Platz für mehr Strom

Niederstedem/Bengel · Der starke Ausbau der Windkraft in der Eifel- und Hunsrückregion hat dazu geführt, dass die vorhandenen Stromtrassen an ihre Grenzen gestoßen sind. Daher arbeitet der Netzbetreiber Amprion am Bau einer neuen Höchstspannungsleitung zwischen Koblenz und Niederstedem. 145 Millionen Euro werden laut Unternehmen investiert, davon derzeit allein 30 Millionen an der Umspannanlage Niederstedem, Eifelkreis.

 Die Umspannanlage zwischen Niederstedem und Wolsfeld wird aufgerüstet für die neue Höchstspannungsleitung, die aus Richtung Koblenz kommen soll. TV-Foto: Uwe Hentschel

Die Umspannanlage zwischen Niederstedem und Wolsfeld wird aufgerüstet für die neue Höchstspannungsleitung, die aus Richtung Koblenz kommen soll. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Niederstedem/Bengel. Wie genau die Trasse am Ende verlaufen wird, steht noch nicht fest. Denn die geplante Höchstspannungsleitung Koblenz-Bitburg, welche die beiden Umspannanlagen Weißenthurm (bei Koblenz) und Niederstedem verbinden soll, ist in drei Abschnitte eingeteilt. Und diese Teilstücke unterscheiden sich nicht nur in ihrer geografischen Lage, sondern auch in ihrem Planungsstand.
Während im ersten Abschnitt zwischen Weißenthurm und Pillig bereits an der Detailplanung gearbeitet wird, befindet sich Abschnitt zwei zwischen Pillig (VG Maifeld) und Bengel (VG Traben-Trarbach) erst im Raumordnungsverfahren. Das heißt, dort muss man sich erst noch auf den geeigneten Verlauf der Trasse einigen. Beim dritten Abschnitt, der von Bengel über Wittlich bis nach Niederstedem führt, ist man noch am Anfang des Genehmigungsprozederes. Die Trasse wird in Niederstedem enden, wenn die dortige Umspannanlage entsprechend umgebaut worden ist.
Genau das wird derzeit getan. Bereits seit vergangenem Jahr laufen an der Anlage zwischen Niederstedem und Wolsfeld die Arbeiten. "Es handelt sich sowohl um eine Sanierung als auch um eine Erweiterung", sagt Andreas Preuß, Sprecher des Netzbetreibers Amprion. Wichtigste Voraussetzung für die neue Höchstspannungsleitung sei die Umstellung der Umspannanlage von derzeit 220 auf 380 Kilovolt (KV). Rund 30 Millionen Euro sollen in Niederstedem investiert werden. Dass dafür eine Bauzeit von drei Jahren veranschlagt ist, hängt laut Preuß mit der Funktion der Anlage zusammen. "Wir müssen die Anlage ja während des laufenden Betriebs umbauen", erklärt der Pressesprecher, "und das ist nicht ganz einfach." Dass sich der Netzbetreiber diese Arbeit antut, liegt nach dessen Aussage vor allem an den Windkraftanlagen, die in den vergangenen Jahren im Eifel-Hunsrück-Raum errichtet wurden. Diese könnten in Spitzenzeiten zusammen bis zu 4,5 Gigawatt leisten, was ausreiche, um eine Million Vier-Personen-Haushalte mit Strom zu versorgen, aber auch um das Netz, in das dieser Strom eingespeist wird, zu überlasten. Die Umstellung von 220 auf 380 KV sei also notwendig, damit zukünftig die Versorgung der Region sichergestellt und die überschüssige Windenergie abtransportiert werden könne, so Amprion.
Die rund 46 Kilometer lange Leitung, in die das Unternehmen aus Dortmund insgesamt 145 Millionen Euro investieren will, soll zumindest im zweiten Abschnitt überwiegend entlang der derzeitigen Trasse verlaufen. Die Inbetriebnahme der 380-KV-Leitung ist für 2019 geplant.Extra

Bei der Stromversorgung wird zwischen vier Spannungsebenen unterschieden: Nieder-, Mittel-, Hoch- und Höchstspannung. Niederspannung (230 bis 400 Volt) dient zur Versorgung von Haushalt und Gewerbe, Mittelspannung (10 000 bis 35 000 Volt) zur Abdeckung des Strombedarfs in Kleinstädten oder Handelsunternehmen. Hochspannung (110 000 Volt) wird für größere Städte und stromintensive Industrie benötigt und Höchstspannung (220 000 bis 380 000 Volt) für extrem stromintensive Industrie. Der Strom wird über mehrere Spannungsebenen transportiert. Die optimale Spannungsebene hängt dabei von der Entfernung und der zu übertragenden Leistung ab. Große Distanzen werden in der Regel über Höchst- oder Hochspannungsleitungen zurückgelegt. Umspannanlagen/Umspannwerke sind die Verbindungen zwischen diesen Ebenen. Dort erfolgt die Transformation von der einen in die andere Spannungsebene. uhe

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