Stadtplanung Schrebergärtner ärgern sich - Stadtverwaltung Wittlich sucht das Gespräch

Wittlich · Die Stadt Wittlich will auf dem Areal des Schrebergartens am Stadtpark eine Veranstaltungsfläche schaffen. Da die Kleingärtner sich vom Vorgehen der Stadt überrumpelt fühlen, ist nun ein runder Tisch geplant.

 Über die Schrebergärten am Lieserufer wird in Wittlich kontrovers diskutiert.

Über die Schrebergärten am Lieserufer wird in Wittlich kontrovers diskutiert.

Foto: klaus kimmling

Veranstaltungsfläche statt Gemüse und Blumen: Vielen Schrebergärtnern missfallen die Pläne der Stadt, die ihre Gärten zwischen dem Stadtpark und der Lieser kaufen möchte, um das Areal zu einer „Veranstaltungsfläche“ umzugestalten. Zudem fühlen sie sich vom Vorgehen der Stadtverwaltung, die schon Kaufangebote verschickt und Pachtverträge gekündigt hat,  vor den Kopf gestoßen (der TV berichtete). Die Aufregung unter den Laubenbesitzern und Pächtern, die um ihre Gärten bangen, war auch Thema auf der jüngsten Stadtratssitzung.

Schrebergärtnerin Judith Lütticken nutzte die Einwohnerfragestunde, um ihrem Unmut Luft zu verschaffen: „Unter den Schrebergärtnern herrscht eine große Verunsicherung. Lohnt es sich in diesem Jahr noch, den Garten zu bestellen?“, fragte Lütticken den Stadtrat und Bürgermeister Joachim Rodenkirch. „Ich verstehe auch nicht, warum die Stadtverwaltung die Schrebergärtner nicht mal zu einem runden Tisch eingeladen hat“, bevor sie Pachtverträge gekündigt und den Eigentümern Kaufangebote unterbreitet habe, „damit man sich mal auf Augenhöhe unterhalten kann“, sagte Lütticken.

Rodenkirch erklärte im Stadtrat, dass die Verwaltung den im Rat gefassten Beschluss, die Parzellen zu kaufen, nicht mit Brachialgewalt umsetzen wolle. „Wir werden niemanden enteignen, deshalb haben wir schon im April 2017 alle Eigentümer höflich angeschrieben und ihnen mitgeteilt, dass wir gerne kaufen würden. Aber bitte keine Panik, nur weil wir angefragt haben!“ Die Stadt müsse sich allerdings in diesem Bereich langfristige Optionen für die Stadtentwicklung sichern, sagte Rodenkirch. „Dort könnte eine wunderbare Veranstaltungsfläche entstehen, wenn man das umgestaltete Lieserufer als Tribüne nutzt.“ Unser Ziel wäre, dass der Stadtpark damit näher an die Lieser käme, sagte Rodenkirch. „Aber wir müssen das jetzt nicht  ad hoc umsetzen. Das ist eher ein langfristiges Ziel. Es wird nichts gegen den Willen der Eigentümer geschehen.“

Runder Tisch Noch auf der Ratssitzung beauftragte Rodenkirch den Leiter des Fachbereichs Wirtschaftsförderung Rainer Wener, einen runden Tisch mit den Eigentümern und Pächtern zu organisieren und damit das Gespräch zu suchen. Rodenkirch: „Da werden wir schon zusammenkommen.“ Zudem sei die Stadt auf der Suche nach Tauschflächen, sagte Rodenkirch, die man den Eigentümern gerne als Ersatz anbieten würde.

Sichtschutz Als nächster Schritt werde zunächst auf der Uferseite der Gärten eine Hecke gepflanzt, erklärte Rodenkirch, hinter welcher der Wildwuchs an Gärten verschwinden solle. Damit werde der Bereich optisch aufgewertet. Denn eine wie in Kleingartensiedlungen übliche Satzung mit vorgeschriebenen Gestaltungsregeln gibt es in Wittlich nicht. Die Wittlicher Kleingärtner sind auch nicht in einem Verein organisiert.

Kritik Trotz der schlichtenden Worte des Bürgermeisters sind die Schrebergärtner nicht mit der Vorgehensweise der Stadtverwaltung zufrieden. „Ich verstehe nicht, dass die Stadt den Leuten bereits die Pachtverträge gekündigt hat und Grundstücke kaufen will, wenn es noch gar keinen genauen Plan dazu gibt, was auf diesem Areal überhaupt entstehen soll“, sagte Lütticken. Vor dem Treffen mit der Stadtverwaltung wollen die Schrebergärtner zunächst unter sich zusammenkommen und alle Eigentümer und Pächter über den Stand der Dinge informieren. „Ich kenne niemanden“, sagt Schrebergärtner Peter Krämer, „der an die Stadt verkaufen will.“ Solange die Stadt den Eigentümern keine Tauschflächen anbiete, so schätzt Krämer, werde sich das wohl auch kaum ändern.

Wie stellen Sie sich die Stadtplanung im Bereich der Schrebergärten in Wittlich zwischen Stadtpark und Lieserufer vor? Soll alles beim Alten bleiben, oder sind Sie für eine Umgestaltung des Areals? Schreiben Sie an mosel@volksfreund.de

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