Noch dreht sich kein Rad: VG Wittlich-Land informiert über Windkraftplanung - Erste Anlage nächsten Sommer möglich

Salmtal · Im gesamten Wittlicher Land steht noch nicht ein einziges Windrad. Schuld sind neue Bestimmungen vom Land und die Fusion mit der Verbandsgemeinde Manderscheid. Die erste Planung steht nun, und dagegen können Bürger noch bis Ende Juli ihre Einwände äußern. Die erste Anlage kommt frühestens nächstes Jahr.

Salmtal. Die Salmtalhalle ist mit vielen Stühlen gefüllt, besetzt sind nur wenige. Etwa 25 Bürger haben den Weg auf sich genommen, um sich über die Windkraftplanung in der Verbandsgemeinde Wittlich-Land zu informieren. Und der aktuellste Stand, den Katharina Willeke, Mitarbeiterin der Umweltplanung und Landschaftsarchitektur GmbH (BGH Plan), und Anton Hauprich, Leiter der Bauverwaltung der Verbandsgemeinde Wittlich-Land, am Montagabend präsentierten, ist ein sehr vorläufiger.

Erstmal ging es den Planern darum, wo in der Verbandsgemeinde überhaupt Windräder stehen könnten. Aufgrund von diversen Ausschlusskriterien ist das nur an wenigen Orten möglich. Um das herauszufinden, hat die BGH Plan geradezu Detektivarbeit leisten müssen. "Wir haben einen Kriterienkatalog erstellt, um Flächen definieren zu können", sagt Willeke.
In diesem Kriterienkatalog finden sich all die Gründe, die grundsätzlich gegen eine Windkraftnutzung sprechen. Das ist zum Beispiel in Naturschutzgebieten oder Siedlungen der Fall. Ebenso muss Rücksicht auf verschiedene Tierarten wie dem Schwarzstorch oder dem Rotmilan genommen werden.
Dann gelten weiter sogenannte Schutzabstände. So muss bis zum nächsten Ort ein Abstand von einem Kilometer eingehalten werden, ehe sich das erste Windrad drehen darf - zu Wanderwegen sind es nur 200 Meter Abstand. Und die Flächen, auf die kein Ausschlusskriterium zutrifft, müssen dann auch noch groß genug sein. Einzelne Windräder sollen nicht aufgestellt werden dürfen. Mindestens drei müssen es sein. Dafür braucht es laut Katharina Willeke wenigstens 20 Hektar Land.
Wendet man all diese Kriterien auf die Verbandsgemeinde (VG) an, bleibt ein einziger Flickenteppich. 2162 Hektar würden nach aktuellem Stand für eine Windkraftnutzung infrage kommen. Das entspricht in etwa 5,4 Prozent der gesamten VG-Fläche (siehe Grafik).
Bei der Größenordnung wird es aber nicht bleiben, ist sich Willeke schon heute sicher: "Die angegebene Fläche wird wohl noch zur Hälfte oder noch mehr schrumpfen." Denn in die aktuelle Planung noch nicht mit aufgenommen sind beispielsweise die Bereiche, die aus Gründen der Flugsicherung nicht genutzt werden dürfen. Das ist im Nordwesten der VG wegen des Flughafens Spangdahlem der Fall. Ebenfalls wurden Straßen und Wege nicht mit in die Planung aufgenommen.
Selbst wenn die Vorrangfläche für potenzielle Windenergie noch deutlich nach unten korrigiert werden dürfte, mit aktuell 5,4 Prozent der VG-Fläche liegt man in Wittlich-Land noch deutlich über den vom Land Rheinland-Pfalz geforderten zwei Prozent, die jede VG bereitstellen sollte.
Das bedeutet im Endeffekt aber nicht, dass in der VG ein Flickenteppich an Windrädern entstehen wird. Vorrangfläche bedeute im Grunde erstmal, dass außerhalb dieser Flächen keinesfalls ein Windrad gebaut werden darf, sagt Anton Hauprich.

So geht es nun weiter: Alle Bürger der VG können jetzt Einwände gegen die aktuelle Planung einbringen. Diese hat schriftlich an die VG-Verwaltung Wittlich Land, Kurfürstenstraße 1, 54516 Wittlich, per E-Mail: info@vg-wittlich-land.de oder in der Verwaltung als Niederschrift zu erfolgen. Möglich ist das noch bis zum Freitag, 31. Juli.
Die bis dahin eingereichten Einwände bespricht der VG-Rat vermutlich im September in der ersten Sitzung nach der Sommerpause. Ist das erfolgt, startet eine neue Beratungsrunde mit Behörden, Gemeinden und Bürgern. Läuft alles glatt, könne schon im nächsten Sommer das allererste Windrad in der VG errichtet werden, sagt Hauprich. Festlegen möchte er sich aber nicht auf einen Termin: "Das kann genauso gut noch Jahre dauern."

Das sagen die Windkraftgegner: "Wir zerstören ganz wichtigen Lebensraum, ohne eine Speichermöglichkeit zu haben", sagt Anke Roth-Simon aus Hupperath. Dirk Rieb aus Osann-Monzel zweifelt die Wirtschaftlichkeit der Windräder an: "In unserer Region erreichen Windkraftanlagen eine Auslastung von ungefähr 20 bis 25 Prozent gemessen an den Volllaststunden. Dies ist bedeutend weniger als die Auslastung, die Windkraftanlagen auf Ostsee-Plattformen oder der Nordsee erreichen."
Das Thema Wirtschaftlichkeit steht ohnehin auf einem ganz anderen Blatt Papier, sagt Anton Hauprich. "Wir weisen nur potenzielle Flächen aus." Die Wirtschaftlichkeit müssten die Anlagenbetreiber prüfen. "Niemand wird gezwungen, ein Windrad auf einer ausgewiesenen Fläche aufzustellen."
Heute um 18 Uhr findet im Kurhaus Manderscheid erneut eine Einwohnerversammlung zu diesem Thema statt.Meinung

Doppelmoral darf nicht sein
An erneuerbaren Energien führt kein Weg vorbei und da muss jeder im Land sein Päckchen tragen. Sicherlich, Anlagen in Nord- und Ostsee sind deutlich leistungsfähiger, aber auch Windräder im Wittlicher-Land produzieren Strom und erwirtschaften Gewinne. Da stellt sich die Frage nach der Daseinsberechtigung nicht. Es geht nicht, dass jeder laut nach erneuerbaren Energien schreit, aber das Tor verschließt, wenn es um die Umsetzung geht. Das ist eine Doppelmoral, die so nicht sein kann. Am Ende ist die Rechnung ganz einfach. Jedes Watt aus einem Windrad ist zu 100 Prozent grüner als eins aus Cattenom. s.klipp@volksfreund.de Zurzeit vollzieht sich im Land die größte Landschaftsverschandelung seit Jahrhunderten. Wer wissen will, wie aus einer Kulturlandschaft mit Wäldern, sanften Hügeln und Wiesen eine Industrielandschaft mit riesigen, sich drehenden Rotoren wird, muss nur auf den Hunsrück Richtung Kappel und Simmern fahren. Auch ich bin für erneuerbare Energien und gegen Atomkraft. Aber nicht für den Preis, dass eine Landschaft völlig entstellt wird. Es wohnen mehr Windradbefürworter in Städten als in Dörfern. Die Last sollen aber die Menschen auf dem Land tragen. Ich kann ihnen nur zurufen: Wehrt euch! w.simon@volksfreund.de

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