Hermann Simon ausgezeichnet Vom Eifelkind zum Weltmarktführer

Hasborn/Bonn · Auf der Weltrangliste der bedeutendsten Unternehmensberater nimmt er jetzt den 25. Platz ein: Hermann Simon, Professor und Unternehmensberater, aus Hasborn. Die Wurzeln seines Erfolgs liegen in seiner Heimat, sagt der 70-Jährige.

 Professor und Unternehmensberater Hermann Simon hält einen Vortrag in Nanjing (China).

Professor und Unternehmensberater Hermann Simon hält einen Vortrag in Nanjing (China).

Foto: privat/Privat

Wer mit der Bahn fährt, einen Flug bucht, Haushaltsgeräte oder Autos deutscher Hersteller kauft, der zahlt einen gewissen Preis. Diesen zu taxieren, das hat sich der Hasborner Professor und Unternehmensberater Hermann Simon zur Lebensaufgabe gemacht. Mit seiner Unternehmensberatung Simon-Kucher und Partners, die der ehemalige Hochschulprofessor im Jahr 1985 mit Doktoranden gründete, hat Simon nicht nur viele große deutsche Firmen bei der Preisbildung beraten. „Porsche, Siemens, BMW, Lufthansa“, das sind große deutsche Marken, welche sich bei der Suche nach den passenden Preisen für ihre Produkte von Simon schon haben beraten lassen. „Die Bahn-Card war unsere Erfindung.“ Mittlerweile ist sein Beratungsunternehmen mit 1100 Mitarbeitern in 24 Ländern dieser Welt vertreten – mit 34 Büros. „In diesem Jahr eröffnen wir drei neue Büros in Ägypten, Mexiko und China.“

Im Alter von 70 Jahren wurde Simon, der aus Hasborn nahe Wittlich stammt, nun mit einer bedeutenden Auszeichnung bedacht: Simon landete auf Platz 25 der Weltrangliste für „Managementdenker“ und ist dazu noch als einziger Deutscher auf dieser Weltrangliste vertreten. „Wenn man nicht in den USA oder in Großbritannien studiert und gelehrt hat, oder aus diesem Sprachraum stammt, ist das beinahe unmöglich“,  sagt Simon, den diese Auszeichnung sehr überrascht hat, mit Stolz.

Damit hat der Eifeler quasi den Olymp der Unternehmensberatung erklommen. Doch einige Grundsteine seines Erfolgs, das sagt Simon, seien schon in seiner Kindheit in der Eifel gelegt worden.

Zurück zum Anfang: Simon wuchs als Bauernjunge in der 600-Seelen-Gemeinde Hasborn auf.  Simon: „Da hat man von Kind an die wirtschaftlichen Schwierigkeiten mitbekommen.“ Seine Eltern hatten einen 8,5 Hektar großen Durchschnittsbetrieb mit Kühen, Hühnern und Schweinen, „wobei mich immer gestört hat, dass wir die Preise, zu denen unsere Schweine gehandelt wurden, nicht verhandeln konnten.“ Das habe ihn angespornt, beruflich in einem anderen Markt tätig zu werden, „wo man Einfluss auf die Preise nehmen kann.“

Ebenfalls geprägt habe ihn, dass er als ältester Junge im Dorf der Anführer seiner Hasborner Rasselbande gewesen sei. „Das war meine erste Lehre in Sachen Führung.“

Die entscheidende Wendung sei jedoch gewesen, aufs Gymnasium in Wittlich zu gehen sowie die Studienfahrten mit seinem Theologielehrer nach Spanien, Portugal und Marokko. „Das hat die Sehnsucht nach der großen weiten Welt in mir geweckt und da merkte ich als Jugendlicher plötzlich, dass es mir in Hasborn zu eng wurde.“

Nach dem Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre in Köln und Bonn promovierte sowie habilitierte Simon und lehrte alsdann an mehreren Universitäten im In- und Ausland, bevor er seine Lehrtätigkeit im Alter von 48 Jahren an den Nagel hing. „Da bin ich als Vorsitzender der Geschäftsführung ganz in das bereits 1985 gegründete Beratungsunternehmen eingestiegen.“ Viele hätten damals die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gesagt: „Wie kannst du diese sichere Anstellung als Hochschulprofessor aufgeben?’“

Der Erfolg hat ihm recht gegeben. Aber wie lautet der Schlüssel dazu? „Fokussierung und Globalisierung! Diese beiden Prinzipien habe ich in der Wissenschaft und im Berufsleben immer verfolgt.“ Er habe sich in der Forschung stets mit dem Thema „Preis und Preisbildung“ befasst, „und dieses relativ enge und wenig beackerte Feld zu internationalisieren, damit sind wir in der Preisberatung Weltmarktführer geworden“, sagt Simon. Im Jahr 2009 und im Alter von 62 Jahren hat sich Simon aus dem operativen Geschäft seines Beratungsunternehmens zurückgezogen.

Seitdem ist er jedoch als Vortragsredner weltweit im Einsatz. Seine nächste Vortragsreise führt ihn nach Singapur und Vietnam. Vom Gipfel seines Erfolgs blickt der 70-Jährige zu Zeiten mittlerweile selbst schon mal zurück. Deshalb veröffentlicht der renommierte Wirtschaftswissenschaftler im Herbst sein knapp vierzigstes Buch, das sich jedoch nur am Rande mit der Preisbildung befasst. Es trägt den Titel: „Zwei Welten, ein Leben – vom Eifelkind zum Globalplayer“.

In seinem Heimatort Hasborn, wo er sein elterliches Bauernhaus renoviert hat, ist Simon, der mit seiner Familie in Bonn lebt, auch heute noch oft anzutreffen: „Für mich ist das ein wichtiger Fluchtpunkt, wenn ich mich mal aus dem Geschäft ausklinken will. Dort spreche ich mit den Nachbarn Eifeler Platt und bin in einer anderen Welt.“

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