Wenn Blumenteppiche die Dörfer zieren

Bernkastel-Wittlich/Bitburg-Prüm · Fronleichnam ist ein katholisches Hochfest, bei dem die Hostie feierlich durch den Ort getragen wird. Durch die Pfarreiengemeinschaften und die immer weniger werdenden Priester ist nicht mehr in jedem Ort eine Prozession. Doch die Ehrenamtlichen sind erfindungsreich beim Gestalten der Altäre.

 Das Team des Fronleichnamsaltars „Opp Koster“ in Dreis bei Wittlich, ist fast fertig mit dem heiligen Gabriel. TV-Foto: Christina Bents

Das Team des Fronleichnamsaltars „Opp Koster“ in Dreis bei Wittlich, ist fast fertig mit dem heiligen Gabriel. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Bernkastel-Wittlich/Bitburg-Prüm. "Arthur, guck mal ob die Tanne gerade steht", ruft Joachim Glasen, Arthur Meiers zu. Die beiden bauen am Sonntagmorgen um 9 Uhr vor dem Pfarrheim in Herforst mit acht anderen Pfarrgemeinderatsmitgliedern den Fronleichnamsaltar und zwei dazu passende Ziertannen auf. Während Arthur Meiers, der schon seit 50 Jahren dabei ist, nach dem Grün sieht, dekorieren die Frauen die Blumen in den Vasen und legen die handgearbeitete Altardecke auf.Heimat- geschichte(n)


In Dreis bei Wittlich sind die Helfer des Altars "Opp Koster" schon weiter. Das Bild des Heiligen Gabriel liegt, gestaltet aus weißem Schneeball, grünem Buchs und gelben Stiefmütterchen, schon fast fertig auf der Straße, nachdem er auf Papier vorgezeichnet, und die Konturen mit Torf gezogen worden sind. Guido Hansen erklärt: "Wir haben den heiligen Gabriel wegen der Farben ausgesucht, denn momentan ist ein Mangel an Blüten, da muss man sehen, was man aus dem, was da ist, machen kann."
In Sehlem haben die 13 Helfer die Weltkugel mit Kindern, die sich die Hand reichen, als Motiv gewählt. Dem Blütenmangel sind sie auf ihre Weise begegnet: Mit Dispersionsfarbe haben sie Kaninchenstreu blau eingefärbt, um die Wasserelemente der Erde zu kolorieren. Zudem kamen Torf, Blumen und frisch gemähten Rasen bei dem vier Mal vier Meter großen Werk zum Einsatz. Hunger und Durst brauchten sie bei ihrer aufwendigen Arbeit am frühen Morgen nicht zu leiden, denn Nachbarin Marianne brachte den Ehrenamtlichen das Frühstück.
Einen Blumenteppich gibt es beim Herforster Altar schon seit Jahren nicht mehr. Warum das so ist, weiß keiner der Helfer so genau. In einem Comicbuch der beiden Herforster Künstler Bernhard und Benedikt Heinemann findet man einen, wahrscheinlich nicht ganz ernst gemeinten Hinweis darauf: Ein eifriger Mann ist auf einer Kehrmaschine zu sehen, der auf Eifeler Platt berichtet, dass er vom Pastor beauftragt wurde, die Kirche sauber zu machen. Dass er dabei, in seinem Eifer den Blumenteppich weggefegt hat, ist ihm nicht aufgefallen. Die Herforster sind trotzdem stolz auf ihre Altäre im Ort. Alexia Bach, Mitglied im Pfarrgemeinderat meint: "Wir haben auch sehr schönen Blumenschmuck. Die Engel, die schon sehr alt sind, bereichern den Altar, die Fahnen wehen und ein roter Teppich liegt fürs Allerheiligste aus."
Während früher in jedem Dorf an Fronleichnam eine Prozession ging, ist das heute in vielen Orten, wegen des Priestermangels nicht mehr möglich. In der Pfarreiengemeinschaft Speicher, zu der Herforst gehört, gibt es beispielsweise für zehn Pfarreien einen Priester. Deshalb ist die Prozession auch schon am Sonntag vor dem Fronleichnamsdonnerstag. Insgesamt sind es vier Pfarreien, die in diesem Jahr eine Festprozession haben, Herforst, Metternich, Sülm und Speicher.
In der Pfarreiengemeinschaft Kyllburg sind es bei zehn Pfarreien noch fünf Prozessionen, die im jährlichen Wechsel stattfinden. In der Pfarreiengemeinschaft rechts und links der Mosel gibt es bei acht Pfarreien noch vier, die sowohl am Feiertag als auch am Samstag und Sonntag danach gegangen werden.
Die Regelung in Manderscheid wird vielen gerecht: Die Dörfer, die keine Prozession im eigenen Ort mehr haben, gestalten in einem Nachbardorf mit Prozession einem eigenen Altar. So sind alle Pfarreien in die Prozession miteinbezogen. "Das ist eine Variante, die schon seit einigen Jahren funktioniert, weil es Freude macht, sich in den anderen Orten einzubringen", erklärt Ingbert Hayer, Pfarrgemeinderatsmitglied von Manderscheid. Bei dem Engagement, bringen sich die Ehrenamtlichen wahrscheinlich noch viele Jahre ein. Ob sie das 50-Jährige voll kriegen, wie Arthur Meyers aus Herforst, bleibt dabei abzuwarten.
Mailen Sie uns Ihre Fotos von den Fronleichnamsteppichen. Wir veröffentlichen sie im Trierischen Volksfreund und im Internet unter www.volksfreund.de . Mailen Sie an mosel@volksfreund.de /fronleichnam! Bitte die Angabe des Ortes nicht vergessen und die Namen derer, die die Teppiche gelegt haben. Einsendeschluss ist Freitag, 27. Mai, 12 Uhr.
Extra

Fronleichnam: Dieser Feiertag wird von den katholischen Christen gefeiert. Es ist das Fest zur Verehrung der Eucharistie. Die Eucharistie ist das heilige Abendmahl. An Fronleichnam finden prächtige Prozessionen statt, in denen gemeinsam gebetet und gesungen wird. Die Hostie wird dabei vom Priester unter einem Himmel, der aussieht wie ein prächtiges Stoffzelt, getragen. Freiwillige Helfer stellen draußen in den Straßen kleine Holzaltäre auf, die mit Blumen, Fahnen, alten, handgearbeiteten Altartüchern und Heiligenfiguren geschmückt sind. In einigen Dörfern werden auch Bilder aus Blumen vor die Altäre gelegt, die oft richtige Kunstwerke sind. chb

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