Fragen und Antworten Die Zecken sind los – Warum man jetzt schon aufpassen muss und wie man sie richtig entfernt

Trier · Im Wald, auf Wiesen und sogar im heimischen Garten steigt die Wahrscheinlichkeit, auf Zecken zu treffen – obwohl es noch so früh im Jahr ist. Es ist wichtig zu wissen, wie man mit den kleinen Tieren umgehen soll.

Vorsicht, Zecken! Diese Arten gibt es und so gefährlich ist der Biss
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Vorsicht, Zecken! Diese Arten gibt es und so gefährlich kann ihr Biss sein

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Foto: dpa/Tim Brakemeier

Sie sind klein, leicht zu übersehen und setzen sich gerne an Stellen wie Achseln oder Kniebeugen fest: Zecken. Im hohen Gras oder Gebüsch lauern sie auf Mensch und Tier. Wer also öfter draußen unterwegs ist, sollte einiges beachten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wann gibt es Zecken?

Eigentlich das ganze Jahr über. Deshalb sind sie auch schon aufgetaucht, bevor der Frühling 2024 überhaupt begonnen hat. Insgesamt sind sie hauptsächlich im Frühling und Herbst aktiv, denn Zecken mögen es warm und feucht. In den Monaten Mai und Juni ist die Aktivität der Zecken besonders hoch und wird lediglich durch ungünstige Wetterbedingungen – beispielsweise lange Trockenphasen – gebremst. Das erklärt der Diplom-Biologe Olaf Kahl auf zecken-radar.de. Wieso ist das so? Alle Zecken, die zum Frühlingsanfang aktiv sind, hätten seit mindestens zehn Monaten keine Nahrung mehr zu sich genommen, manche Zecken seien sogar schon 20 Monate ohne Blutmahlzeit. Im Mai/Juni würden sie also alles daran setzen, einen Wirt zu finden.

Grundsätzlich werden Zecken inzwischen früher im Jahr aktiv als man es in der Vergangenheit kannte. „Es gibt keine Winterpause mehr“, berichtet Ute Mackenstedt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Sie ist Parasitologin an der Universität Hohenheim und hatte im Februar 2024 bereits Nachweise über FSME-Infektionen durch Zeckenbisse erhalten. Die Infektion muss demnach im Winter erfolgt sein. Die frühe Aktivität der Zecken ist durch milderes Klima im Winter zu erklären. Laut Mackenstedt könne 2024 ein ausgeprägtes Zecken-Jahr werden.

Woran erkenne ich, dass ich gebissen wurde?

Es wird rot und juckt. Je nachdem, wie früh man den Biss erkennt, hängt auch noch die Zecke in der Haut – ein bräunliches Tier mit geschwollenem Hinterleib und acht kleinen Beinen.

Zecken: Risikogebiete, FSME und richtige Entfernung
Foto: (C) Pfizer | www.zecken.de

Zu Beginn verursacht ein Zeckenbiss keine Schmerzen, die Krabbeltiere geben nämlich ein Betäubungsmittel in die Wunde ab, um möglichst lange unentdeckt zu bleiben. Das heißt, es ist immer eine gute Idee, seinen Körper gründlich nach Zecken abzusuchen, nachdem man in der Natur war.

Wie entfernt man Zecken richtig?

Zecken können Krankheiten übertragen (siehe unten). Damit das Infektionsrisiko so gering wie möglich bleibt, sollte die Zecke demnach ohne Hektik, aber auch so schnell wie möglich entfernt werden. Wichtig ist, alle Teile zu erwischen und vor dem „Eingriff“ kein Öl oder gar Klebstoff auf die Haut zu träufeln. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) sollte die Zecke mit einer Pinzette, einer speziellen Zeckenzange oder ähnlichem Werkzeug nahe der Hautoberfläche an ihren Mundwerkzeugen, nicht am vollgesogenen Körper, langsam herausgezogen werden. Abschließend wird empfohlen, die Wunde sorgfältig zu desinfizieren.

Was tun, wenn der „Kopf“ steckenbleibt?

Zuerst mal keine Sorgen machen. Wie die Experten von zecken-radar.de erklären, stößt die Haut den Fremdkörper mit der Zeit von selbst ab. Dabei kann die Wunde anfangen zu jucken. Ein Arztbesuch sei erst nötig bei stärkeren Schmerzen, Schwellungen oder Fieber – Das gilt allerdings für jeden Zeckenbiss. Spannend zu wissen: Was manchmal nach dem Entfernen einer Zecke in der Haut stecken bleibt, ist gar nicht der Kopf, sondern das mit Widerhaken besetzte Hypostom – das Saugrohr der Zecke, das abbricht und in der Haut stecken bleibt.

Welche Krankheiten können Zecken übertragen?

Zecken können viele verschiedene Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) treten in Deutschland die Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) besonders häufig auf. Weitere Erkrankungen wie die humane granulozytäre Anaplasmose, die Babesiose oder verschiedene Rickettsiosen wurden bislang nicht oder nur selten beobachtet.

