Gewerbe Warten auf den Supermarkt

Wittlich · Den Bürgern von Wengerohr geht langsam die Geduld aus: Viele der 3000 Einwohner vermissen in ihrem Stadtteil eine Einkaufsmöglichkeit – insbesondere ältere Bewohner.

 Auf einem 20000 Quadratmeter großen Grundstück in der Belinger Straße in Wittlich-Wengerohr will der Grundstückseigentümer und Investor Rudolf Pickard aus Flußbach eines Tages, wenn die Zeit reif ist , einen Supermarkt bauen.

Auf einem 20000 Quadratmeter großen Grundstück in der Belinger Straße in Wittlich-Wengerohr will der Grundstückseigentümer und Investor Rudolf Pickard aus Flußbach eines Tages, wenn die Zeit reif ist , einen Supermarkt bauen.

Foto: Christian Moeris

Ob Eier, Speck und Bier oder Chia-Samen, vegane Leberwurst und Energy-Drinks: Was ein jeder so zum Leben braucht, in Wengerohr bekommt man nichts davon.

Problem Viele Bürger des Wittlicher Stadtteils wünschen sich deshalb schon seit Jahren einen Supermarkt. „Doch leider passiert nichts. Viele Bürger finden das regelrecht unfair, dass Hetzerath und Salmtal Supermärkte besitzen und Wengerohr nicht. Wengerohr ist mit 3000 Einwohnern schließlich größer als Salmtal“, schimpft ein Bürger aus Wengerohr in einer E-Mail, die er, ohne darin seinen Namen zu nennen, an die TV-Lokalredaktion Wittlich gesendet hat. Weiter heißt es darin: „Ich finde es unfair, dass deutlich kleinere Gemeinden einen Supermarkt und noch vieles mehr kriegen aber wir nicht.“

Joachim Platz, Ortsvorsteher von Wengerohr, kennt die Problematik ebenfalls nicht erst seit gestern. „Der Supermarkt ist ein Riesen-Thema hier im Ort. Alle fragen: ‚Wann bekommen wir endlich ein Geschäft.’“

Der etwa zwei Kilometer weite Weg zum Bungert oder den anderen Supermärkten in der Stadt sei vielen Einwohnern des Stadtteils zu weit, sagt Platz. Das gelte  insbesondere für ältere Menschen. „Um  Besorgungen zu machen, muss man sich auf jeden Fall ins Auto setzen. Der Weg zu Fuß oder mit dem Rad ist älteren Menschen zu weit.“

Dabei sei dem Stadtteil bereits vor Jahren im Stadtentwicklungskonzept die Möglichkeit eingeräumt worden, dass dort ein Supermarkt mit 800 Quadratmetern Verkaufsfläche gebaut werden dürfe, sagt Platz.

Er würde die Ansiedelung eines Supermarktes ebenfalls sehr begrüßen, sagt der Ortsvorsteher. „Damit sich die Bürger hier im Stadtteil selbst versorgen und möglichst lange in ihren Häusern wohnen bleiben können. Denn wenn man nicht mehr fahren kann, was bei vielen älteren Menschen der Fall ist, wird das Einkaufen zum größten Problem.“

Der letzte Dorfladen im Stadteil, erinnert sich Platz, habe vor rund zehn Jahren seine Türen geschlossen. Seitdem besteht die Nahversorgung in Wengerohr aus zwei Bäckereifilialen sowie einigen Gastronomiebetrieben und einem Imbiss.

