Zukunftweisende Lebensform

Zur Debatte um das Wittlicher Projekt St. Paul meint diese Leserin:

In Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche halten wir gerne aus Angst am Vertrauten fest, tun uns schwer, in die Dynamik struktureller Veränderungen gestaltend einzugreifen. Dies belegt der Leserbrief von Herrn Krames.

Unter Umbrüchen leiden vor allem alte Menschen, die in zu großen Häusern leben und sich oft genug verloren fühlen. Dankbar sind sie für Hilfe durch Aktionen wie "Zuhause alt werden". Und wir wissen, dass die öffentliche Hand auf Dauer eine oft ungewollte Unterbringung in Altenheimen nicht schultern kann. Auf diese Entwicklung reagieren neue, zukunftweisende Wohn- und Lebensformen. Eine ist das generationenübergreifende Wohnen mit verbindlichen nachbarschaftlichen und selbstorganisierten Hilfestellungen wie im Mehrgenerationendorf St. Paul, finanziell gesichert durch Investoren.

Dabei ist allen Interessenten eine enge Anbindung an die Innenstadt ein Bedürfnis. Wer das anzweifelt, kann sich bei den monatlichen Treffen der Interessenten ein Bild machen. Die Interessenten kommen aus der Großregion einschließlich Luxemburg. Keiner von ihnen würde sein bisheriges Heim aufgeben, um eine Baulücke im Stadtkern Wittlichs zu füllen.

Ihnen geht es um eine innovative Lebensform als Antwort auf die drängenden gesellschaftlichen Probleme, die die strukturelle Veränderung der Gesellschaft mit sich bringt und nicht um Isolation und Abschottung, wie Herr Krames befürchtet, sondern um Integration und Öffnung in alle Richtungen, auch in Richtung junger Familien mit Kindern, denen aktive Ältere ihre Hilfestellung anbieten. Herr Krames lastet der Initiative an, sie wolle in ihrer Infrastruktur und Versorgung autark sein. Das möchten ebenfalls die älteren Menschen in ihren oft zu großen Häusern.

Das Modell St. Paul nimmt das Wissen um die Notwendigkeit einer gegenseitigen Hilfestellung in der Planung vorweg.

Elisabeth Schoppe, Wittlich

Stadtentwicklung

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