Kommunales Die Vielfalt zeichnet den Kreis aus

Wittlich · Mit der Geschichte des Landkreises Bernkastel-Wittlich startet die Serie „Jahrestage“. Vor 50 Jahren wurden die zwei Altkreise Wittlich und Bernkastel zum neuen Landkreis Bernkastel-Wittlich fusioniert.

Das Wappen des Landkreises Bernkastel-Wittlich besteht aus mehreren Elementen. Das Kreuz symbolisiert das Erzbistum Trier, die beiden Schlüssel stammen aus dem Wappen der Stadt Wittlich, der Krebs steht für Nikolaus von Kues aus Bernkastel-Kues und das rot-weiße Schachmuster symbolisiert die Grafschaft Sponheim.

Das Wappen des Landkreises Bernkastel-Wittlich besteht aus mehreren Elementen. Das Kreuz symbolisiert das Erzbistum Trier, die beiden Schlüssel stammen aus dem Wappen der Stadt Wittlich, der Krebs steht für Nikolaus von Kues aus Bernkastel-Kues und das rot-weiße Schachmuster symbolisiert die Grafschaft Sponheim.

Foto: TV/Landkreis

Vor 50 Jahren, im Sommer 1969, stand der damalige Ministerpräsident Helmut Kohl in Bernkastel-Kues auf dem Marktplatz und eröffnete den Bürgern, dass die Kreise Bernkastel und Wittlich zum neuen Landkreis Bernkastel-Wittlich zusammengelegt werden und die Hauptstadt in Zukunft Wittlich ist.

Als Entschädigung komme dafür die Sparkasse nach Bernkastel-Kues. Kohl holte sich die verbalen Prügel auf dem Marktplatz ab und fuhr wieder nach Mainz, um später Kanzler der Wiedervereinigung zu werden. Es gab noch ein paar böse Briefe, und nach zwei Monaten war der Ärger verflogen. Das berichten viele Zeitzeugen heute noch. So ging damals Kreis- und Kommunalreform: kurz und relativ schmerzlos, wenngleich dem auch eine längere Diskussion vorausging. Denn Kohl zeigte in einer vorangegangenen Veranstaltung am 8. Dezember 1968 im überfüllten Saal der Burg Landshut Verständnis dafür, dass die Kreisreform als „schockartiges Ereignis“ empfunden werde, das aber notwendig sei, um „aus der Postkutschenzeit herauszukommen“, wie der Festschrift für Helmut Gestrich, den ersten Landrat des neuen Landkreises zu entnehmen ist.

Das ist nun ein halbes Jahrhundert her und durchaus ein Anlass zum Feiern, wie Manuel Follmann, Pressesprecher des Kreises mitteilt. Das Thema 50 Jahre Jubiläum werde demnach schon in den Ausschüssen besprochen. Es soll keinen formellen Festakt, sondern ein Bürgerfest geben, das mit einem Tag der Offenen Tür in der Kreisverwaltung verbunden werden soll.  Der Termin steht aber noch nicht fest, schließlich gilt es erst einmal eine Kommunalwahl im Mai 2019 zu stemmen und das Jahr ist noch jung.

Was charakterisiert diese Landschaft  zwischen Hunsrück und Eifel, was hat sich in den vergangenen 50 Jahren verändert?

Der Landkreis zeichnet sich vor allem durch eine große Vielfalt aus. Er reicht von der Eifel über das Moseltal bis in den Hunsrück, vereint Landschaften, deren Menschen unterschiedliche Mentalitäten haben und in denen Landwirtschaft, Weinbau und auch Gewerbe und Industrie prägend sind. Es gibt große Wälder mit beliebten Jagdrevieren, die auch Holzlieferanten sind, weite landwirtschaftlich genutzte Flächen, das Moseltal mit seinen weltberühmten Weinlagen, aber auch prosperierende Gewerbe- und Industrieparks wie den Industriepark Region Trier, den HuMos-Gewerbepark und die großen Unternehmen in der Wittlicher Senke, von Benninghoven über Dunlop bis Dr. Oetker, Arbeitgeber für viele Menschen im gesamten Umkreis.  Schlussendlich ist auch der Tourismus im Moseltal  ein bedeutender Faktor, der durch den 2015 gegründeten Nationalpark    auch für den Hunsrück immer bedeutender wird.

 112 134 Menschen leben im Landkreis, die Arbeitslosenquote beträgt insgesamt 3 Prozent, nach Abzug der Sozialfälle (SGB II) sind es sogar nur 1,4 Prozent - ein Bilderbuchwert. Insgesamt steht der Landkreis wirtschaftlich solide da. Eine der Voraussetzungen dafür ist die Infrastruktur, sowohl die A 60 als auch die A 1 erschließen die wichtigsten Gewerbegebiete. Bernkastel-Wittlich ist also tatsächlich aus der Postkutschenzeit herausgekommen, wie Kohl vor 50 Jahren versprochen hat.

