Plötzlich steht da ein Container

Binsfeld · Mit einem ungewöhnlichen Problem muss sich derzeit eine Frau aus Binsfeld beschäftigen. Ein Textilhandelsunternehmen hat der Frau einen Sammelcontainer aufs Grundstück gestellt. Nun will sie versuchen, den Behälter wieder loszuwerden. Das lässt sich jedoch nicht ohne weiteres bewerkstelligen.

 Dieser Altkleider-Container ist ohne Rücksprache mit der Grundstücksbesitzerin in Binsfeld aufgestellt worden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Dieser Altkleider-Container ist ohne Rücksprache mit der Grundstücksbesitzerin in Binsfeld aufgestellt worden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Binsfeld. Halten Sie es für möglich, dass Ihnen irgendjemand einfach so und ungefragt einen Altkleidercontainer aufs Grundstück stellt? So etwas gibt es nicht? Gibt es doch. In der Binsfelder Ortsmitte steht seit Anfang der Woche ein solcher Behälter.
Der Container steht in der Ortsmitte der Gemeinde auf einem privaten Grundstück. Cilli Platz, Tochter der betagten Besitzerin, sagt: "Mit uns hat niemand gesprochen. Es hat niemand die Erlaubnis erteilt, dass ein Altkleidercontainer aufgestellt werden darf." Platz möchte deshalb auch, dass der Behälter umgehend entfernt wird.
Doch mit dem Entfernen ist das so eine Sache. Laut Aufkleber ist die Textilverbund AG Frankfurt Eigentümerin des cremefarbenen Containers. Unter der angegebenen Telefonnummer ist niemand erreichbar. Diese Erfahrung hat auch Werner Pitsch, erster Beigeordneter der Ortsgemeinde Binsfeld, gemacht. Er wollte sich darum kümmern, dass der offensichtlich ohne Einverständnis abgestellte Behälter wieder abgeholt wird, und hat die angegebene Nummer angerufen. "Da meldet sich keiner", sagt Pitsch. Er berichtet davon, dass sich im Internet auch andere Bürger darüber beschwert haben, dass ihnen die Frankfurter Firma ungefragt einen Container aufs Grundstück gestellt hätte.
Fälle in ganz Deutschland


Werner Pitsch hat mit seiner Beobachtung recht. Quer durch die Republik gibt es immer wieder Medienberichte darüber, dass die Textilverbund AG Frankfurt und andere Firmen einfach so und unerlaubt Sammelbehälter aufstellen. Unter anderem auch in der Verbandsgemeinde Schweich gab es bereits Probleme mit solchen Kleidercontainern (der TV berichtete). Und die Kontaktaufnahme mit dem Unternehmen scheitert daran, dass niemand unter der angegebenen Nummer abhebt.
Bei der Kreisverwaltung in Wittlich ist die Textilverbund AG keine Unbekannte. Pressesprecher Manuel Follmann sagt, dass diese und eine weitere Firma Textilsammlungen angezeigt haben. Dazu sind sie nach Kreislaufwirtschaftsgesetz verpflichtet. "Die entsprechende Prüfung durch die Untere Abfallbehörde dauert noch an", sagt Follmann.
Stehen die unaufgefordert aufgestellten Container auf öffentlichem Grund und Boden, kann die jeweilige Kommune den Abtransport verlangen. Steht der Behälter wie in Binsfeld auf einem Privatgrundstück, ist der Besitzer am Brett. Die Kreisverwaltung rät, in solch einem Fall die Besitzer der Container schriftlich unter Fristsetzung zur Entfernung des Behälters aufzufordern. Dies sollte laut Follmann mit der Androhung verbunden werden, dass der Container andernfalls entfernt und ohne Leistung von Schadensersatz beseitigt wird. Die Kosten des Abtransports und der anschließenden Lagerung solcher Container muss der Grundstücksbesitzer tragen. Er kann sie jedoch beim aufstellenden Unternehmen geltend machen. Notfalls auf juristischem Weg. har
Über das Geschäft mit Kleiderspenden sendet der NDR heute um 21.15 Uhr die Reportage "Die Altkleider-Lüge". Laut NDR wird ein Großteil der jährlich in Deutschland anfallenden rund 700 000 Tonnen Altkleider weiterverkauft. Nur ein geringer Teil der Kleidung werde direkt in Deutschland an Bedürftige ausgegeben.

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