Plan Die Unterversorgung in Wengerohr, die viele Bürger beklagen, zu beenden, dafür existiert sogar schon seit geraumer Zeit ein Plan. Dieser Plan liegt in der Schublade eines 85-jährigen Flußbachers, der vielen Wengerohrern allerding bekannt sein dürfte: Rudolf Pickard, Gründer der in Wengerohr ansässigen Pickard Gelenkwellen GmbH, hat nicht nur einen Bauplan sowie ein passendes Grundstück, sondern wie er sagt auch schon die erforderliche Baugenehmigung, um in Wengerohr einen Supermarkt zu errichten. „Ich könnte morgen anfangen und den Bauauftrag vergeben“, sagt Pickard im TV-Gespräch. Doch der 85-Jährige will lieber noch etwas Zeit verstreichen lassen. „Solange bis die geplante Umgehungsstraße, die den von Ürzig hochkommenden Verkehr von der L 55 ins Industriegebiet nach Wengerohr führen soll, gebaut ist. Diese Umgehungsstraße soll nach derzeitigem Planungsstand (der TV berichtete) wenige Meter neben Pickards Baugrundstück in der Belinger Straße in Wittlich münden. „Dann kann ich eine höhrere Miete verlangen“, erklärt Pickard. Denn über die Umgehungsstraße, wenn sie denn eines Tages gebaut wird, würden auch Kunden aus den umliegenden Dörfern wie Ürzig, Kinderbeuern und Bausendorf nach Wengerohr einkaufen kommen, ist sich Pickard sicher.

Wenn es so weit ist, was allerdings aufgrund der stockenden Straßenplanung noch einige Jahre dauern könnte (der TV berichtete), werde er auf seinem 20 000 Quadratmeter großen Grundstück in der Belinger Straße für den Supermarkt eine Stahlhalle mit einem Grundmaß von 2000 Quadratmetern errichten, sagt Pickard.

800 Quadratmeter davon solle der Supermarkt als Verkaufsfläche bekommen. Die restlichen Quadratmeter, erklärt Pickard, würden als Lagerfläche genutzt.

Für sein Bauprojekt habe er bereits mehrere Interessenten, die dort gerne einen Supermarkt betreiben würden, sagt Pickard. „Ich habe aber noch keine genaue Zusage gemacht.“ Wengerohr mit den umliegenden Dörfern sei eine wunderbare Lage für einen Supermarkt, ist sich Pickard sicher. „Mit den 100 jungen Unternehmern und der Neuansiedelung von Benninghoven tut sich hier was. In Wengerohr ist richtig was los.“

Deshalb würde er, wenn er eines Tages loslegt, auch gerne direkt größer bauen. „Selbst für 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche in Wengerohr gibt es Interessenten.“ Darüber wolle er sich jedoch demnächst mal mit Bürgermeister Joachim Rodenkirch unterhalten, sagt Pickard. Die meisten Bürger in Wengerohr wären wohl zunächst mal mit einem Supermarkt auf 800 Quadratmetern Verkaufsfläche zufrieden, wenn das lange Warten damit ein Ende hätte.

 In der Belinger Straße, an deren Ende in Wengerohr das Industriegebiet beginnt, soll eines Tages die geplante Umgehungsstraße von der L55 münden.

In der Belinger Straße, an deren Ende in Wengerohr das Industriegebiet beginnt, soll eines Tages die geplante Umgehungsstraße von der L55 münden.

Foto: Christian Moeris

St. Paul Mehr Bewegung scheint es indes bei den Supermarktplanungen im „Mehrgenerationendorf St. Paul“, das auf der Gemarkung Wengerohr liegt, zu geben. Dort verfolgt die Grundstücksentwicklungsgesellschaft St. Paul bereits seit geraumer Zeit das Ziel, einen Nahversorger anzusiedeln (der TV berichtete).Die Grundstücksentwicklungsgesellschaft St. Paul erklärt auf TV-Anfrage, sie habe einen Investoren sowie einen Betreiber für einen Supermarkt mit 800 Quadratmetern Verkaufsfläche in St. Paul an der Hand. Ein Supermarkt mit 800 Quadratmetern Verkaufsfläche könne dort gebaut werden, ohne dass der Bebauungsplan für das Mischgebiet in St. Paul geändert werden müsse, erklärt Rainer Stöckicht, Pressesprecher der Stadt Wittlich.

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