Vom Theater zur Mundart

"Schmettna Kamedi": Dies ist neben dem "Weiberdorf" eine zweite markante Bezeichnung für die 400 Einwohner zählende Ortschaft Eisenschmitt. Hans-Peter Zils aus Eisenschmitt hat in seiner Jugend die Entstehungsgeschichte vernommen, die in der Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig entstand.

Eisenschmitt. (red) Manche Eisenschmittner hören es bis heute nicht gerne, wenn vom "Schmettna Kamedi" gesprochen wird. Sie suggerieren mit dem "Kamedi" das umgangssprachliche Wort für Krach im Sinne von Streitigkeiten. Doch dies ist mit dem "Schmettna Kamedi" nicht gemeint. Das Theaterspiel, besser gesagt ein Lustspiel oder sein Synonym "Komödie" ist die Quelle des Wortes. Aus der "Komödie" entstand umgangssprachlich das Wort "Komedi" und daraus das missverständliche "Kamedi".

Und das kam so, wie Hans-Peter Zils aus Eisenschmitt berichtet: Es war im deutschen Kaiserreich um das Jahr 1900. In Eisenschmitt war zwischen Weihnachten und Dreikönig Theaterspiel angesagt. Das konnten die Schmettna sehr gut, ja sogar so gut, dass viele Besucher aus den Nachbardörfern nach Eisen schmitt kamen. Nun war es guter Brauch, dass die Generalprobe vor Publikum stattfand, genauer gesagt: Die Eisenschmittner Kinder hatten das Recht, bei der Generalprobe anwesend zu sein. Sie versammelten sich lange vor Beginn und erwarteten freudig das Theaterspiel.

Wie Kinder so sind, ging es während der Wartezeit mit viel Tam-Tam und großem Lärmpegel recht laut daher. Der Lärm wiederum machte die sowieso schon mit Lampenfieber hinter dem Bühnenvorhang wartenden Laienschauspieler noch aufgeregter. Einer der Akteure trat vor den Vorhang und ermahnte die Kinder zur Ruhe. Aber nichts geschah.

Nach kurzer Zeit trat der Schauspieler erneut in den Saal und forderte die Kinder zur Ruhe auf. Der Appell wirkte, aber nur wenige Sekunden. Das Tam-Tam begann von vorne. Jetzt platzte dem Eisenschmittner Schauspieler der Kragen. Er kam erneut in den Saal und rief wutentbrannt: "Unn wenn ihr wailen net rohig seid, dan as et ze Funken aus!" "Ze Funken aus" bedeutet soviel wie: "Das Feuer (der Funke) ist aus." Frei übersetzt: Wenn ihr jetzt nicht sofort ruhig seid, dann ist das Theaterspiel, die Komödie, beendet, bevor sie begonnen hat, und ihr könnt nach Hause gehen.

Geflügeltes Wort: "ze Funken aus"



Diese Drohung wirkte, denn die Kinder wurden stiller, und das lustige Schauspiel konnte beginnen. Auch dieses Mal war die Aufführung recht erfolgreich. Genauso erfolgreich sprach sich das Wort vom "ze Funken aus" schnell in Eisenschmitt und Umgebung herum. Es entstand der Spruch vom Schmettna Kamedi, denn seither heißt es in den Nachbarorten, wenn jemand für Ruhe sorgen will: "Wailen as et ze Funken aus wie et Schmettna Kamedi."

Details zum Schmettna Kamedi enthält das Buch "Schmettna Kamedi" mit allerhand Geschichten aus Eisenschmitt und Umgebung, zu bestellen beim Clara-Viebig-Zentrum oder beim Ortsbürgermeister in Eisen schmitt für 16,50 Euro.

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