Auszeichnung Schicksalsschlägen mit Lebensmut und Tatkraft begegnen

Wittlich/Trier · Der Lüxemer Ewald Sausen wird für die jahrzehntelange Pflege seiner Familie mit der Landesverdienstmedaille geehrt.

 ADD-Präsident Thomas Linnertz (rechts) ehrt Ewald Sausen (Zweiter von rechts), hier begleitet von seiner Tochter Christiane, mit der Landesverdienstmedaille.

ADD-Präsident Thomas Linnertz (rechts) ehrt Ewald Sausen (Zweiter von rechts), hier begleitet von seiner Tochter Christiane, mit der Landesverdienstmedaille.

Foto: Martin Recktenwald

Jüngst ist das Thema Pflege wieder Gegenstand zahlloser politscher Debatten. Doch fällt es persönlich Nichtbetroffenen mitunter schwer zu ermessen, was es tatsächlich heißt, ganz für andere Menschen da zu sein. Ewald Sausen hingegen hat es erfahren: Jahrzehntelang pflegte er seine beiden behinderten Söhne und später seine alzheimerkranke Frau. Aus Sicht der Ministerpräsidentin ist dieses Engagement vorbildlich, weshalb der 90-Jährige aus Wittlich-Lüxem jetzt mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet wurde.

Aus dem Mund des Geehrten hört sich die Sache recht simpel an. „Meine Familie hat für mich immer an erster Stelle gestanden. Ich hab‘s gern gemacht“, begründete Sausen beim Festakt in den Räumen der ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion) im Kurfürstlichen Palais Trier seinen Einsatz.

Doch einfach hat es seine Familie in Wahrheit nie gehabt. Der erste Sohn kam durch Sauerstoffmangel bei der Geburt schwerstbehindert zur Welt. Im Alter von 18 Jahren wurde der zweite Sohn bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt. Im Krankenhaus Wittlich wurde er reanimiert. Danach war auch er als Schwerstbehinderter auf den Rollstuhl angewiesen.

„Sie haben dann gemeinsam mit ihrer Frau die Söhne jahrzehntelang gepflegt. Erst als sie durch die Erblindung eines Auges selbst eingeschränkt wurden, haben Sie sie in ein Pflegeheim gegeben“, erzählte ADD-Präsident Thomas Linnertz die schicksalsbehaftete Lebensgeschichte weiter. Unmittelbar danach sei Sausens Frau an Alzheimer erkrankt, und wieder habe er sich bereiterklärt, selbst zu Hause die Pflege zu übernehmen. „Mit ihrer Leistung haben Sie ein Zeichen gegen Vereinzelung und Verein-
samung in der Gesellschaft gesetzt“, lobte Linnertz und überreichte die Auszeichnung des Landes.

Bei der Feierstunde wurde Sausen von Angehörigen begleitet. Den Glückwünschen schlossen sich Robert Wies, Beigeordneter des Landkreises Bernkastel-Wittlich, Albert Klein, Beigeordneter der Stadt Wittlich und der Lüxemer Ortsvorsteher Peter van der Heyde an. „Hier hat jemand verdiente Anerkennung erfahren, der nie die Anerkennung in der Öffentlichkeit gesucht hat“, meinte Klein. Der Vorschlag für die Landesverdienstmedaille sei von Sausens Augenarzt Dr. Thomas Schwarz gekommen, berichtete der Kreisbeigeordnete Wies. „Engagement wie Ihres ist nicht selbstverständlich. Sie setzen damit ein Beispiel für unseren gesamten Landkreis“, dankte er dem Geehrten. Mehrfach betont wurde auch, dass Sausen trotz aller Bürden im Leben nie den Humor verloren habe. Gerade im vergangenen halben Jahr sei ihm das allerdings nicht leicht gefallen, bekannte Sausen. Er musste von einer ganzen Reihe geliebter Menschen Abschied nehmen: Seine Frau, sein Sohn und seine beiden Schwestern starben. Doch trotz aller Schicksalsschläge habe er nie aufgegeben und sich eine lebensbejahende und tatkräftige Art erhalten, meinten die Festredner. Eben damit stehe er stellvertretend für viele Menschen, die durch ihren zumeist verborgenen Einsatz die Gesellschaft am Laufen hielten.

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