Papa kommt aus Algerien und Mama aus Polen

Wittlich · Hoch informativ einerseits und berührend andererseits war der Vortrag "Ich bin Wittlicher und komme aus Algerien", den Yahia Bettahar im Casino gehalten hat. Dazu eingeladen hatten die Stadtbücherei Wittlich und die Casino-Gesellschaft.

Wittlich. Vor rund 60 Zuhörern eröffnete die neunjährige Aicha Bettahars, nach einleitenden Worten des Beigeordneten der Stadt Wittlich, Jörg Hosp, und Peter Schulzes von der Casino-Gesellschaft den Abend. "Ich erzähle von meiner Multi-Kulti-Familie. Mein Papa kommt aus Algerien, meine Mama aus Polen, und meine Geschwister und ich sind Deutsche. Der Papa kocht ziemlich scharf, die Mama eher europäisch, und es schmeckt uns gemeinsam immer gut."
Aufgrund des natürlichen Charmes und Mutes der selbstbewussten Aicha war das Eis sofort gebrochen und in quasi familiärer Stimmung berichtete Yahia Bettahar über Algerien, das größte Land Afrikas, siebenmal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland, sehr dünn besiedelt und in der riesigen Sahara-Region unwirtlich und menschenfeindlich. Er erzählte über die Geschichte des Landes, die Küche und die Kultur, von den unterschiedlichen Ethnien, dem schrecklichen Bürgerkrieg in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und seiner daraus resultierenden Flucht nach Deutschland. Seit 20 Jahren lebt und arbeitet er in Wittlich, wo er sich wohlfühlt und viele Freunde hat.
Seine Frau Dorota stammt aus Polen, das Ehepaar hat drei gemeinsame Kinder, hält einerseits den Ramadan ein und feiert andererseits Weihnachten. Sie sind Wittlicher durch und durch, die ihre (neue) Heimat lieben und sich zu Hause fühlen. Aicha und ihre Geschwister sind in Wittlich geboren, eine andere Heimat haben die drei Kinder ebenso wenig wie die heutigen Nachfahren der "Urwittlicher".
Viele Fragen hatte das Publikum an Bettahar, der diese gerne und ausführlich beantwortete. Die Zuhörer sind schon gespannt, in welches Land der nächste Vortrag der Reihe "Ich bin Wittlicher und komme aus ..." führt. red

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