Während in den 1970er Jahren die A 1 fertiggestellt wurde, dann die A 60 die Westeifel anschloss, laufen in diesem Jahr die letzten Arbeiten am Hochmoselübergang, der Eifel und Hunsrück verbinden soll.

Straßenbauprojekte haben den Landkreis in den vergangenen 50 Jahren so geprägt, wie es vielleicht in den vorangegangenen Jahren der Bau von Eisenbahnstrecken wie etwa der Moselbahn (1878 bis 1962)  und die  Kanalisierung der Mosel (1958 bis 1964) war. Das Ziel dieser Maßnahmen war immer dasselbe: Menschen und damit auch Güter durch Aufbau von Infrastruktur zu bewegen und zusammenzubringen.  Der in den vergangenen Jahren vorangetriebene und fast abgeschlossene Breitbandausbau für schnelles Internet gehört auch zu dieser wichtigen Entwicklung.

Ans Internet war aber 1969 noch nicht zu denken. Damals war vor allem der Strukturwandel der Landwirtschaft ein beherrschendes Thema, der häufig mit dem Begriff „Höfesterben“ besetzt war. Gab es 1949 noch über 13 000 land- und weinwirtschaftliche Betriebe, so verringerte sich deren Zahl bis 1966 auf 9000. Die Ursache lag in den damaligen Agrarreformen der Europäischen Gemeinschaft, dem Vorgänger der Europäischen Union, die zu drastisch sinkenden Preisen und damit zu geringem Erlös führte. Das beschäftigte auch den Kreisbauernverband, der ebenfalls 1969 aus den Bauernverbänden der beiden Kreisen fusionierte.

Erster Landrat war Helmut Gestrich (CDU), der von 1969 bis 1993, vormals kommissarischer Landrat des Altkreises Bernkastel war. Diese Funktion trat er 1966 an, als der gebürtige Trierer gerade einmal 35 Jahre alt war. Ihm folgte 1993 die erste Frau auf der Position einer Landrätin in Rheinland-Pfalz, Beate Läsch-Weber, deren Nachfolge 2011 der frühere Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach, Gregor Eibes, antrat.

Im Schul- und Bildungsbereich wurden die Hauptschulen mittlerweile abgeschafft und dafür die Realschulen plus und die Integrierten Gesamtschulen eingeführt.  Der Strukturwandel in der Kinderbetreuung mit Rechtsanspruch und die Schaffung von Pflegeplätzen für U 3 Kinder waren wichtige Schritte. Hinzu kommt die  Gründung der Musikschule des Landkreises und die Übergabe der Trägerschaft der Kreiskrankenhäuser an die ctt.  Das  Wittlicher Kreishaus wurde 1979 um einen Neubau erweitert, ebenso wurde die Verwaltung nach und nach modernisiert, transparenter und bürgernäher gemacht, was 2000 zum Gewinn des Speyerer Qualitätswettbewerbs führte.

Das Jahrhunderthochwasser 1993 führte zu einem Ausbau des Hochwasserschutzes in den Moselgemeinden.  Auch der Rückzug der in Wittlich stationierten Truppen der Franzosen in den späten 1990er Jahren zählt zu den Ereignissen, die den Kreis geprägt haben.

Im Bereich erneuerbare Energien unterstützt der Kreis durch die AöR Energie Bernkastel-Wittlich Windkraft-Initiativen der Gemeinden und schafft eine Solidargemeinschaft, in der die Einnahmen auf direktem Weg den Gemeinden und Bürgern zugute kommen können. Die Wertschöpfung im Kreis zu halten ist dabei ein wichtiges Ziel.
Insofern hat der Landkreis es in den vergangenen Jahren tatsächlich geschafft, aus der Postkutschenzeit herauszukommen.

Landrat Gregor Eibes sagt dazu: „50 Jahre Landkreis Bernkastel-Wittlich sind durchaus ein Grund zu feiern. Die Eifelaner, Hunsrücker und Moselaner verstehen sich als Bernkastel-Wittlicher und sind stolz auf das, was der Landkreis zu bieten hat. Ob die wunderschönen Naturlandschaften, die vielen hervorragenden regionalen Produkte, die Baukultur, der Wirtschaftsraum, die intakten Gemeinden oder die liebenswerten Menschen - die Vielfalt, die wir zu bieten haben, zeichnet unseren Landkreis aus.“

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