Skat-Kult in Manderscheid - 30 Jahre, 19 Männer, eine Frau

Manderscheid · Sie treffen sich jeden Donnerstag im Manderscheider Kurhaus und spielen Skat: rund 20 Männer und eine Frau. Da muss auch das Fußballtraining eines Rheinlandligisten hinten anstehen.

Es ist Donnerstag, kurz nach 19 Uhr im Café des Manderscheider Kurhauses: Werner Stadtfeld steht an einem Tisch und führt eine Liste mit den Namen seiner Mitspieler. Denn seit etwa 30 Jahren treffen sich die Kartenspieler jeden Donnerstagabend zum Skat.
Gespielt wurde schon an verschiedenen Orten, seit einigen Jahren ist das Kurhaus fester Treffpunkt. 20 Spieler kommen an diesem Abend, 19 Männer und eine Frau. Regina Busch: "Ich bin seit 20 Jahren dabei", erzählt sie, "seit wir in dieser Gegend wohnen."

Ob sie sich denn durchsetzen kann unter den ganzen Männern? Während sie nur lächelt, antwortet Stadtfeld: "Sie buttert uns manchmal etwas unter", sagt er und lacht.
Neu dabei ist an diesem Abend Siegbert Lange, der durch einen Aufruf im Volksfreund auf die Skatrunde aufmerksam geworden ist. Er dürfte das Durchschnittsalter von "etwa 65 Jahren" (Stadtfeld) senken.
Wie Lange kommen viele Spieler nicht direkt aus Manderscheid, auch Kartenfreunde aus Kröv oder dem nahen Bettenfeld sind dabei, weitere neue Mitspieler sind immer willkommen.

Unter den Manderscheider Skatfreunden ist auch Arnold Thiex aus Großlittgen. Möglich, dass Thiex, der in der Verbandsliga mit den kürzlich gegründeten Vulkan Assen Bettenfeld um Punkte Skat spielt, sich bald Deutscher Meister nennen darf. Denn Thiex hat sich für die Endrunde der Deutschen Skatmeisterschaft im Juni in Bremen qualifiziert (siehe Extra). Er sagt: "Ich habe mich in mehreren Turnieren für die Meisterschaft qualifiziert." Im Maritim-Hotel der Hansestadt geht es dann um den Sieg auf Bundesebene.

In der Verbandsliga oder Rheinlandliga ist auch Skatspieler Frank Meeth aktiv, allerdings handelt es sich hier um Fußball. Meeth ist Trainer des SV Mehring, der derzeit Chancen auf den Aufstieg in die Oberliga hat. Und das, ohne jemals an einem Donnerstag trainiert zu haben. "Donnerstags ist in Mehring trainingsfrei, da spiele ich ja hier immer Skat", erklärt Meeth und lacht.

Im Manderscheider Kurhaus werden derweil die Sitzordnungen für die Tische ausgelost. Gespielt wird wie beim Preisskat, zwei Serien à 48 Spiele. Der Einsatz von sechs Euro pro Spieler wird ausgespielt.
Die Spieler nehmen an den Tischen Platz, es wird ruhiger. "Gut Blatt", wünscht man sich, und dann geht es los, die Karten - jeden Donnerstag wird mit neuen gespielt - werden gemischt und ausgeteilt, dann geht es ums Reizen und Spielen.

Wer gewonnen hat, steht erst später am Abend fest. Fest steht aber auch, dass viele der Spieler eine Woche später wieder in die Liste von Werner Stadtfeld eingetragen werden.
Wer bei den Manderscheider Skatfreunden einsteigen will, kann donnerstags ab 19 Uhr im Café des Kurhauses vorbeikommen und mitspielen.Extra: SKAT


(red) Skat ist ein Kartenspiel für drei Spieler, das mit einem Blatt aus 32 Karten gespielt wird. Jeder Spieler erhält zehn Karten, die beiden übrigen, zunächst verdeckt bleibenden Karten sind der namensgebende Skat oder Bock. Ein Alleinspieler spielt gegen die beiden Mitspieler (die Gegenpartei), die sich nicht absprechen dürfen. Nach dem Geben der Karten wird der Alleinspieler durch das sogenannte Reizen bestimmt. Sobald das Spiel beendet ist, wird ausgezählt, ob der Alleinspieler oder die Gegenpartei gewonnen hat. Die Punkte werden notiert und man geht zum nächsten Spiel über. Meist spielt man mehrere Spiele in Folge mit reihum wechselndem Geber. Skat spielen wurde als Kulturerbe in Deutschland anerkannt. Die Deutsche Unesco-Kommission hat Skat im Dezember 2016 in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Der Begriff Skat geht nach allgemeiner Ansicht auf das lateinischstämmige Verb scartare (italienisch) oder das darauf basierende französische écarter zurück und bedeutet sinngemäß ‚das Weggelegte‘. Damit sind die beiden Karten gemeint, die beim Geben verdeckt beiseitegelegt beziehungsweise vom Spieler gedrückt werden und Skat, Bock oder auch Stock genannt werden. Skat wurde um 1820 in der Skatstadt Altenburg (Thüringen) aus dem Kartenspiel Schafkopf entwickelt. 1886 fand der erste deutsche Skatkongress mit mehr als 1000 Teilnehmern in Altenburg statt. Dem Deutschen Skatverband gehören 13 Landesverbände an, in denen mehr als 1600 Skatvereine organisiert sind. In den Vereinen gehen knapp 24 000 Mitglieder ihrem Hobby nach. Über Auslegungen und Streitigkeiten wacht das internationale Skatgericht in Altenburg.Extra: DEUTSCHE MEISTERSCHAFT


(red) Der Deutsche Skatverband richtet jährlich Qualifikationsturniere zu den Deutschen Meisterschaften aus. Gespielt wird in den Kategorien Einzel, Mannschaft, Tandem, Blind und Liga. Alle Teilnehmer an Deutschen Meisterschaften haben sich laut dem Deutschen Skatverband auf drei Stufen für das Endturnier zu qualifizieren. Die erste Stufe beginnt im Verein, der seine Teilnehmer nach dem Jahresspielstand zu den Ausscheidungskämpfen in der zweiten VG-Stufe (Verbandsgruppe) schickt. Die dritte Stufe spielt der Landesverband, wobei hier nach einem bestimmten Quotensystem die Teilnehmer aus den Landesverbänden zur "Deutschen" geschickt werden. Diese werden in diesem Jahr am 10. und 11. Juni im Maritim-Hotel in Bremen ausgespielt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort