"Weil mein Herz für Wittlich schlägt"

Ob SPD und Grüne ihn unterstützen werden, steht noch nicht fest. Doch auch ohne eine Partei im Hintergrund will er sich in jedem Fall als unabhängiger Kandidat der Bürgermeisterwahl in Wittlich stellen: Gerhard Nadolny aus Remscheid.

 Gerhard Nadolny will Bürgermeister von Wittlich werden. TV-Foto: Sonja Sünnen

Gerhard Nadolny will Bürgermeister von Wittlich werden. TV-Foto: Sonja Sünnen

Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Bis 1985, als Gerhard Nadolny Wittlich verließ, war er nicht nur in der Stadtpolitik kein Unbekannter: als Fraktionsvorsitzender der SPD und als echter Säubrenner. Der 55-jährige Ingenieur, Unternehmer und Manager hat zudem Erfahrung im Wahlkampf: 2004 trat er als unabhängiger Kandidat gegen einen amtierenden CDU-Bürgermeister in Simmerath an und wurde mit beachtlichen 29 Prozent, wie er sagt "zweiter Sieger".

Eigentlich wollte der Vater dreier Kinder nächstes Jahr in Simmerath echter Sieger werden. "Im Frühjahr erfuhr ich dann, dass auch Wittlich einen neuen Bürgermeister braucht. Bis dahin dachte ich, Herr Bußmer macht einen guten Job", sagt Gerhard Nadolny, "Ich habe mir überlegt: ,Wo ist dein Herz, in Simmerath oder Wittlich?' Die Antwort ist eindeutig: in Wittlich." Er habe die Stadt dann mehrfach besucht, viele Gespräche geführt. Sein Eindruck: "Ich war erschrocken, welche Spannungen es gibt. Die Interaktion scheint nicht zu funktionieren. Es gibt ein Umsetzungsproblem."

Keine Studie, sondern Taten



Als Beispiel nennt er die Cima-Studie. "Deren Stärken- und Schwächenbilanz ist immer noch aktuell. Für mich heißt das, man braucht keine Studie, sondern jemanden, der sich drum kümmert."

Auch werde man sich von der einen oder anderen "heiligen Kuh" verabschieden müssen: "Ich denke da an die Stadthalle mit Saalbau." In Sachen Bürgermeisterwahl denke er: "Keiner politischen Partei kann es gelingen, den eigenen Kandidaten nur mit der Stammwählerschaft sofort durchzusetzen. Früher war es ja so: Egal, wen die CDU aufstellt, der kommt durch."

Sollte er erfolgreich sein, wolle er den Wirtschaftsstandort weiter stärken: "Diesen Job muss Herr Bußmer relativ gut machen. Wittlich lebt ja nicht von den Einwohnern, sondern von der Gewerbesteuer. Dafür braucht man eine florierende Wirtschaft und schnelle, unbürokratische Wege. Da hat man immer die Möglichkeit des kleinen Dienstwegs."

Und welche persönlichen Eigenschaften will er mitbringen? "Ich bin kooperativ, Kommunikativ, kreativ, pragmatisch. Und als Führungskraft, bei Sixt hatte ich 160 Mitarbeiter. Ich weiß, dass man eine starke Mannschaft mit Kompetenzen und Freiheiten ausstatten muss und nur dann steuernd eingreift, wenn Ziele gefährdet sind."

Im in ruhiger Sachlichkeit geführten Gespräch im Wittlicher Cafe am Markt bemerkt Gerhard Nadolny noch: "Mit Jagd kann ich leider nicht dienen. Aber ich habe Erfahrung im Dienen. Immerhin war ich Messdiener unter Albert Klein."

Meinung

Eine interessante Aufgabe

Dass die Wittlicher eine echte Wahl haben werden, geht es um ihren künftigen Bürgermeister, spricht für die Stadt. Nach jetzigem Stand der Dinge wird es drei Kandidaten geben, vorausgesetzt, der amtierende Stadtchef Ralf Bußmer tritt wieder an. Das Interesse der potenziellen Bewerber zeigt: Wittlich bleibt eine interessante Aufgabe, die gleich mehrere gerne meistern würden. Allen Bewerbern sind gute Nerven zu wünschen. Die braucht speziell der kommende Amtsinhaber. Die Stadt zu führen, bedarf herausragender Qualitäten besonders auch menschlicher Art. s.suennen@volksfreund.deExtra Bürgermeisterwahl: Vier Interessenten für die Wittlicher Bürgermeisterwahl 2009, darunter Gerhard Nadolny, hätten sich auf die gestern abgelaufene Ausschreibung von SPD und Bündnis90/Die Grünen beworben, teilen die Vorsitzende der SPD, Erika Werner, sowie die Grünen-Sprecher Ute Hahn und Hans Jörg Krames auf TV-Nachfrage mit. Jetzt sollen Bewerber ausgewählt werden, mit denen in den nächsten Wochen Gespräche geführt werden. Namen der drei übrigen Bewerber wollten die Parteien-Sprecher aufgrund der zugesagten Vertraulichkeit nicht nennen. Der CDU Stadtverband hat sich für Joachim Rodenkirch als CDU-Kandidat empfehlend ausgesprochen. In der CDU-Mitgliederversammlung am kommenden Dienstag können sich jedoch weitere Bewerber dem Mitglieder-Votum stellen. (sos)

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