Raum ermöglichen, in dem echte Reue wachsen kann

Wittlich/Trier · Der 45-jährige Peter Maus ist katholischer Gefängnisseelsorger in den Justizvollzugsanstalten Wittlich und Trier. Der katholische Pfarrer hat das Amt von seinem Vorgänger Ferdinand Kohn übernommen.

 Schlüsselübergabe: Pfarrer Maus (links) hat die Nachfolge von Pfarrer Kohn als Gefängnisseelsorger angetreten. Foto: privat

Schlüsselübergabe: Pfarrer Maus (links) hat die Nachfolge von Pfarrer Kohn als Gefängnisseelsorger angetreten. Foto: privat

Foto: (m_wil )

Wittlich/Trier. Peter Maus steckt einen großen Schlüssel ins Schloss. Die schwere Türe öffnet sich, Maus geht hindurch. Verschlossene Türen gehören zu seiner Arbeit. Der 45-Jährige ist katholischer Gefängnisseelsorger in den Justizvollzugsanstalten Wittlich und Trier. Inzwischen hat er das Amt von seinem Vorgänger Ferdinand Kohn übernommen. Zusammen mit seinen Kollegen betreut er rund 1000 Strafgefangene und rund 500 Angestellte. "Für die Menschen da sein" sieht er dabei als seine Aufgabe.
Mehrere Gespräche führt Maus täglich mit Gefangenen. "Und daraus ergeben sich oft andere Dinge", erklärt er. So fährt er schon mal viele Kilometer, um mit Angehörigen zu sprechen - über Alltagsangelegenheiten von finanzieller Art bis zur Kinderbetreuung. Einfache Dinge, die doch belasten, wenn der Gefangene sich vor Ort nicht darum kümmern kann.
"Man muss einfach wissen, was man für Hilfe zulässt, dass es deeskalierend wirkt", erklärt Maus. "Seelsorge kann auch bedeuten, einfach den Druck rauszunehmen." Und die Gefangenen danken es oft, dass sie in den Seelsorgern einen Ansprechpartner haben. "Ich bekomme immer noch liebe Post für meinen Vorgänger Pfarrer Kohn", sagt Maus. Oder auch einen Anruf.
Dass seine "Schützlinge" oft anderen Leid zugefügt haben, das ist Maus bewusst. "Mit der Seelsorge kommt auch das Opfer ins Gespräch", erklärt er. So versuche er im Gespräch, "Raum zu ermöglichen, damit echte Reue wachsen kann". Eine Herausforderung sei es, die richtige Distanz zu finden. Und "Geduld ist eine echte Tugend." Doch sei es die Arbeit auf jeden Fall wert. Sein Lieblingsevangelium sei in dem Zusammenhang die Geschichte um den Zöllner Zachäus, erklärt Maus. Der Sünder habe die Nähe zu Jesus gesucht, Jesus ist bei ihm eingekehrt - trotz Proteste der anderen Leute. Und Zachäus änderte daraufhin sein Leben. Seelsorge bedeute auch, "neue Perspektiven zu geben", sagt Maus.
Schon in seiner Kindheit habe sich Maus von dem Beruf des Priesters angesprochen gefühlt. "Ich wurde früh gerufen, habe aber spät geantwortet", sagt er. Mit 35 empfing er 2006 die Priesterweihe, nachdem der gebürtige Trier-Eurener lange als Gemeindereferent in Daun gearbeitet hatte. Dem folgten Stationen als Kaplan in Adenau und als Pfarrer in Arzfeld. Als Maus hörte, dass Pfarrer Kohn in Ruhestand ginge, bot er dem Bistum Trier an, ihm als Gefängnisseelsorger nachzufolgen. Als Diakon, kurz vor der Priesterweihe, hatte er im Gefängnis gearbeitet. "Und ich habe dort schon viel von Pfarrer Kohn gelernt", sagt Maus. Etwa, "den langen Atem für die kleinschrittigen Prozesse bei den Menschen, die ich hier begleite." An die Menschen herankommen sei nicht einfach. Die Beziehung müsse "gepflegt, gehegt und begleitet werden." red

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