Reitverein kämpft um Wittlicher Anlage

Der insolvente Reit- und Fahrverein Wittlich sucht seit Monaten vergeblich nach einem Geldgeber, der die Anlage am Sportzentrum saniert und verpachtet. Laut Insolvenzverwalterin könnte sich jedoch in den kommenden Wochen eine Lösung für den Erhalt der Reitanlage anbahnen.

 16 von 42 Boxen in den Stallgebäuden des Wittlicher Reitvereins sind derzeit belegt. Wenn das Insolvenzverfahren noch länger dauert, könnten diese Pferde bald noch weniger Gesellschaft haben. TV-Foto: Christa Weber

16 von 42 Boxen in den Stallgebäuden des Wittlicher Reitvereins sind derzeit belegt. Wenn das Insolvenzverfahren noch länger dauert, könnten diese Pferde bald noch weniger Gesellschaft haben. TV-Foto: Christa Weber

Wittlich. Der Wittlicher Reit- und Fahrverein ist insolvent. Das Verfahren läuft bereits seit etwa drei Monaten. Seither kämpfen der Traditionsverein und die Trierer Rechtsanwältin Christine Frosch als Insolvenzverwalterin für den Erhalt der Anlage neben dem Sportzentrum. Bisher sind jedoch etliche Rettungsversuche gescheitert, unter anderem der Verkauf umliegender Grundstücke an die Stadt Wittlich. Aktuell sucht Frosch nach einem Investor, der die Reitanlage komplett saniert und dann verpachtet (der TV berichtete).

Bisher ist jedoch kein Geldgeber in Sicht, der auch die Fortsetzung des Reitbetriebs garantiert. "Das ist aber weiter unser Fokus", sagt die Insolvenzverwalterin. Ein reiner Verkauf komme für sie nicht in Frage. Möglicherweise, deutet Frosch an, bahne sich eine Rettung in Form eines Insolvenzplans an. Konkret dazu äußern möchte sie sich zum derzeitigen Zeitpunkt jedoch nicht. Sie will ihre Pläne erst mit dem Vereinsvorstand abstimmen, ein Treffen ist noch für diese Woche geplant. Der Betrieb auf der Anlage laufe derweil weiter wie gehabt, teilt Christine Frosch mit. Sie habe den Verein dieses Jahr auch wieder als Ausrichter des traditionellen Mai-Turniers angemeldet, das 2010 wegen der finanziellen Probleme ausfallen musste. "Das ist seit 40 Jahren das erste Turnier im Freien in der Region", erklärt der Vereinsvorsitzende Fritz Mayr. "Und das soll auch so bleiben."

Sorgen bereitet der schwindende Nachwuchs



In guten Zeiten sind an den zwei Tagen 200 Reiter mit rund 500 Pferden am Start. Viele reisen aus Luxemburg und sogar aus dem Raum Koblenz an. Laut Mayr betreibt der Verein weiterhin ehrenamtlich die Reiterstube.

Die Zahl der belegten Boxenplätze sei unverändert, nach wie vor stünden 16 Pferde im Stall. Beim Reitunterricht würde der Verein von auswärtigen Trainern unterstützt.

Sorgen bereitet Mayr derweil, dass der Nachwuchs schwindet - eine Folge der schwierigen finanziellen Lage. Für die Jugendlichen fehle ein guter Reitlehrer. "Den können wir derzeit nicht bezahlen." Und von den Vereinsmitgliedern, die derzeit Reitstunden geben, seien die meisten voll berufstätig. Ihnen fehle die Zeit für regelmäßigen Unterricht. Obwohl die Insolvenz nun schon länger andauert als erhofft, bleibt Mayr optimistisch: "Wir gehen weiter positiv an die Sache ran. Schon allein wegen der wunderschönen Anlage."

An dem Gerücht, dass sich die Hofgut Stift Kloster Machern AG für die Anlage interessiert, ist laut Insolvenzverwalterin Frosch nichts. Die Gesellschaft hat 2007 das ehemalige Klostergelände in St. Paul gekauft. Dort plant sie unter anderem ein Mehrgenerationen-Dorf samt Reitanlage.

Hans Jürgen Lichter, Vorstandsvorsitzender der Hofgut Stift Kloster Machern AG, bestätigt zwar eine Besichtigung der Anlage am Sportzentrum. Daraus habe sich jedoch kein weiteres Interesse ergeben. In der Gesamtkonzeption für St. Paul sei weiterhin ein Reiterhof auf dem früheren Klosterareal geplant - mit Schwerpunkt auf therapeutischem Reiten.

Das Konzept für den zweiten Bauabschnitt wird dem Wittlicher Stadtrat laut Lichter heute bei einem Treffen in St. Paul vorgestellt.

ExtraDer Reit- und Fahrverein Wittlich besteht seit 1955. Er hat derzeit etwa 130 Mitglieder. Zur Reitanlage am Wittlicher Stadtrand, direkt neben dem Sportzentrum, gehören ein Stallgebäude, eine Reithalle, Außenboxen, ein Dressurviereck, ein großer Dressurplatz, ein Springplatz , mehrere Abreiteplätze, 1,5 Hektar Koppelfläche und weitere drei Hektar Wiesen und Weiden. Insgesamt gibt es 42 Pferdeboxen, die aktuell mit 16 Pferden, darunter vier Schulpferde, belegt sind. Der Traditionsverein nimmt regelmäßig an Umzug und Schauspiel während der Wittlicher Säubrennerkirmes teil und stellt Pferde für den St. Martinsumzug. Jedes Jahr im Mai richtet der Verein in Wittlich das erste Freiland-Turnier der Saison aus. (cweb)

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