"Schimpfen & Schännen" Der Ursprung dialektaler Schimpfwörter Ungeschick lässt grüßen: Taopert und Dilldapp

"Aalen Taopert", schimpft der Trierer den plumpen und linkischen Menschen, der durch einfältiges und tölpelhaftes Auftreten hervorsticht. Auftreten darf dabei durchaus wörtlich verstanden werden, denn der "Taopert" leitet sich ab vom mittelhochdeutschen Wort tâpe, was soviel heißt wie Pfote oder Tatze.

Jeder so Gescholtene ist also daran zu erkennen, dass er ungelenk, ja schwerfällig herumtappt und kein besonders geschicktes Händchen hat, sondern eher ein grobes Pfötchen. In seiner Täppisch- oder Taopischkeit steht er dem Tappes, dem Deppen oder auch dem Dilldapp in nichts nach, denn der "Dilldapp" oder das Trierische "Dilldääbschi" bezeichnet nicht nur den Kreisel oder ein flinkes Kind, sondern auch den ungeschickten Menschen, der alles verkehrt anpackt. In der Literatur des 15. Jahrhunderts als Eigenname eines lärmenden, Händel suchenden Bauern bekannt, begegnet der tölpelhafte "Dilldapp" seitdem immer wieder als Hauptfigur in Märchen und Erzählungen, aber auch in mundartlichen Redewendungen. Der elsässische Zuruf "Mit dir könnt mr a Dilldappe fange" etwa ist keine Auszeichnung für besonders kumpelhaftes Verhalten, sondern vielmehr ein dezenter Hinweis auf besonders große Dummheit. Freilich sind hier mit den Dilldappen, die in der Pfalz auch als Elwetritsche bekannt sind, nicht Einfaltspinsel gemeint, sondern sagenhafte Wesen, auf die man im südwestdeutschen Sprachgebiet sowie im hessischen und oberfränkischen Raum den Tölpel Jagd machen lässt. Dazu schickt man ihn, ausgestattet mit Knüppel und Sack, des Nachts hinaus aufs Feld und hält ihn an, zu warten, bis man die Dilldappen durch lautes Schreien aufgescheucht und ihm zugetrieben habe. Während sich die Treiber heimlich davonmachen, harrt der gefoppte Dilldapp mit schwungbereitem Knüppel und geöffnetem Sack jedoch vergebens des gleichnamigen Fabelwesens. Aber nicht nur zur Entlarvung von Dummheit, sondern auch zum Vermeiden lästiger Fragen eignen sich Dilldappen. Sind Sie beispielsweise der Frage, was es heute zum Essen gebe, überdrüssig, so halten Sie es einfach mit dem Koch aus Mehring und antworten: "Bisquitcher met Dieldäpcher".

Theresia Biehl & Vera Hildenbrandt, Uni Trier, Kompetenzzentrum für elektronische Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften

Foto: sportsocke, photocase.de

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