Wissenschaft Wittlicher reisen mit Yogeshwar in die Zukunft

Wittlich · Wer würde sein Leben einem autonom fahrenden Auto anvertrauen? Und: Sind wir noch in der Lage zu unterscheiden, ob ein Musikstück von einem Mensch oder einem Computer komponiert wurde? Ranga Yogeshwar, Wissenschaftsjournalist und Diplom-Physiker, stellte den Wittlichern bei seinem Vortrag im Eventum am Dienstagabend viele spannende Zukunftsfragen.

 Der preisgekrönte Journalist und Autor Ranga Yogeshwar blickt bei seinem Vortrag im Eventum in Wittlich aus seiner ganz speziellen Perspektive auf unsere sich rasch wandelnde Welt.

Der preisgekrönte Journalist und Autor Ranga Yogeshwar blickt bei seinem Vortrag im Eventum in Wittlich aus seiner ganz speziellen Perspektive auf unsere sich rasch wandelnde Welt.

Foto: Christian Moeris

1200 Gäste ließen sich beim fünften Sparkassen-Eventum von Yogeshwar mit eindrucksvollen Beispielen die digitale Revolution oder die Entwicklungen der künstlichen Intelligenz näher bringen. „Über die Zukunft nachzudenken ist jedoch schwierig, weil sich auch das ändert, was wir kennen“,  sagte Yogeshwar bei seinem Vortrag mit dem Titel „Nächste Ausfahrt Zukunft – Geschichten aus einer Welt im Wandel”.

Insbesondere die Digitaltechnik, sagte Yogeshwar, werde die bekannten Strukturen in einem gewaltigen Sinne weiter wandeln. „Heute trage ich mit meinem Smartphone in der Hosentasche mehr Speicherkapazität bei mir, als den meisten Rechenzentren in den 1980er-Jahren zur Verfügung stand. Die Leistungsfähigkeit nimmt immer weiter zu.“

Wenn die Maschinen mit mathematischen Konzepten, die dem neuronalen Netz des menschlichen Gehirns nachempfunden seien, noch schneller lernen würden, „sind wir bald beispielsweise nicht mehr in der Lage zu unterscheiden, ob wir mit einem Menschen oder einer Maschine telefonieren“, sagte Yogeshwar. Zum Strukturwandel der Medien sagte er, es sei sehr bedenklich, dass sich in den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter „Fakenews“ schneller verbreiten würden, als wahre und wohlrecherchierte Nachrichten. „Deshalb brauchen wir weiterhin Quellen glaubwürdiger Information. Wir müssen die neue Technik auch hinterfragen“, sagte Yogeshwar. „Wir wollen nicht in einem Zeitalter der digitalen Orakel enden, in denen nur noch Algorithmen  Entscheidungen treffen, diese aber kein Mensch mehr nachvollziehen kann.“

Auf Grund dessen bedürfe es einer intensiveren Debatte über den Fortschritt. “Wir hinterfragen die neue Technik zu wenig.“

Die Schattenseite des rasanten technischen Fortschritts sei vor allem, dass er nicht jeden erreiche und mitnehme, sagte der gebürtige Luxemburger. „Ich bin heute Morgen aus London gekommen. Dort lag im Schlafsack bei Schnee und Kälte ein Mensch auf der Straße. Wie können wir das zulassen?“ Dennoch versuchte der Physiker und Journalist, seinen Zuhörern die Angst  vor den epochalen Umbrüchen in Technik, Beruf und Alltag zu nehmen.

Er schloss seinen Vortrag mit einem Zitat des Künstlers Pablo Picasso, der einmal notiert hatte: „Das ist das Wesenhafte des modernen Menschen, der in aller Angst des Loslassens doch die Gnade des Gehaltenseins im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfährt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort