Stadtplanung Der 140 000-Euro-Lokus für den Rommelsbach-Parkplatz in Wittlich

Wittlich · Luxus oder Standard? Im Bauausschuss der Stadt Wittlich wurde hitzig über die Anschaffung einer schlüsselfertigen Toilettenanlage am Rommelsbach-Parkplatz diskutiert.

 Ein goldenes WC wird es in Wittlich zwar wohl kaum geben, aber über die Kosten für die gplante Toilettenanlage gibt es kontroverse Meinungen.

Ein goldenes WC wird es in Wittlich zwar wohl kaum geben, aber über die Kosten für die gplante Toilettenanlage gibt es kontroverse Meinungen.

Foto: picture alliance / dpa/Christina Horsten

Goldene Wasserhähne und Toilettensitze wird man in der WC-Anlage, die die Stadt Wittlich nahe der Lieserbrücke zum Parkplatz Zentrum/Rommelsbach errichten will, nicht vorfinden, obwohl man sie aufgrund der Anschaffungskosten beinahe erwarten dürfte. Denn mit einer Summe von 140 000 Euro liegt der Preis für das schlüsselfertige Toilettenhäuschen wohl nicht allzu weit unter den Baukosten für ein Einfamilienhaus. Deshalb lieferten sich die Mitglieder des Bauausschusses auf ihrer jüngsten Sitzung zum Tagesordnungspunkt „Herstellung einer WC-Anlage im Zuge der Maßnahme Stadt am Fluss“ eine  hitzige Debatte.

Die Toilette Geplant ist eine Toilettenanlage mit zwei Räumen auf der rechten Lieserseite neben dem Mauerdenkmal und der Schrebergartenanlage. In dem WC-Häuschen mit zwei Räumen sollen eine Behindertentoilette, eine reguläre Toilette sowie ein Urinal untergebracht werden. Auch einen Wickeltisch sollen Eltern in dem WC-Häuschen nahe des neuen Wasserspielplatzes an der Lieser vorfinden. Zudem sollen selbstreinigende Toilettensitze eingebaut werden.

Diskussion Einen günstigeren Preis für das Toilettenhäuschen hätten sich wohl alle Mitglieder des Bauausschusses gewünscht. Doch bei nur einem Angebot, das die Stadt auf die Aussschreibung der schlüsselfertigen WC-Anlage erhalten hat,  boten sich den Ausschussmitgliedern null Alternativen. Deshalb diskutierten sie hauptsächlich darüber, ob die Anlage nur einen oder zwei Toilettenräume haben soll. Die größere Variante mit 18 Quadratmetern Grundfläche soll mit 140 000 Euro zu Buche schlagen. Die Toilettenanlage mit nur einem Raum wäre 20 000 Euro günstiger.  „Ein Angebot für beide Varianten hat nur die Firma Hering, die deutschlandweit die meisten öffentlichen Toiletten betreibt, abgegeben“, erklärte Werkleiter Lothar Schäfer. „Die Zwei-Raum-Anlage ist gegenüber einer Anlage mit nur einem Raum unwesentlich teurer, weshalb das eine gute Lösung ist“, sagte CDU-Ausschussmitglied Reinhold Westhöfer. Stephan Lequen (Die Grünen) hätte lieber die  günstigere Variante gesehen: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich lange Schlangen bilden würden und plädiere für nur einen Raum.“ Bürgermeister Joachim Rodenkirch warf ein, dass es da doch zu längeren Wartezeiten kommen könnte. Beispielsweise wenn jemand auf die Idee käme, auf dem öffentlichen Lokus die Zeitung zu lesen, während er dort sein Geschäft erledige. Deshalb sprach sich Rodenkirch für die Anschaffung der größeren Anlage mit zwei Räumen aus. „An dieser exponierten Stelle muss eine Top-Toilette stehen, die allen Ansprüchen genügt. Deshalb geben wir viel Geld aus, wollen dafür aber auch ein gutes Produkt.“ In der Nähe zum Stadtpark, wo von Zeit zu Zeit Verantaltungen stattfinden, seien zwei Toilettenräume angemessen, sagte Rodenkirch. „Dann müssen wir nicht so viele Dixi-Toiletten aufstellen, denn die kosten auch Geld.“ Für die größere Variante plädierte auch CDU-Ausschussmitglied Jan Salfer: „Bei den verhältnismäßig geringen Mehrkosten sollten wir uns für die Königslösung entscheiden.“

Als größter Kritiker der WC-Anlage erwies sich der Architekt Markus Blasweiler (FDP): „Für dieses Geld baut man nahezu ein Einfamilienhaus. Das Angebot der Firma Hering ist gnadenlos zu teuer und steht in keinem Verhältnis.“

Joachim Gerke(SPD) hielt die erneute Diskussion vor der Abstimmung für reine Zeitvergeudung: „Die fehlende Konkurrenzsituation gebietet allerdings, dass wir mit der Firma Hering Nachverhandlungen zum Preis führen.“  Werksleiter Schäfer erklärte, in Nachverhandlungen seien allenfalls 10 000 Euro Preisnachlass rauszuholen - wenn überhaupt. Eine abgespeckte Version mit geringerer Ausstattung befürwortete dagegen kein Ausschussmitglied. Werkleiter Schäfer erklärte den Ausschussmitgliedern: „Wenn die Toilette nicht zu 100 Prozent hygienisch ist, wird sie nicht angenommen. Wenn man also nur 80 000 Euro ausgeben würde, dafür aber die Hygiene in der Toilette nicht stimmen würde, sei das rausgeworfenes Geld. CDU-Ausschussmitglied Elfriede Meurer (MdL) sagte: „Für wenige Hunderte Euro Preisnachlass brauchen wir nicht nachzuverhandeln. Damit die Toilettenanlage im nächsten Frühjahr steht, sollten wir heute den Beschluss fassen.“

Beschluss Die Mehrheit des Ausschusses stimmte letztlich für die Anschaffung der schlüsselfertigen Toilettenanlage mit zwei Räumen zum Preis von 140 000 Euro. Allerdings soll die Verwaltung mit der Firma noch in Nachverhandlungen treten und Skonto aushandeln.

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