Windkraft Vom Winde verweht

Plein · Die möglichen Flächen für Rotoren in den luftigen Höhen der Verbandsgemeinde Wittlich-Land sind im Planungsprozess, der nun bereits vier Jahre dauert, gewaltig geschrumpft.

 Bislang dreht sich in der VG Wittlich-Land noch kein Windrad.

Bislang dreht sich in der VG Wittlich-Land noch kein Windrad.

Foto: Uwe Hentschel

Bis heute drehen sich in der Verbandsgemeinde Wittlich-Land noch keine Windräder. Dabei arbeitet der Verbandsgemeinderat bereits seit nunmehr vier Jahren an einer Änderung des Flächennutzungsplans, um Gebiete für die weißen Stahlriesen auszuweisen. Doch die Planung in der VG Wittlich-Land wird kontinuierlich gebremst und die möglichen Flächen für Windkraft immer weiter reduziert. Die Gründe dafür sind die Nähe zum Militärflughafen Spangdahlem, die Lage im Landschaftsschutzgebiet Meulenwald sowie mehrere Wasserschutzgebiete. Aber auch weitere limitierende Faktoren wie die Topographie der Eifellandschaft, der Tourismus und landschaftlich bedeutende Sichtachsen spielten dabei bislang eine Rolle.

Auf der Sitzung am Donnerstagabend musste der Rat deshalb weitere Gebiete aus der Planung herausnehmen.

Ausschluss Salmtal, Dreis, Dodenburg, Gladbach, Eisenschmitt, Meerfeld und Bettenfeld sind mit dem Beschluss des Verbandsgemeinderates nun aus der weiteren Planung gestrichen worden. Denn die Obere Naturschutzbehörde, erklärte Bürgermeister Dennis Junk,  habe bei der letzten Planoffenlage Einspruch erhoben und mitgeteilt, dass die Befreiung von Landschaftsschutzgebieten nicht möglich sei. Zudem habe die Bundeswehr aufgrund der Betroffenheit militärischer luftfahrt- oder radartechnischer Belange Bedenken geäußert.

Deshalb sollen auch im Umfeld der Air Base Spangdahlem keine neuen Eignungsflächen für die Windenergienutzung ausgewiesen werden. Die von der Bundeswehr genannten Höhenbeschränkungen rund um die Air Base, wonach Windräder dort nicht mehr als 100 Meter in den Himmel ragen dürften, würden eine weitere Planung dort uninteressant machen, sagte Junk. Denn Windräder unter 100 Metern Nabenhöhe seien kaum mehr wirtschaftlich und für Investoren uninteressant.

Plangebiet Und da waren es nur noch acht: Allein auf den Gemarkungen der Ortsgemeinden Niederscheidweiler, Hasborn, Niederöfflingen, Heidweiler, Niersbach, Hupperath, Bergweiler und Bruch will der VG-Rat die Planungen für Windräder vorantreiben. Dabei handelt es sich um vier Konzentrationsflächen.

Die Wälder und Fluren der restlichen 37 Ortsgemeinden in der VG Wittlich-Land eignen sich demnach nicht für Stahlriesen. Damit reduziert sich das Plangebiet von anfänglich 5,4 Prozent der Verbandsgemeindefläche auf nunmehr noch 1,2 Prozent. Allein nach der letzten Planoffenlage, bei der man noch mit 830 Hektar ins Rennen gegangen war, blieben nach der Abarbeitung der Einwände letztlich noch 470 Hektar übrig.

„Damit unterschreiten wir zwar die vom Land geforderte Zwei-Prozent-Marke, aber wenn es nicht mehr Potenzialflächen gibt, dann ist das so“, sagte Junk. „Wir können uns da nichts vorwerfen, da wir die Planungen sachlich anhand von Fakten vorangetrieben haben und dabei Schritt für Schritt vorgegangen sind. Wir können alle unsere Entscheidungen sachlich begründen.“

Dennoch unternahm der Rat noch eine letzte Anstrengung, um die Potenzialfläche nochmal zu erhöhen: Bei allen ausgeschlossenen Flächen wurde nochmal überprüft, ob es eventuell neue Erkenntnisse gibt, die für eine Wiederaufnahme ins Planverfahren hätten sprechen können.

Diskussion Insbesondere der Wegfall des Stöppelbergs bei Osann-Monzel  aus der Planung sorgte im Rat für eine hitzige Diskussion. Die ehemalige Planung hatte noch vorgesehen,  dass sich dort  eines Tages bis zu 21 rund 200 Meter hohe Windräder hätten drehen können. Doch aufgrund bestehender regional bedeutender Sichtachsen, so erklärte Junk, könne der Standort nicht beibehalten werden. 200 Meter hohe Rotoren wären dort sogar vom Moseltal aus sichtbar und das Landschaftsbild demnach erheblich gefährdet. Bei der Wiedervorlage am Donnerstagabend stimmten dennoch der Großteil der SPD-Fraktion sowie die beiden Ratsmitglieder der Grünen für die Wiederaufnahme des Stöppelbergs in die aktuelle Planung. Aber mit 17 Stimmen gegen den Stöppelberg aus den Reihen der CDU-, FWG- und FDP-Fraktion wurde daraus nichts. Damit blieb es dabei: Die Flächen, die raus sind, bleiben auch draußen, da es keine neuen Erkenntnisse gibt, die dafür sprechen, sie wieder in die Planung aufzunehmen.

Verfahren Trotz der Meinungsverschiedenheiten zur Planfläche am Stöppelberg brachte der VG-Rat die Planung am Donnerstagabend nach einer knapp zweistündigen Diskussion schließlich mit einem einstimmigen Beschluss ins nächste Level – fertig ist man damit aber noch lange nicht. Als nächstes steht ein Zielabweichungsverfahren an. Dabei prüft die Kreisverwaltung, ob der von der VG-Wittlich Land angestrebte Flächennutzungsplan mit übergeordneten Raumplänen kollidiert, oder ob die Planung der Verbandsgemeinde in Ordnung geht. Das soll ungefähr drei bis vier Monate Zeit in Anspruch nehmen. Anschließend steht eine weitere Planoffenlage an, die notwendig ist, weil das Plangebiet wieder mal verändert wurde. Die Planoffenlage bietet Bürgern und Institutionen erneut die Möglichkeit, Einwände zu formulieren, welche abgewogen werden müssen, bevor der Verbandsgemeinderat die Pläne zur Windkraft abschließend beraten und umsetzen kann. „Wir möchten die Windkraftplanung allerdings vor der nächsten Kommunalwahl unter Dach und Fach bringen“, sagte Bürgermeister Junk. Denn seiner Meinung nach mache es keinen Sinn, wenn sich ein neu gewählter Verbandsgemeinderat nochmal mit  der Thematik befassen müsse.

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