"Schiris werden immer jünger"

"Die Schiedsrichter werden immer jünger", erklärt Jürgen Hörter vom Fußballverband Rheinland. Jean-Marie Lantau vom Sportverein Büscheich (Vulkaneifelkreis) ist einer von ihnen. Der 16-Jährige hat sich als Schiedsrichter gemeldet und sichert so die Zukunft seines Fußballclubs, weil jeder Verein für den Klassenerhalt zwei Schiris stellen muss.

Gerolstein-Büscheich. Zwei Vereine im Fußballverband Rheinland steigen in dieser Saison zwangsweise ab, weil sie das Schiedsrichter-Soll nicht erfüllen, beide sind aus dem Bezirk West. Durchschnittlich sind es zwei Clubs pro Jahr, die dieses Schicksal ereilt. Hörter schüttelt darüber den Kopf: "Das ist unverständlich, weil jeder Verein drei Jahre Zeit hat, für Schiri-Nachwuchs zu sorgen." Im ersten Jahr wird ein Bußgeld verhängt, das im zweiten Jahr verdoppelt wird. Erst dann folgt der Zwangsabstieg. Diese Regelung führe dazu, dass die Schiedsrichter immer jünger werden. Hörter: "16-Jährige sind keine Ausnahme mehr. Es gibt bei den rund 5000 Schiedsrichtern schon viele 14-Jährige und sogar schon Zwölfjährige."Jean-Marie Lantau sah im Sommer die Zeit für sich gekommen. Der 16-jährige Gymnasiast leitete nur aus Spaß eine Begegnung beim Sportfest. Sehr zur Freude des Vorstands des SV Büscheich. Vize "Pepe" Blumberg: "Es war ein ganz souveräner Auftritt. Wir sind stolz darauf, so einen Jungen in unseren Reihen zu haben." Jean-Marie sichere die Zukunft des SV Büscheich. Doch für den Oberstufenschüler, der seit der F-Jugend ein begeisterter Mittelfeldspieler ist, standen andere Motivationen im Vordergrund. Er sagt: "Ich wollte mal auf der anderen Seite sein und gucken, wie es da ist. Als Spieler schimpft man ja meist über die Schiris." Jean-Marie, dessen Vorbilder im Spiel die Mittelfeldasse Zidane und Ronaldinho sowie als Schiedsrichter Fandel und Merk sind, verspricht: "Ich werde ein Schiri sein, der sich viel bewegt." Sein Motto hat er auch schon festgelegt: "Das Spiel ruhig leiten, ohne Eskapaden." Die Prüfung zum detaillierten Regelwerk hat er mit 57 von 60 Punkten abgeschlossen. Doch pingelig und überheblich möchte er auf keinen Fall sein. Der 16-Jährige erklärt: "Ich habe gelernt, dass ein guter Schiri nur in entscheidenden Situationen pfeift." So möchte er die Oberhand im Spiel behalten. Er rechnet damit, etwa eineinhalb Jahre Jugendbegegnungen zu leiten, bevor er auf die unteren Klassen bei den Senioren stößt. Seine fußball-verrückte Familie wird das freuen. Doch Jean-Marie, der Fan vom FC Bayern und Eintracht Frankfurt ist, hat noch einen Traum: "Ich will ein Spiel der beiden Clubs pfeifen, wenn sie gegeneinander spielen. Irgendwann mal."

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