Von Zigeunerpriestern und der Geißel des Krieges

Hunsrück/Hochwald · Der Schellemann ist da: Nach den Feierlichkeiten um die Jubiläumsausgabe der Vereinszeitschrift 2013 präsentiert der Kulturgeschichtliche Verein nun die 26. Ausgabe der Lokalschrift.

Hunsrück/Hochwald. Die beiden ersten Artikel des neuen Schellemanns haben Rudolf Müller und Hermann Arend den Turbulenzen um die Kommunalreform gewidmet. Dabei geht es um "seltsame" behördliche Verfügungen während der Strukturierung anfang der 70er Jahre. So wurde der Ort Muhl jahrelang zwischen dem Kreisen Birkenfeld und Trier-Saarburg hin- und hergeschoben, bis schließlich die Eingliederung in die Gemeinde Neuhütten erfolgte. Der Ortsteil Thiergarten wollte sich 1970 von Malborn trennen, scheiterte aber an der Cleverness des Amtsbürgermeisters, an der Uneinigkeit seiner Bewohner und der strittigen Grenzziehung zu Malborn.
Elmar Ittenbach geht im dritten Teil seiner Dokumentation zum Leben und Werk des jüdischen Religionsphilosophen Dr. Samuel Hirsch, der seine Wurzeln in Thalfang hat, auf dessen Jahre als Oberrabbiner im Großherzogtum Luxemburg ein.
Pfarrer Winfrid Krause führt in einem bemerkenswert präzisen Überblick durch die Geschichte der Mark Thalfang.
Die Grauen des Dreißigjährigen Krieges, die die Bevölkerung der Region in ihren schlimmsten Auswirkungen trafen, thematisiert eindringlich Hans Georg Rosar. Manche Dörfer wurden bis zur völligen Vernichtung geplündert und gebrandschatzt, etwa zwei Drittel der Bevölkerung kamen barbarisch zu Tode.
Mit dem Ende des dreißigjährigen Mordens waren die konfessionellen Differenzen in den verschiedenen Territorien des Deutschen Reiches aber beileibe noch nicht beendet, wie Berthold Bouillon anhand der religiös motivierten Auseinandersetzungen in der Herrschaft Züsch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beispielhaft beweist.
Rudolf Müller behandelt in einem Artikel die Ereignisse des 11. September 2001 mit ihren internationalen Konsequenzen für die Beziehungen der USA zu Europa und insbesondere zu den islamisch geprägten Staaten. Beim laufenden Umbau des ehemaligen Jugendheims und späteren Heimatmuseums Hermeskeil zum Feuerwehrmuseum wurde der 1936 gesetzte Grundstein gefunden. Die in einem Bleirohr beigefügten NS-Beigaben vermitteln uns Zeitgenossen bedrückende Einblicke in den Geist der Zeit und der nationalsozialistischen Epoche in Hermeskeil, wie Kurt Bach in seiner Darstellung "Geschichte eines Hauses" eindringlich mahnt. Ältere Beurener erinnern sich an ihren Pastor Fortuin, der nach seiner Zeit in der Pfarrei Beuren lange Jahre als "Zigeunerpriester" im Saarland wirkte und viel zur Integration der deutschen Sinti und Roma beigetragen hat. Willi Seimetz erinnert an diesen verehrten Seelsorger. Die "Geschichten aus dem Hochwald" laden zum Schmunzeln über das unbotmäßige Verhalten eines Malborner Lehrlings ein oder erinnern an Märker Männer im 2. Weltkrieg.
Die Zeitschrift ist ab sofort in den bekannten Verkaufsstellen zum Preis von 8 Euro erhältlich. red

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