Literatur Zwei zum Preis von Einem

Hetzerath · Eifel-Kulturtage: Autorin Elke Heidenreich begeistert in Hetzerath vor ausverkauftem Saal das Publikum.

 Viel Spaß hatten die Besucher und auch Elke Heidenreich selbst bei ihrer Lesung.

Viel Spaß hatten die Besucher und auch Elke Heidenreich selbst bei ihrer Lesung.

Foto: Christina Bents

„Nein, Herr Laupichler hat mich falsch angekündigt, ich bin keine Künstlerin, sondern eine große Idiotin“, sagt Elke Heidenreich. als sie ie Bühne im Hetzerather Bürgerhaus betritt, dem verdutzten Publikum. Dann erklärt sie: „Ich habe das falsche Programm dabei. Seit einem Jahr bin ich mit dem Buch ‚Alles fließt’, das vom Rhein handelt, unterwegs. Da ich in meinem Kalender nur stehen hatte, dass ich heute in Hetzerath bin, kam ich gar nicht auf die Idee, dass ich aus ‚Alles kein Zufall’ lesen sollte.“ Das war ehrlich und sympathisch. Die 250 Besucher nahmen ihr das keineswegs übel, zumal sie sich „Alles kein Zufall“ bei der Buchhändlerin ausgeliehen, und in der ersten Hälfte der Lesung daraus vorgetragen hat.

Den zweiten Teil widmete sie dann dem Rhein. Mit ihr gemeinsam auf der Bühne war Marc Aurel Floros, der sie am Klavier begleitete. In „Alles kein Zufall“ hat Elke Heidenreich zahlreiche Alltagskurzgeschichten aufgeschrieben. Es geht um die Liebe, menschliche Begegnungen, heitere Augenblicke, kleine Streiche, Freunde, Familie, Musik oder Beobachtungen. Sie sagt: „Es ist nicht alles selbst erlebt, aber alles selbst erdacht.“ Sie berichtet beispielsweise von einer älteren Dame, die immer wieder bei ihrer Tochter anruft, um ihr Alltägliches zu berichten. Die Tochter erklärt ihr daraufhin, sie solle nur anrufen, wenn Post von der Bank käme. Kurz darauf klingelt das Telefon der Tochter, die Mutter ist dran und sagt: „Ich kann jetzt anrufen, es ist Post von der Bank gekommen.“ Die Tochter bittet ihr zu sagen, worum es geht und die Mutter meint schelmisch: „Es ist Werbung.“

In einer Geschichte schildert sie, wie sie und eine befreundete Autorin nach einer Lesung in einer Hotelbar sitzen und ein unbekannter Mann mit ihnen ins Gespräch kommen will, woran sie aber kein Interesse haben. Daraufhin beschimpft sie der Mann als „intellektuelle Hühner“ und bittet die Bedienung, die Rechnung für seine sechs Bier auf Zimmer 57 zu schreiben. Das haben die Autorinnen gehört, und sich eine Flasche Champagner bestellt - auf die Rechnung von Zimmer 57.

Nachdenklicher wird es, als sie davon erzählt, wie sie erkältet auf einer Beerdigung war und ein Bekannter meinte: „Stell` dich an den Rand, dann passiert dir nichts, denn Gott ruft den nächsten immer aus der Mitte“. Im zweiten Teil des Abends ging es um den Rhein, der 552 Schritte und 14 Stufen von Heidenreichs Wohnung entfernt ist. Sie sagt über ihn: „Bei seinen Quellen ist er wie ein Kind, klein, weiß, leicht und ab Basel wird er erwachsen, ruhiger und breiter.“

Besonders gerne ist sie am Niederrhein, weil hier die Kühe, Schafe und Pferde noch bis an den Fluss herankommen und aus ihm trinken. Auch hier sind Geschichten, Fakten und persönliche Eindrücke, manche schön, andere unbequem, aufgeschrieben.

Der Abend hat den Besuchern sehr gut gefallen. Beate Kunze aus Leiwen sagt: „Die Art, wie sie liest, gefällt mir. Sie ist witzig, aber es gibt auch Nachdenkliches.“ Lisa Holthof aus Trierweiler fasst zusammen: „Sie ist natürlich und hat einen frischen, sprühenden Humor.“ Sie ist eine Künstlerin, die ihr Publikum begeistert, es zum Lachen und Nachdenken zu bringt.

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