Wenn Zehen erzählen

Manderscheid · Seit 2003 locken alljährlich im Frühjahr die Alternativen Gesundheitstage Esoteriker und Neugierige nach Manderscheid. Auch in diesem Jahr haben über 20 Aussteller ihr Angebot präsentiert: Von der Zehen-Analyse bis zum Yoga.

Manderscheid. "Es kommen mehr Aussteller und auch mehr Besucher", erzählt Georg Gerads, der die Alternativen Gesundheitstage in Manderscheid seit 2003 veranstaltet. Seitdem kommen ein Mal im Jahr Aussteller und Kunden im Kurhaus der Burgenstadt zusammen.
Der Parkplatz ist am Samstagmorgen voll belegt. Dauner und Trierer Kennzeichen neben welchen aus dem Saarland und Luxemburg zeigen, dass die Besucher offenbar aus dem weiten Umland kommen. "Die Leute sollen hier testen und erleben können, was es alles im alternativen Gesundheitsbereich gibt", sagt Gerads, der vor zehn Jahren mit einer Handvoll Aussteller angefangen hat. Nun gebe es ein großes Netzwerk. Therapeuten, Buchautoren oder auch Hersteller von Bio-Honig oder wärmenden Eifelsocken haben Tische aufgebaut und sprechen mit den Besuchern über ihre Angebote, darunter auch Yoga und Ayurveda. Auf den Tischen liegen bunte Prospekte, Edelsteine, Klangschüsseln und Bücher.
Auch für Skeptiker interessant



"Ich versuche, das Angebot möglichst vielfältig zu halten", sagt Gerads. Es gebe immer mehr Menschen, die alternative Therapien ausprobieren wollen, um sich besser zu fühlen.
Yvonne Fiedler aus Lutzerath liest aus den Zehen ihrer Klienten. Aus der Beweglichkeit des linken mittleren Zehs könne zum Beispiel auf die Veranlagung für Kreativität geschlossen werden. Die Form der kleinen Zehen hingegen gebe Aufschluss über Angst, Unsicherheit, aber auch über Vertrauen und Libido. Fiedler sieht das als Lebenshilfe - sie bietet ebenfalls konventionelle Fußpflege an.
Die Besucher sind interessiert, aber auch skeptisch-kritisch.

Hanne Speicher aus Wadern kommt bereits zum zweiten Mal zu den Alternativen Gesundheitstagen. "Ich bin total begeistert! Es gibt so viele Anbieter, und ich fühle mich hier sehr wohl. Ich war früher Krankenschwester, bin vom Gesundheitssystem enttäuscht. Es geht doch mehr um Körper, Geist und Seele", sagt sie. Und das werde sehr vernachlässigt, die Patienten seien oft alleine mit ihren Problemen.

Ein wenig skeptisch ist Erika Hill aus Manderscheid: "Wem es sehr schlecht geht, der soll sich nicht zu sehr an Versprechungen von Heilern oder Therapeuten klammern. Manches hier ist skurril, manches aber auch sinnvoll. Es zeigt aber, dass ein Bedarf an Alternativen zur normalen Medizin da ist."

Auch Besucher Lothar Forster sieht das so: "Man darf nicht zu gutgläubig sein, sondern sollte skeptisch, aber auch neugierig bleiben", findet der Manderscheider.

Karla Traut aus Thalfang besucht ebenfalls zum zweiten Mal die Gesundheitstage: "Ich interessiere mich besonders für das Zehenlesen", sagt sie.
Für Karla Traut sind solche Angebote aber nicht unbedingt eine Alternative zur klassischen Schulmedizin: "Wer chronisch krank ist oder einen Beinbruch hat, der braucht einen Arzt. Es ist doch klar, dass man mit Quantenheilung keinen Krebs oder Beinbruch heilen kann." Warum sie dann zu den Gesundheitstagen komme? "Für mich sind solche Methoden eine Ergänzung zur klassischen Medizin", sagt Traut. Schließlich solle der ganze Mensch im Vordergrund stehen, findet sie.
Manchmal versetze eben auch der Glaube Berge, sagt sie augenzwinkernd.

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