Schießanlage Landscheid: Rathaus-Chef wehrt sich

Wittlich/Landscheid · Die Verbandsgemeinde Wittlich-Land wehrt sich gegen den Vorwurf, mehr als 400 Einwände gegen die in Landscheid geplante Schießsportanlage namens Target World schleppend zu bearbeiten. Ziel sei, den politischen Gremien eine Entscheidungsgrundlage vorzulegen, die der kritischen Betrachtung standhalte.

Unter dem Titel "So schnell schießen die Wittlicher nicht" hatte der TV am 12. September über die Bedenken des in Musweiler lebenden Prof. Dr. Eberhard Greiser gegen die in Landscheid geplante Schießsport-Großanlage berichtet. Er ist Epidemiologe und befasst mit der Verbreitung sowie den Ursachen und Folgen von Krankheiten. Greiser warnt nicht nur vor den Gesundheitsgefahren durch die erwarteten Lärmemissionen.

Der Verbandsgemeindeverwaltung Wittlich-Land wirft er zudem vor, die Ende 2014 im Rahmen der öffentlichen Beteiligung eingegangenen rund 400 Einwände gegen das Projekt, nur schleppend zu bearbeiten. Greiser wörtlich: "Einerseits will man ein ,großes Schießkino' genehmigen, andererseits ist man nicht in der Lage, die Einwände dagegen zu widerlegen."

Nach Auffassung von Bürgermeister Dennis Junk von der Verbandsgemeinde (VG) und Fachbereichsleiter Anton Hauprich ist dies eine verzerrte Darstellung. Junk: "Dieses Schießstandprojekt ist natürlich eine Sache, die hohe Wellen schlägt. Aber nicht die Verwaltung entscheidet über Pro oder Kontra, sondern die politischen Gremien." Die Aufgabe der Verwaltung sei nun, sagt Fachdezernent Hauprich, die fachlich gesicherten Grundlagen für die politischen Entscheidungen vorzubereiten. Dabei wolle man sich nicht wegen einer übereilten, oberflächlichen Bearbeitung angreifbar machen.

Bei dem außerordentlich komplexen Verfahren sei die Verwaltung daher auf die Hilfe und Beiträge der Fachplaner, Gutachter und Behörden angewiesen. Dies beeinflusse wiederum die zeitlichen Abläufe. Da es sich um einen von dem Investor selbst beantragten Bebauungsplan für Target World handele, müsse dieser auch alle von der Verwaltung Wittlich-Land geforderten Unterlagen und Gutachten von anerkannten Sachverständigen selbst bestellen und bezahlen.

Dieses Material könne die Verwaltung aber nicht allein selbst bewerten, sondern sie müsse auf die Fachkompetenz von Fachplanern, Gutachtern und Fachbehörden zurückgreifen. Als Beispiele genannt werden zum Thema "Lärmemission" die Lärmgutachter und die Gewerbeaufsicht bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord oder die Untere Naturschutzbehörde zu den Fragen des Natur- und Artenschutzes.

Gleichermaßen aufwendig sei die Bearbeitung der rund 400 Einwände. Hauprich: "Wir haben alle Eingaben zunächst Themenkreisen zugeordnet wie etwa Lärmemission oder Naturschutz. Nach dieser Auswertung erwiesen sich viele der 400 Einwände von den Themen her identisch. Diese haben wir zusammengefasst und den jeweiligen Fachplanern und Gutachtern übergeben, wo die entsprechenden Einwände und Bedenken geprüft wurden. Diese Zwischenergebnisse werden den staatlichen Fachbehörden (nach Kommentierung durch die Verwaltung) zur Überprüfung vorgelegt.

Die eingangs zitierte Stellungnahme von Professor Dr. Greiser, so Hauprich, werde von ihrem Autor als Kurzgutachten bezeichnet. Diese Eingabe sei jedoch als übliche Stellungnahme zu bewerten, da sie eine "rein persönliche, wenn auch fachlich begründete Meinung zu den angenommenen Auswirkungen der geplanten Schießanlage darstellt". Sie werde daher wie alle anderen Einwendungen behandelt.

Hauprichs Fazit: "Das ist ein äußerst komplexes Verfahren. Wir sind dabei maßgeblich von den Fachplanern, Gutachtern und Fachbehörden abhängig. Das Gesamtwerk als Basis für die Entscheidungen der politischen Gremien liegt noch nicht vor."

Meinung: Eine andere Dimension

Von Friedhelm Knopp

Eine höchst komplizierte Geschichte ist dieses Genehmigungsverfahren. Warum? Weil der Plan, eine der größten Schießsportanlagen Deutschlands in relativ dichtem Wohnumfeld zu errichten, eine andere Dimension hat als der Bau einer Grillhütte mit Wassertretanlage und Kinderspielplatz. Und nach den ausführlichen Erläuterungen der Verwaltung (endlich!) wird die Komplexität des Verfahrens erst deutlich.

Das heißt aber noch nicht, dass Target World auch wirklich nach Landscheid kommt. Das werden am Ende die politischen Gremien entscheiden. Der Vorwurf in Richtung Verwaltung: Bisher wurden alle Anfragen nach dem Stand der Dinge mit dem kurzen Hinweis "Das Prüfungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen" beantwortet. Erst nach der jüngsten Breitseite im TV kam Gesprächigkeit auf. So entstehen Gerüchte und vage Vermutungen.

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