Borreliose kann verschiedene Organsysteme betreffen, insbesondere die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Laut dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium ist sie mit Abstand die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in Rheinland-Pfalz.

Die Viruserkrankung FSME wird vom gemeinen Holzbock übertragen und kann lebensbedrohlich sein.

Welche Zeckenarten gibt es?

Die häufigste Zeckenart ist der gemeine Holzbock, aber auch andere Arten haben mittlerweile ihren Weg nach Deutschland gefunden.

Darunter zählt zum Beispiel die Gattung Hyalomma, die in Teilen Asiens und Afrikas sowie in einigen Regionen Südosteuropas verbreitet ist. Die Tiere sind etwa doppelt so groß wie die heimische Art, haben orange-gelb gemusterte Beine und können gefährliche Krankheitserreger in sich tragen, so wie das Krim-Kongo-Virus, das zum Krim-Kongofieber führt (Virusinfektion mit hoher Sterblichkeit).

Seit 2007 werden immer mal wieder Hyalomma-Zecken in Deutschland gefunden. 2018 wurden insgesamt 19 Tiere aus acht unterschiedlichen Bundesländern (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Berlin, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz) zur Untersuchung ans RKI geschickt. Seit 2018 ist die Hyalomma-Zecke auch in Luxemburg nachgewiesen. Wie das Luxemburger Wort schreibt, gibt es noch keine Anzeichen für eine weitere Verbreitung in Luxemburg, doch das könnte sich über die nächsten Jahrzehnte wegen des Klimawandels ändern. Laut Alexander Weigand vom Nationalmuseum für Naturgeschichte Luxemburg sorgen mildere Winter und trockenere, heißere Sommer dafür, dass sich die Spinnentiere auch in nördlichen Gefilden immer heimischer fühlen.

Auwaldzecken hingegen befallen Menschen nur selten. Nahe der polnischen Grenzen gibt es zwar stabile Populationen, aber eine Übertragung von Krankheitserregern auf den Menschen ist bisher nicht bekannt.

Wie viele Borreliose-Fälle gab es in den vergangenen Jahren in der Region Trier?

In Trier wurden zwischen 2011 und 2022 nach Angaben des Robert-Koch-Instituts insgesamt 240 Borreliose-Fälle gemeldet. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich gab es im gleichen Zeitraum 277 Fälle, im Landkreis Trier-Saarburg 367 und im Eifelkreis Bitburg-Prüm 478. Spitzenreiter ist die Vulkaneifel mit 773 Fällen.

Wo gibt es FSME-Risikogebiete in Deutschland?

Das RKI bewertet alle Landkreise in Deutschland nach ihrem FSME-Risiko. Wenn ein Landkreis innerhalb eines Fünf-Jahres-Zeitraums mindestens fünf FSME-Fälle hatte, zählt es als Risikogebiet, ab 25 Fällen zu einem Hochrisikogebiet.

In Deutschland ist vor allem der Süden betroffen: In Baden-Württemberg und Bayern ist das Risiko höher als beispielsweise im Norden, sich mit FSME zu infizieren. Auch in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen ist die Gefahr tendenziell höher. Vereinzelte Risikogebiete gibt es in Mittelhessen, im Saarland, in Niedersachsen und in Rheinland-Pfalz.

Laut RKI sind jedoch selbst in FSME-Risikogebieten nur wenige Zecken mit dem FSME-Virus infiziert.

Wie sieht es in Rheinland-Pfalz beziehungsweise in der Region Trier aus?

In Rheinland-Pfalz ist der Landkreis Birkenfeld seit 2001 als einziger ein FSME-Risikogebiet: In Idar-Oberstein sind zunächst drei Fälle innerhalb eines Jahres aufgetreten, insgesamt gab es zwischen 2001 und 2009 neun Fälle. Im benachbarten Saarland ist der Saarpfalz-Kreis ein Risikogebiet.

Aktuell ist kein Landkreis in der Region Trier als Risikogebiet eingestuft. Die Einstufung des RKI stammt aus dem Jahr 2023.

Wie kann man sich vor Zecken schützen?

Da die Tiere meist auf Grashalmen, im Unterholz oder im Gebüsch sitzen, ist es ratsam, geschlossene Kleidung zu tragen, das heißt feste Schuhe, lange Hosen und lange Ärmel. Wer die Hosenbeine in die Socken steckt, kann sich zusätzlich schützen.

Inzwischen gibt es auch Insekten- und Zeckenabwehr-Mittel, die als Spray oder Lotion auf die Haut aufgetragen werden können. Diese bieten jedoch keinen umfassenden Schutz.

Nach einem Spaziergang in der Natur sollte der Körper auf Zecken abgesucht werden. Die Tiere setzen sich besonders gern am Haaransatz, an den Ohren, am Hals, in den Achseln, Armbeugen, im Bauchnabel, in der Kniekehle oder im Genitalbereich fest. Auch Haustiere wie Katzen oder Hunde sollten nach einem Besuch im Freien untersucht werden.

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