Sterne des Sports: Mit Karate kommt der VfL Traben-Trarbach ganz oben aufs Podium

Bernkastel-Kues · Die Abteilung des VfL Traben-Trarbach bietet seit zehn Jahren eine Gruppe für behinderte und nicht-behinderte Sportler an und gewinnt mit diesem Projekt den Regionalentscheid beim Wettbewerb "Sterne des Sports".

 Sterne, Pokale und strahlende Gesichter: die Sieger und Platzierten beim Vereinswettbewerb Sterne des Sports sowie Jurymitglieder bei der Siegerehrung auf der Burg Landshut. Vorne in der Mitte Jörg Baumgarten. Foto: Jens Gietzen

Sterne, Pokale und strahlende Gesichter: die Sieger und Platzierten beim Vereinswettbewerb Sterne des Sports sowie Jurymitglieder bei der Siegerehrung auf der Burg Landshut. Vorne in der Mitte Jörg Baumgarten. Foto: Jens Gietzen

Foto: Bjoern Pazen (BP) ("TV-Upload Pazen"

Oben auf der frisch restaurierten Burg Landshut war man den Sternen deutlich näher als bei früheren Siegerehrungen - ein idealer Ort also, um Sterne zu verleihen. Gleich drei Sportvereine aus den Kreisen Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell haben am Donnerstagabend Zuwachs für ihre Trophäenschränke erhalten - denn sie sind die Besten beim Vereinswettbewerb Sterne des Sports. Dieser "Oscar des Breitensports" wird seit 2004 vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sowie den Volks- und Raiffeisenbanken für besondere Projekte und Leistungen von Sportvereinen verliehen.

Während sich im Nachbarkreis der "reanimierte" Lauftreff des TV Cochem für sein Projekt "Mondlauf" den ersten Platz, einen großen bronzenen Stern und ein Preisgeld von 1500 Euro sicherte, durfte im Kreis Bernkastel-Wittlich die Karate-Abteilung des VfL Traben-Trarbach jubeln. Vor zehn Jahren hatte Jörg Baumgarten die Idee, eine Trainingsgruppe aus Menschen mit und ohne Beeinträchtigung ins Leben zu rufen. Aus seinem Beruf als Betreuer weiß er am besten, was psychisch Kranke oder Menschen mit ADHS oder Asperger-Syndrom benötigen. "Karate ist ein idealer Sport, um die Konzentrationsfähigkeit zu trainieren und auch das Selbstbewusstsein aufzubauen", sagt Baumgarten.

In dieser nun 20 Sportler zählenden Gruppe, zu der mittlerweile auch junge Flüchtlinge gehören, geht es nicht um den Kampf Mann gegen Mann oder Frau gegen Frau, sondern um Katas - genau vorgegebene Bewegungsabläufe, die Kampfhandlungen simulieren. Bei Meisterschaften bewerten die Kampfrichter dann, wie genau diese Katas ausgeführt werden. "Das erfordert sehr intensives und hartes Training. Aber in unserer Gruppe ist es natürlich wichtig, das Training den Behinderungen entsprechend zu dosieren", sagt Baumgarten.

Dessen Vorzeige-Karateka war bei der Siegerehrung gleich schon mit ihrem neuesten Pokal angereist: Just am vergangenen Wochenende war Nina Fell Landesmeisterin geworden. Die 28-Jährige hat erhebliche Konzentrationsschwierigkeiten, lebt in einer Wohngruppe, arbeitet in einer Behinderteneinrichtung - und kam vor sieben Jahren durch einen Bekannten mit Karate und der VfL-Gruppe in Kontakt. Und dank eiserner Disziplin und hartem Training (zweimal pro Woche) war sie nur drei Jahre später Mitglied im Bundeskader für behinderte Karateka. Mittlerweile ist Fell mehrfache deutsche Vizemeisterin und sogar Vize-Weltmeisterin. Ihr großer Traum ist, dass Karate ins Programm der Paralympics 2024 in Paris aufgenommen wird. Und bei der WM 2018 in Madrid will sie auch wieder dabei sein.

"Dieses Projekt ist ein herausragendes Beispiel, wie Inklusion und Integration funktionieren kann", sagte Landrat Gregor Eibes in seiner Laudatio. Neben den Sportfunktionären Günter Wagner (Sportkreisvorsitzender) und Walter Kirsten (Chef des Fußballkreises) oder dem aktuellen deutschen Cross-Duathlon-Meister Jens Roth aus Monzelfeld ist Eibes Jurymitglied bei den Sternen des Sports auf lokaler Ebene - und er hofft, dass das Traben-Trarbacher Karate-Projekt auch auf Landesebene erfolgreich ist. Ende November werden in der Mainzer Staatskanzlei die silberne Sterne des Sports verliehen, die Landessieger qualifizieren sich dann fürs Bundesfinale um den goldenen Stern in Berlin.
Soweit denkt Jörg Baumgarten aber noch nicht voraus: "Dieser Preis ist eine tolle Anerkennung für unsere Sportler." Das Preisgeld von 1500 Euro werde für Fahrten zu Meisterschaften verwendet. Eibes und Michael Hoeck, Vorstand der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbanken, wünschen sich derweil mehr Vereine, die dem Beispiel aus Traben-Trarbach folgen: "Jeder Club hat ein Projekt, mit dem er mitmachen kann. Die Zahl der Bewerbungen könnte höher sein´."Extra: DIE WEITEREN PREISTRÄGER DER STERNE DES SPORTS


Der zweite Platz auf Kreisebene, dotiert mit 1000 Euro und einem kleinen bronzenen Stern, ging an die Benefizradler um Eddy Linden aus Plein, die durch zahlreiche Aktionen wie Radtouren oder Benefiz-Fußballspiele in den vergangenen Jahren fast eine Viertelmillion Euro an caritative Organisationen gespendet haben. Anerkennungspreise im Wert von 100 Euro erhielten der Freizeitclub Heidweiler und der JFV Vulkaneifel.

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