Sie bringen Familie, Beruf, Feuerwehr unter einen Helm: Wittlichs freiwillige Helfer

Wittlich · Sie löschen Brände, am Weihnachtsfeiertag rückten sie gleich drei Mal vergebens aus wegen Fehlalarm, sie befreien Unfallopfer aus ihren Autos, öffnen Türen: Die Freiwilligen bei der Wittlicher Feuerwehr hatten im vergangenen Jahr 231 Einsätze. Langfristig brauchen sie, um effektiv zu bleiben, auch neues Spezialgerät.

 Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit: Immer einsatzbereit sind Wittlichs Freiwillige. TV-Foto: Klaus Kimmling

Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit: Immer einsatzbereit sind Wittlichs Freiwillige. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (m_wil )

Die einen halten sich in ihrer Freizeit mit Sport fit, gehen feiern, musizieren oder machen es sich gemütlich. Andere engagieren sich bei der freiwilligen Feuerwehr. Wer in Wittlich dabei ist, weiß nie, wann er zum Einsatz gerufen wird: 231 Mal rückte man im vergangenen Jahr aus. Die Palette der Einsätze ist im Mittelzentrum groß (siehe Extra).

Um den Helfern den Rücken frei zu halten, müssen Familie und Beruf mitspielen. Angesichts von Fehlalarmen, teils ausgelöst durch defekte Meldeanlagen, sagt Wehrleiter Christian Vollmer: "Grundsätzlich sind die Mitglieder der Feuerwehr Wittlich auch bei einem Brandmelde-Alarm motiviert und kommen zum Einsatz. Wenn dies allerdings mitten in der Nacht vorkommt, stellt sich der ein oder andere sicherlich die Frage, inwieweit er dann noch arbeitsfähig am anderen Morgen ist, wenn er nun aufsteht und zur Feuerwehr fährt, um zu erfahren, dass es mal wieder ein Fehlalarm ist." Das sei auch für die Arbeitgeber eine Belastung, die Feuerwehrleute immer wieder für solche Fehlalarme freistellen. Wie viele es aktuell waren, ist noch nicht bilanziert, auf jeden Einzelnen verzichtet man gerne. Wenn es wirklich brennt, kommt meist auch die Drehleiter mit. Klar ist, es muss bald eine neue sein. Kostenpunkt: mehr als 650 000 Euro. Warum ist ein solches Fahrzeug so teuer? Christian Vollmer: "Das müsste man wahrscheinlich einmal die Hersteller fragen. Es sind allerdings alles Einzelanfertigungen, die nicht vom Band kommen." Die Drehleiter sei ein spezielles Rettungsgerät, "an das höchste Sicherheitsanforderungen gestellt werden. Somit ist hier auch sehr viel hochmoderne Technik verbaut." Das Gerät werde "bei jedem gemeldeten Brandeinsatz, bei dem ein Gebäude betroffen sein könnte, mitgenommen." Es diene auch dazu, Menschen aus oberen Stockwerken abzutransportieren und als zweiter Rettungsweg.

Etwas, das nur die Feuerwehr braucht, ist auch die Schlauchpflegeanlage, die ebenfalls erneuert werden muss. Das kostet rund 105 000 Euro. Christian Vollmer erklärt, was sie macht: "Jeder Feuerwehrschlauch muss mindestens einmal im Jahr und zusätzlich nach jedem Gebrauch geprüft werden." Der Test geht so: Der Schlauch muss einen bestimmten Prüfdruck aushalten, wobei er mit Wasser gefüllt wird. Es seien 35 bis 85 Liter je Schlauch. "In der jetzigen Anlage können wir dieses Prüfwasser nicht wiederverwenden. Zudem müssen alle gebrauchten Schläuche gereinigt und getrocknet werden, um sie dann wieder verwenden zu können. In einer Schlauchpflegeanlage können diese beiden Schritte erledigt werden. Für unsere 28 Jahre alte Anlage werden keine Ersatzteile mehr vorgehalten." Jeder Ausfall sei teurer und "Die größte Ersparnis finanziell, aber auch aus ökologischer Sicht liegt in der Wiederverwendung des Prüfwassers." Nicht nur neues Material, auch neue Helfer sind gefragt. Christian Vollmer: "Ich habe weiterhin die Vision, dass es noch einige Menschen in Wittlich geben muss, die vielleicht schon früher in einer anderen Feuerwehr tätig waren und bisher nicht den Weg zu uns gefunden haben."Extra

Die Feuerwehr Wittlich hat 140 Einsatzkräfte, die kontinuierlich zur Beherrschung der Technik ausgebildet werden. Dazu kommt die große Einsatzdichte. Das Mittelzentrum Wittlich hat nicht nur viele Gewerbebetriebe mit Gefährdungspotenzial, sondern auch Altenheime, Gefängnis, Krankenhaus, zwei Autobahnen, Eisenbahnlinie und Aussiedlerhöfe. Weiter steigt die besondere Herausforderung an die Feuerwehr durch mehr Verkehr mit dem Bau der B 50 neu. Christian Vollmer wirbt daher: "Jede zusätzliche Einsatzkraft bringt ein Stück weit mehr Sicherheit für die Bürger und auch Entlastung für das Ehrenamt."

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