Rettungsaktion für Streuobstwiesen

Bernkastel-Wittlich · Einst prägten sie das Erscheinungsbild von Eifel, Mosel und Hunsrück, heute sind viele Streuobstwiesen Neubaugebieten, Straßen und Ackerbau gewichen. Naturschützer wollen diesem Trend entgegenwirken.

 Streuobstwiesen zieren wie hier bei Wehlen die Landschaft. Doch ihre Zahl geht zurück. TV-Foto: Klaus Kimmling

Streuobstwiesen zieren wie hier bei Wehlen die Landschaft. Doch ihre Zahl geht zurück. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bernkastel-Wittlich. Sie sind ein Stück Eifelkultur, bringen Früchte hervor, aus denen sich Säfte, Viez, Brände und Gelees herstellen lassen, setzen vor allem zur Blütezeit Duftmarken im Landschaftsbild, bieten einen Lebensraum für zahlreiche Tierarten - und verschwinden doch mehr und mehr aus der Region.
Eine Tagung im Kloster Himmerod beschäftigt sich daher am morgigen Samstag mit der Frage, wie Streuobstwiesen wieder stärker in den Fokus gerückt und interessanter für die Nutzer gemacht werden können. Sie ist der Auftakt einer Veranstaltungsreihe.
Die Projektidee stammt von der Arbeitsgruppe Kommunikation in Naturschutz und Landwirtschaft der Lokalen Arbeitsgruppe Vulkaneifel. Darin haben sich Kommunen zusammengeschlossen, um Natur, Geologie, Kultur und Landwirtschaft sowie Tourismus und Wirtschaftsentwicklung zu stärken. "Wir hoffen, dass sich der Anbau und die Pflege von Streuobstwiesen wieder stärker in unserer Region etablieren", erklärt Sprecher Birger Führ aus Heckenmünster die Motivation.
Zahlen zur Verbreitung der Wiesen gibt es zwar nicht. Doch die Streuobstwiesen, die einst viele Orte in der Eifel säumten, sind nach Auskunft Führs mehr und mehr Neubaugebieten gewichen. Auch dem Straßenbau fielen sie häufig zum Opfer, ebenso der extensiven Landwirtschaft: Sie standen der großflächigen Bewirtschaftung von Feldern im Weg. Größere Streuobstwiesen gibt es nach Auskunft von Klaus Reitz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel unter anderem noch in Wehlen, Berglicht und Plein. Primär würden Äpfel angebaut, aber auch Birnen, Zwetschgen und Kirschen, Walnüsse und Esskastanien.
Aufwendige Pflege


"Viele Streuobstwiesen werden aber nicht gepflegt", erklärt Führ ein weiteres Problem. Zwar wurden einige als Ausgleichsflächen angelegt, doch "niemand hat sich anschließend darum gekümmert." Einige Bestände seien daher nicht mehr zu retten. Auch vielen Privatbesitzern sei die Pflege der Bäume heute zu aufwendig. Viele Bestände sind daher überaltert und vernachlässigt.
An dieser Stelle setzte die Flurbereinigung in Schalkenmehren und Udler an - mit dem Ziel, die Wiesen in die Hände derer zu geben, die ein Interesse an der Bewirtschaftung haben.
Dort wurden die Bestände in einem Obstbaumkataster erfasst. Dies war gleichzeitig der Ausgangspunkt für die Organisation des Streuobstforums und der anschließenden Workshops. Veranstalter ist die Akademie Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz, die Inhalte gestaltet primär das DLR Eifel.
"Hier wollen wir auch die Akteure zusammenbringen", erklärt Jörg Savelkouls vom DLR Eifel in Bitburg - also Privatbesitzer sowie Kommunen, Vermarkter und Kunden. In dem Forum, zu dem sich knapp 50 Teilnehmer angemeldet haben, geht es unter anderem um die Fragen nach der Bewirtschaftung der Wiesen, ihrer Bedeutung als Lebensraum und die Vermarktung der Produkte - beispielsweise unter dem Dach der Regionalmarke Eifel.
So soll auch das wirtschaftliche Interesse am Anbau der Früchte wieder forciert werden.
Weitere Workshops befassen sich mit der Jungbaumpflege (Mai) und der Imkerei (Juni). Die genauen Daten und Veranstaltungsorte stehen noch nicht fest. Am 12. November gibt es die Möglichkeit, Apfelsorten bestimmen zu lassen. Die LAG Vulkaneifel hat auch eine Informationsbroschüre über Streuobstwiesen erstellt. Sie wird in Kürze erhältlich sein. Kontakt per E-Mail an alr@dlr.rlp.de, Internet: www.landschafft.rlp.de uq Streuobstwiesen sind ein wichtiger Lebensraum für Tiere, unter anderem Schmetterlinge und Vogelarten wie Kleiber, Steinkauz und Meise. Viele Insekten, die auf der roten Liste stehen, wie Hornissen und Wildbienen, finden Unterschlupf im Totholz - also in abgestorbenen Bäumen und abgefallenen Ästen. uq

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