Literatur Eifelkind, Global Player und Schriftsteller

Hasborn · Hermann Simon (71), Wirtschaftsprofessor, international gefragter Managementvordenker und erfolgreicher Unternehmer hat seine Geschichte in einem Buch festgehalten. Die Grundsteine seiner Karriere wurden in seinem Heimatort Hasborn in der Eifel gelegt.

 Hermann Simon (71) präsentiert seinen neuen Buchtitel. 

Hermann Simon (71) präsentiert seinen neuen Buchtitel. 

Foto: Christian Moeris

Nicht in Tokio, London oder Stanford, sondern in Hasborn in der Eifel fühlt sich Professor Doktor Hermann Simon, dessen Namen zudem noch zahlreiche Ehrendoktortitel zieren, am wohlsten. Wenn sich der 71-jährige Unternehmensberater, der zu den weltweit einflussreichsten Managementdenkern gezählt wird, aus der globalen Wirtschaftswelt ausklinken will, durch die er nach wie vor für seine Vortragsreisen jettet, dann zieht es ihn in seinen beschaulichen Heimatort in der Eifel zurück.
Diesem Kontrast in seiner Biografie geht Simon, der auch „Preispapst“ genannt wird,  als Sohn eines Landwirtes aus der 580-Seelen-Gemeinde Hasborn in seinem neuen Werk „Zwei Welten, ein Leben: Vom Eifelkind zum Global Player“ nach.

Seine Autobiografie, die seinen erfolgreichen Lebensweg von einem Bauernhof in der Eifel in die Top Liga des Managements erzählt, ist nun im Buchhandel erhältlich. Im Interview mit TV-Redakteur Christian Moeris erzählt Simon, weshalb er nie geleugnet hat, ein Eifelkind zu sein und wie man sich als Eifeler sicher auf dem Parkett der Weltwirtschaft bewegt.

Sehr geehrter Herr Simon, Sie haben 48 Länder bereist, dort als Wirtschaftsprofessor doziert oder Unternehmen bei der Preisfindung für ihre Produkte beraten. Wieso haben Sie der für die Weltwirtschaft doch eher unbedeutenden Eifel da nicht längst den Rücken zugekehrt?

Hermann Simon: „Wenn ich mich nach Ruhe und Natur sehne, dann komme ich nach Hasborn zurück – auch um wieder mal Platt zu sprechen. Hier sind meine emotionalen Wurzeln, aber ich gehe auch deshalb nicht aus Deutschland weg, weil ich mir im Ausland nur schwer eine gleiche Reputation aufbauen könnte.  Das weiß ich aus der Erfahrung ehemaliger Kollegen, die Deutschland den Rücken gekehrt haben. Im Ausland bleibt man immer Exot.“

Wie bewegt man sich als Eifeler auf dem Parkett der Weltwirtschaft?

Simon: „Wenn man wie ich aus einfachen Verhältnissen stammt, ist das nicht ganz trivial. Sicher gab es mir gegenüber deshalb Vorurteile und ich kenne Top-Manager, die ihre Herkunft verleugnet haben. Aber mit meiner Haltung als Eifeler, der in Situationen mit seiner bodenständigen „Eifelkeit“ bescheiden bleibt, und ohne Statusallüren ganz normal auftritt, bin ich in der ganzen Welt in den unterschiedlichsten Kulturen gut zurechtgekommen, denn im Kern sind sich alle Menschen ähnlich.“

In ihrer Autobiografie ist dennoch von zwei Welten, zwischen denen Sie sich bewegen, die Rede. Wie ist das zu verstehen?

Simon: „Bis zu meinem Studium in Köln und Bonn habe ich die ersten beiden Jahrzehnte meines Lebens hier in der Region um Hasborn und Wittlich verbracht, einer Welt, in der meine emotionalen Wurzeln liegen. In den folgenden Jahren änderte sich mein Leben radikal.  Es spielte sich in der großen, weiten Welt ab, die ich später ‚Globalia’ nannte. In dieser meiner zweiten Welt verflog die Zeit immer schneller, sodass ich den Eindruck habe, in meiner ersten und in meiner zweiten Welt etwa gleich lange gelebt zu haben. Mein Buch soll diese Spannung zum Ausdruck bringen.“

Wie haben Sie es aus der ersten Welt bis an die Spitze in „Globalia“ gebracht?

Simon: „Dem liegt eine Serie von oft zufälligen Weichenstellungen zugrunde. Die bedeutendste Entscheidung war die, in Wittlich aufs Gymnasium zu gehen. Die Entscheidung nach meiner Tätigkeit als  Wirtschaftsprofessor ein Beratungsunternehmen zu gründen, liegt in meiner Stärke, dass ich Theorie für Praktiker übersetzen kann. Es gibt leider viele Professoren, die man nicht vor Praktiker stellen kann, weil sie in ihrem Elfenbeinturm leben.“

Als Wirtschaftsprofessor und Unternehmensberater interessiert sicher viele Leser, wie Sie den Wirtschafts- und Tourismusstandort der Region Wittlich bewerten?

Simon: „Die Eifel macht zu wenig aus ihrem Potenzial. Nehmen wir mal zwei Beispiele: Meerfeld und Manderscheid. Clevere Unternehmer und Gastronomen haben aus Meerfeld ein attraktives Ausflugsziel gemacht, wenige Kilometer entfernt in Manderscheid tut sich nichts – trotz der ansprechenden Landschaft, weil dort keine Unternehmer sind, die die Chancen nutzen. Es hängt wie immer an der Initiative von Unternehmern – was auch für den Rest der Wirtschaft gilt.“

Was konkret könnte die Wirtschaft in der Region nach vorne bringen?

Simon: „Der größte Mangel ist das Unternehmertum. Es fehlt an Leuten, die sich selbstständig machen. Mit Dunlop, Ideal-Standard und der Firma Benninghoven, die zu John Deere gehört, sind wir zu abhängig von großen Konzernen, die hier zwar ihre Werke haben, aber anspruchsvolle Entwicklungs- Forschungs-, Finanz- oder Marketingabteilungen sind nicht hier. Deshalb leidet die Eifel nach wie vor unter einem Brain-Drain, einem Abfluss derjenigen, die am besten ausgebildet sind.“

Wie kann das geändert werden?

Simon: „Ich denke nicht, dass Unternehmen von weit her in die Eifel kommen werden, um sich hier niederzulassen. Die Eifel muss sich selbst am Schopf packen und aus dem Sumpf ziehen und zwar durch Leute, die hier Unternehmen gründen.“

„Zwei Welten, ein Leben: Vom Eifelkind zum Global Player“  ist im Campus Verlag erschienen. Das Buch ist unter anderem in der Wittlicher Altstadt-Buchhandlung sowie beim Shopping-Center Bungert zum Preis von 32 Euro erhältlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort