Wittlicher Wein exclusiv für Duisburg und Stettin

Wittlich · Wittlich (red) Das Thema lockte viele Gäste an: Als Dr. Christof Krieger in der Casa Tony M.

 Christof Krieger bei seinem Vortrag. Foto: privat

Christof Krieger bei seinem Vortrag. Foto: privat

Foto: (m_wil )

seinen Vortrag zur deutschen Weinwoche in Wittlich hielt, zu dem das Kulturamt der Stadt Wittlich eingeladen hatte, geriet der kleine Saal an die Grenzen seines Fassungsvermögens. Thema war die von Nationalsozialisten 1935 initiierte Kampagne zur Werbung für den deutschen Wein, die die Bevölkerung damals mit dem Ausspruch "Saufen für den Führer" spöttisch umschrieb.

Der promovierte Historiker Christof Krieger, Leiter des Mittelmoselmuseums in Traben-Trarbach, beschäftigte sich in seiner Doktorarbeit mit diesem Thema und recherchierte die Hintergründe dieser Werbekampagne, die eigentlich nur politische Selbstdarstellung der Nazis war. Er stellte im ersten Teil seines Vortrages "Saufen für den Führer" - die deutsche Weinwoche der Nazis in der Weinstadt Wittlich" dar, dass die NSDAP in den Jahren vor der Machtergreifung den Winzern großzügige Unterstützung versprach, um Stimmen zu gewinnen, diese Versprechungen aber erst mit deutlich verzögertem zeitlichem Abstand einhielt. Die Jahre der Weimarer Republik zeichneten sich durch schlechte Erträge im Weinbau aus; dass die Jahrgänge 1933 und 1934 gute und ertragreiche Ernten hervorbrachten, erklärten die Nazis vollmundig für das Werk des Führers und engagierten sich dann mit der "Deutschen Weinwoche" und Patenschaften der deutschen Städte über die weinbautreibenden Gemeinden für den Absatz der Überproduktion. Jedem Weinort wurden Patenstädte zugeteilt, und während der "Deutschen Weinwoche" 1935 wurden in diesen Patenstädten dann Weinfeste organisiert, wo ausschließlich der Wein des "Patenkindes" ausgeschenkt wurde.

Für Wittlich, so Dr. Krieger im zweiten Teil seines Vortrages, standen Duisburg und Stettin Pate. In beiden Städten wurden große Weinfeste organisiert, Delegationen aus Wittlich mit Bürgermeister Dr. Hürter an der Spitze reisten an und feierten gemeinsam ein Weinfest, wo nichts anderes getrunken werden durfte als Wittlicher Wein. Wittlich rief sogar in der Stadt Wittlich eine solche "Deutsche Weinwoche" aus, wo in allen Gaststätten nur Wittlicher Wein ausgeschenkt werden durfte. Die Polizeistunde wurde, um den Weingenuss zu verlängern, auf 3 Uhr morgens verlängert, und die Straftäter gewisser alkoholbedingter Prügeleien genossen eine großzügige Justiz.
Unter den vielen Bildern, die der Referent zeigte, war auch eines, das zeigte, dass das Wirtshaus Mehs auch den Anstich eines Fasses Münchener Löwenbräu bewarb. Angesichts der Tatsache, dass selbst die große Trierer Brauerei in dieser Woche nur Wein ausschenkte, sei diese Aktion des Altbürgermeisters und Ehrenbürgers der Stadt als sehr mutig einzuschätzen.

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