Stadt Wittlich bezuschusst Säubrennerkirmes mit 250.000 Euro

Wittlich · Sie gilt als das größte Volksfest der Region und ist den Wittlichern fast als eine Art Heiligtum: die Säubrennerkirmes am dritten Wochenende im August. Die städtischen Spendierhosen müssen dann extra tiefe Taschen haben: Die vier tollen Tage werden mit rund 250.000 Euro bezuschusst.

Stadt Wittlich bezuschusst Säubrennerkirmes mit 250.000 Euro
Foto: Klaus Kimmling

Man stelle sich vor es ist August und keine Säubrennerkirmes. Für viele Wittlicher einfach unvorstellbar. Ihnen ist das viertägige Volksfest eine eigene Zeitrechnung wert: vor und nach der Kirmes. Ein Phänomen, das man ansonsten höchstens bei Karnevalisten beobachtet. Auch die sind traditionellen Feierlichkeiten verfallen, die manches Mal auch eine gewisse Einstellung zu schnödem Mammon mit sich bringt. In etwa hat dann mancher die Haltung: Geld kommt, Geld geht. An den vier Tagen im August in Wittlich ist das auch so.

In der jüngsten Vergangenheit hat sie die Verwaltung dabei etwas intensiver damit befasst, die neue Art zu haushalten bringt es mit sich. Und siehe da: An Kirmes geht besonders viel Geld. Das nennt man "Unterdeckung": Die finanzielle Decke ist einfach zu kurz, um alle Ausgaben abzudecken. 433.000 Euro Gesamtvolumen Für das Jahr 2016 soll diese Unterdeckung 250.000 Euro betragen.

Nun kann man da nachbessern. Denn was ist ein zentraler Kostenfaktor? Wie bei Unternehmen meist auch: das Personal. Und so kommt man auf eine Unterdeckung von "nur" rund 160.000 Euro, wenn man diese Kosten abzieht. Was aber auch im Umkehrschluss bedeutet, dass die Stadtverwaltung für vier Tage Personal für 90.000 Euro einsetzt, alias 22.500 Euro am Tag. Das wurde im Wirtschaftsausschuss, dem Betriebswirt Harry Foth diese Zahlen vorlegte, kommentarlos zur Kenntnis genommen.

Und es gab noch mehr kirmesrelevante Rechnungen. Immerhin wurde im vergangenen August ein Gesamtvolumen von rund 433.000 Euro bewegt - Es gab ja auch Einnahmen. Die lagen bei rund 182.000 Euro. Hauptposten dabei: Der Rummel (Standmieten) mit fast 82.500 Euro. Und wer bringt Geld auf Platz zwei? Wittlichs Spezialität, der Saubraten. Durch den Verkauf werden rund 58.000 Euro eingenommen. Kostendeckend ist das aber nicht: Hier fehlen dazu noch rund 13.000 Euro.

Die höchsten ungedeckten Ausgaben leistet sich Wittlich für das Musikprogramm: Da stehen Einnahmen von 7000 Euro Ausgaben in Höhe von rund 65.000 Euro gegenüber. Das ergibt einen Kostendeckungsgrad von nur 9,65 Prozent. Und wo sind es null Prozent? Wo gibt die Stadt, ohne einen Cent einzunehmen? Das tut sie mit fast 24.000 Euro für Öffentlichkeitsarbeit, 18.300 Euro für den Festzug, 17.500 Euro für das historische Schauspiel, 10.900 Euro für die Weinprobe und 3500 Euro für den Behördenleiterempfang.

Überraschend: Auch für die Weinstände in der Unterstadt legt die Stadt 27.300 Euro drauf bei Einnahmen von 6300 Euro. Das wurde erläutert: Man habe 2016 11.000 Euro in neue Planen für die Weinstände investiert. Zuschießen muss man auch beim Souvenierverkauf, der 19.400 Euro Minus bringt, wie auch das Säubrennerheft, für das ein Minus von 12.200 Euro bilanziert wird.

Während Bürgermeister Joachim Rodenkirch bilanzierte: "Die Weinprobe werden wir nie kostendeckend machen können", gespendet wird nach dem feierlichen Event der geschlossenen Gesellschaft von den Gästen nur an die Bedienungen, war nur das verhältnismäßig große Minus beim Souvenierverkauf eine Nachfrage wert, wie das denn zustände käme, ob man nicht teurer verkaufe als einkaufe? Die Lösung: Es sind die Personalkosten. "Und auch Reinigungskosten, die in jedem Posten drinstecken", so der Betriebswirt. Und der Erste Beigeordnete Albert Klein, bekennender Säubrenner und Autor nicht nur des historischen Festspiels sondern auch von Beiträgen im Säubrennerheft, erklärte, dass die Anzeigenakquise für die Traditionspublikation nicht professionell laufe: "Wenn einer da nicht drin steht, dem müsste das leidtun."Kommentar

Viel Kirmesgeld

Das Minus fürs Volksfest ist eine Menge Kirmesgeld. Da muss noch einmal ganz sorgfältig geguckt werden, wo sich sparen lässt, auch wo Sponsoren mehr tun können. Und man muss Fragen stellen: Wem tut es weh, den Souvenierverkauf zu streichen? Auch die Säubrennerpublikation ist definitiv zu teuer. Und eine Laientheaterproduktion für eine einmalige Aufführung zu 17.500 Euro? Nun im Vergleich zur Weinprobe noch preiswert, rechnet man es pro Kopf um. Anderseits ist das fast so viel wie der große Festzug kostet.
Klar ist: Jedes Sparen tut den Traditionalisten weh. Trotzdem gibt es bestimmt noch Wege, die Kirmesbilanz finanziell zu verbessern, ohne dass Besucher es schmerzlich merken. Dass die größte Party der Stadt was kostet, ist klar. Es darf aber nicht jedes Jahr noch ein bisschen mehr werden. s.suennen@volkfreund.de

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