"Schimpfen & Schännen" Der Ursprung dialektaler Schimpfwörter Naupenhanni: Vom Umgang mit Eigensinn

Jeder Mensch hat so seine Launen und Eigenheiten. Nimmt das bei jemandem überhand, so wird er an Mosel und Rhein "Naupenhanni" oder "Naupes" genannt.Auch an einem Ding, das seine Naupen, anderswo auch Nuppen oder Noppen, hat, zeigt sich die Tücke des Objekts in Gestalt verborgener Schwierigkeiten.

Bei einem Menschen etwa kann sich dies nicht nur in unberechenbaren Einfällen äußern, sondern auch durch Hinterlist und Bösartigkeit.

Der Ausdruck "den hat Naupe wie en al Perd" vergleicht solche Gesellen mit einem alten, störrischen Gaul oder Esel, der sich gegen den Zügel wehrt, am Boden festgewachsen scheint oder plötzlich zubeißt, wenn nicht auch noch tritt.

Hier zeigt sich die Verwandtschaft von "naupen" zu mittelhochdeutsch "noppen", was so viel heißt wie "stoßen".

Der Begriff "Noppe" bezeichnete allerdings auch Unebenheiten nicht charakterlicher, sondern materieller Art. Störende Knötchen in Wolle oder Stoff werden bis heute so genannt.

Die Redensart "En Wolf ferliert de Haor, awwer net de Naupe" versinnbildlicht, dass man solche Eigenheiten und Angewohnheiten nur schwer wieder loswird und dass sie darüber hinaus im Alter meist noch zunehmen.

Dieser erneute Ausflug ins Tierreich deutet an, dass Naupen auch Gelüste und Neigungen sind, auf die man nicht verzichten kann - so wie die Katze das Mausen nicht lässt.

Schließlich können sogar Phänomene ihre Naupen haben, wie ein Blick zum Himmel jetzt zur Urlaubszeit verrät. "Et Wetter hot sei Naupeln" sagt man seufzend, wenn aus heiterem Blau ein heimtückischer Platzregen herniedergeht. Ein Zusammenhang mit dem mittelhochdeutschen Verb "nûben" für "wanken, wie ein Hinkender gehen" könnte bestehen, ist doch ein schwankender Gang alles andere als berechenbar.

Denkt man nun daran, dass wankelmütige Menschen oft auch als "wetterwendisch" bezeichnet werden, schließt sich der Kreis vom unbeständigen Wetter zum launenhaften "Naupenhanni".

Verena Teschke, Uni Trier, Kompetenzzentrum für elektronische Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften

Foto: jvn, photocase.de

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