die Varroamilbe (Varroa destructor) ist eine circa 1,6 Millimeter große Milbe, wenn sie ausgewachsen ist. Sie beißt sich an der Honigbiene fest. Bei gleicher Proportion hätte ein entsprechender "Blutegel” beim Menschen die Größe eines Kaninchens. Die Varroose, wie dieser Parasitenbefall genannt wird, ist vor allem eine Krankheit der Brut. Da im Winterhalbjahr keine Brut aufgezogen wird, wechseln die Varroamilben in dieser Zeit notgedrungen auf die erwachsenen Bienen. (Quelle: Wikipedia) katExtra FÜR KINDER

Wisst ihr eigentlich, seit wann es Honig gibt? Schon in der Steinzeit nutzte der Mensch Honig als Nahrungsmittel, wie es 9000 Jahre alte Höhlenmalereien mit "Honigjägern" zeigen. Er war zunächst das einzige Süßungsmittel. Der wild lebenden Bienenvölkern abgenommene Honig wurde auch als Köder bei der Bärenjagd eingesetzt. Der Ursprung der Hausbienenhaltung wird im 7. Jahrtausend vor Christus in Anatolien in der heutigen Türkei vermutet. Um 3000 vor Chr. galt im alten Ägypten Honig als "Speise der Götter" und als Quelle der Unsterblichkeit: Ein Topf Honig hatte einen Wert vergleichbar dem eines Esels. wikipedia/red

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