Handwerk Waschen, schneiden, klönen

Wittlich · Trotz Fachkräftemangel und Leerstand, mit Ideen und Einsatz: Friseur Ehlen gibt es seit 60 Jahren in der Wittlicher Altstadt. Das hat auch Auswirkungen bis in den Hochwald oder Berlin.

 Dorothea und Stefanie Ehlen (von links) haben einen Friseurbetrieb in Wittlich von ihren Eltern übernommen. Das Foto zeigt die Schwestern mit einer Fotocollage aus Bildern der vergangenen 60 Jahre, denn 1958 gründeten ihre Eltern Ignaz und Lieselotte das Geschäft.

Dorothea und Stefanie Ehlen (von links) haben einen Friseurbetrieb in Wittlich von ihren Eltern übernommen. Das Foto zeigt die Schwestern mit einer Fotocollage aus Bildern der vergangenen 60 Jahre, denn 1958 gründeten ihre Eltern Ignaz und Lieselotte das Geschäft.

Foto: TV/Petra Willems

Einsatz, Ideen, treue Kunden – das sind für Dorothea und Stefanie Ehlen Gründe, warum der Familienbetrieb der Ehlens, ein Friseurladen am Wittlicher Marktplatz, seit 60 Jahren besteht. Und das, obwohl in den vergangenen Jahren immer mehr Geschäfte in der Wittlicher Innenstadt ihre Pforten geschlossen haben und der Konkurrenzdruck stetig zugenommen hat.

Die beiden Schwestern haben das Geschäft von ihren Eltern Ignaz und Lieselotte Ehlen, heute 85 und 83 Jahre alt, übernommen, die vor 60 Jahren den Betrieb gründeten. Auch heute noch betreuen die beiden Schwestern und ihre Angestellten Kunden, denen bereits das Ehepaar Ehlen in dem Haus am Marktplatz die Haare schnitt. „Unsere älteste Kundin ist 99 Jahre alt“, verrät Dorothea Ehlen. Und ihre Schwester Stefanie ergänzt lachend, dass in diesem Fall auch mal ein Hausbesuch im Service inbegriffen sei. Aber auch die Jugend kommt: Die Ur-Enkelin der Dame sei ebenfalls Kundin der Ehlen-Schwestern.

Die Treue der Menschen dem Familienbetrieb gegenüber erklärt sich Dorothea Ehlen so: „Die Kunden sind nicht einfach nur eine Nummer bei uns.“ Es wird geplaudert, geklönt, sich ausgetauscht. So habe man sich gegen die in den vergangenen Jahren immer größer werdende Konkurrenz in der Stadt durchsetzen können: Denn früher, als Lieselotte und Ignaz Ehlen den Laden gegründet haben, habe es  nur fünf Friseure in der Stadt gegeben. Heute seien es mehr als 25, wie Dorothea Ehlen sagt. „Seit Anfang der 1990er Jahre  haben immer mehr Ketten und Billig-Friseure eröffnet. Damals haben wir uns überlegt, was wir machen können, um unsere Kunden zu halten und zu bestehen.“ Und das sei gute Arbeit und Qualität gewesen. Damit habe sich auch der Vater der beiden einen Namen weit über Wittlich hinaus gemacht: Ignaz Ehlen sei Landesmeister im Bereich Herrenfrisur gewesen und habe bereits früh die Haarschneidetechnik des bekannten englischen Friseurs Vidal Sassoon angewandt. Und auch Dorothea und Stefanie Ehlen fahren heute noch zu Seminaren nach Großbritannien, und auch ein Betriebsausflug führte das komplette Friseurteam schon mal nach England auf eine Messe.

Aber nicht nur die Kunden, die nicht nur aus Wittlich und dem direkten Umland kommen, sondern auch auch aus Bitburg, dem Hunsrück oder von der Mosel, haben den Ehlens die Treue gehalten. Im Team der Ehlens sind Angestellte, die seit mehreren Jahrzehnten bei dem alteingesessenen Friseur arbeiten.

Der Fachkräftemangel im Handwerk macht allerdings auch vor dem Geschäft der beiden Wittlicher Friseurinnen nicht Halt. Unter den derzeit rund zehn Angestellten sei kein einziger Azubi, wie die beiden sagen. Der Grund: „Weil wir keine einzige Bewerbung hatten.“

Vor einigen Jahren habe man noch unter den Bewerbern auswählen können, mittlerweile sei es schwierig. Ihr Vater Ignaz hätte noch mehr als 125 Azubis ausgebildet. „Viele von ihnen haben sich später selbstständig gemacht und einen eigenen Laden eröffnet“, sagt Stefanie Ehlen, unter anderem in der Hochwald-Stadt Hermeskeil oder in der Hauptstadt Berlin hätten die Ex-Azubis und spätere Meister ihre Geschäfte.

Das 60-jährige Bestehen von Friseur Ehlen wird am Samstag, 27. Oktober, ab 11 Uhr gefeiert. Neben der Ehrung langjähriger Mitarbeiter gibt es Musik, eine Tombola und eine Spendenaktion, bei der Kunden ihre Haare für einen guten Zweck spenden können. Im Gegenzug gibt es eine neue Frisur.

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