Unfrieden auf dem Neuerburger Friedhof: Platz für Rasenurnengräber stößt auf Kritik

Wittlich-Neuerburg · Zwei Rasenurnengräber sind bisher auf dem Friedhof in Wittlich- Neuerburg angelegt worden. Doch die sorgen für ganz schön viel Wirbel im Ort, weil sie sehr versteckt und weit weg von den anderen Gräbern hinter der Einsegnungshalle liegen. Die Stadt, als Träger, hat sie dorthin plaziert, obwohl es, so die Kritiker, vorher mit dem Ortsbeirat anders besprochen war.

 Die Rasenurnengräber liegen abseits der anderen Begräbnisstätten. Vielen Bürgern gefällt das nicht. TV-Foto: Christina Bents

Die Rasenurnengräber liegen abseits der anderen Begräbnisstätten. Vielen Bürgern gefällt das nicht. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Wittlich-Neuerburg. Neuerburg hat einen sehr schönen, gepflegten Friedhof. Etwas außerhalb des Ortes, umgeben von Wiesen und Feldern, liegt er auf einer kleinen Anhöhe. Die Gräber sind geharkt, die Stiefmütterchen geben Farbtupfer, und die Mitarbeiter einer Gartenbaufirma sind dabei, den Rasen und die Hecken fürs Frühjahr in Form zu bringen. Aber die Harmonie trügt, denn seit einigen Monaten ist der Friedhof in dem Stadtteil Gesprächsthema. Grund: Die neu angelegten Rasenurnengräber. Sie befinden sich hinter der Aussegnungshalle, in einem Bereich, der vom Rest des Friedhofs kaum einsehbar ist.
Werner Surges, Neuerburger Bürger und ehemaliges Mitglied im Ortsbeirat, sagt aufgebracht: "Die Leute liegen da, als würden sie nicht zum Ort gehören. Wie im Mittelalter, als man bestimmte Personengruppen vor der Friedhofsmauer beerdigt hat. Da will ich nicht hin."Begehung im Jahr 2013


Auch der ehemalige Ortsvorsteher Reinhold Westhöfer hat kein Verständnis für die Wahl der Rasenurnen-Grabstätten. "Ich war sehr überrascht, als ich gehört habe, dass die Rasen-Urnengräber dort hingekommen sind, denn abgesprochen war das anders", so Westhöfer.
Weiter erzählt der langjährige Ortsvorsteher: "Ende 2013 hat es vor einer Ortsbeiratssitzung eine Begehung auf dem Friedhof gegeben, bei der Vertreter der Stadt und des Ortsbeirats dabei waren. Wir haben uns angesehen, wo in Zukunft die Gräber hinkommen sollen. Das haben wir dann im Ortsbeirat besprochen und die Stadtverwaltung hat uns einen Plan geschickt, in dem alles so eingezeichnet war, wie wir es vor Ort besprochen hatten. Doch dann wurde es doch anders gemacht. Ohne vorherige Information."
Bei der Stadt Wittlich, die Träger der Friedhöfe ist, und bei den Stadtwerken, die die Friedhöfe verwalten, geht man von einem Missverständnis aus. Die Friedhofsbelegung werde grundsätzlich nicht mit den Ortsbeiräten abgestimmt, heißt es.
Jan Mußweiler, Pressesprecher der Stadt Wittlich, erklärt, warum diese Stelle für die Rasenurnengräber ausgesucht wurde. Er sagt: "Es sind vor allem zwei Gründe, die zur Auswahl dieser Stelle geführt haben. Erstens ist seit der Begehung auf dem Friedhof die Nachfrage nach Urnengräbern stark gestiegen, so dass diese auf die freien Bereiche auf dem vorderen Friedhofsteil gelegt wurden."
Zweitens mache die Stelle hinter der Einsegnungshalle Sinn, weil dort bisher keine Grabstätten gewesen seien. Mußweiler: "Deshalb ist nicht mit Bodensetzungen zu rechnen, was gerade bei dieser Bestattungsform, wenn alle Gräber in einem einheitlichen Band eingefasst sind, unschön aussehen würde."
Verärgert sind die Neuerburger aber nicht nur über die Lage der Gräber, sondern auch darüber, dass die Stadt sie nicht darüber informiert hat, dass man nun anders handelt als besprochen. Dazu Mußweiler: "Die Friedhofsplanung ist Sache der Stadt und die Wünsche von Dritten können nicht immer berücksichtigt werden. Aufgrund der konkreten Nachfragen nach Urnenbestattungen haben sich die Voraussetzungen auf dem Friedhof Neuerburg geändert. Die Friedhofsverwaltung hat überlegt, wo es am sinnvollsten ist die Gräber anzulegen, und es dann entsprechend umgesetzt."
Nachvollziehbar ist das für die Neuerburger dennoch nicht. Reinhold Westhöfer: "Ich war sehr oft in der Verwaltung, und da hätte man mich schon einmal darauf ansprechen können."
Auch Werner Surges sieht in dem Vorgehen der Stadt einen Alleingang: "Da sprechen alle von Kommunikation und Transparenz, und dann wird doch gemacht, ohne zu informieren. Da hätten wir die Begehung und die Beratung im Ortsbeirat sowie die Planzeichnung auch gar nicht gebraucht."
Fest steht für ihn: "Da lasse ich mich nicht beerdigen. Da gehe ich lieber nach Bombogen oder nach Lüxem".Extra

Die Verwaltung der Friedhöfe erfolgt durch die Stadtwerke. Es gibt eine Satzung. In Ortsgemeinden ist das anders. Dort entscheiden die Gemeinderäte, wo welche Art von Grabstätten hinkommt. Die Bestatter bekommen ihre Information, wo jemand beerdigt wird von den Stadtwerken, die auch den Grabaushub beauftragt. Die Stadt Wittlich verfügt über sechs Friedhöfe: in der Burgstraße, der Trierer Landstraße sowie in Bombogen, Lüxem, Neuerburg und Wengerohr. Zudem gibt es am Stärenberg den jüdischen Friedhof, einen Ehrenfriedhof in der Burgstraße und eine islamische Begräbnisstätte auf dem Friedhof in Neuerburg. chb

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