Seelendoktor für Hund und Katze

TRIER. Im Jahr 2000 hat sich Viviane Theby in einer besonderen Nische selbstständig gemacht: Als Verhaltenstherapeutin trainiert sie problematische Haustiere. Zugleich ist sie mit Workshops in ganz Deutschland unterwegs, um andere Tier- und Hundetrainer auszubilden. Außerdem hat Theby, die in Wittlich wohnt, mehrere Sachbücher geschrieben.

Den Berufsalltag einer Tierärztin auf dem Land mit kalbenden Kühen kennt Viviane Theby aus ihrer Vergangenheit. Die Abläufe einer Kleintierpraxis mit Impfungen der vierbeinigen Lieblinge sind ihr vertraut. Seit fünf Jahren hat die aus Esch stammende Mutter zweier Töchter allerdings diese Normalität einer Veterinärmedizinerin eingetauscht zugunsten einer anderen Existenz in Sachen Hilfe für Tiere. Einer der ausschlaggebenden Gründe, auf dem Scheuerhof bei Bombogen in Wittlich eine Tierakademie aufzubauen, war die schlechte Vereinbarkeit einer üblichen Praxis mit dem Privatleben. Es gab aber auch andere Gründe: "Mich hat immer mehr berührt, was und wie viel Menschen lernen müssen, damit sie ihre Haustiere verstehen und ihnen etwas beibringen können. Das Thema Verhalten fasziniert mich, und so habe ich darin eine Spezialausbildung gemacht.” Mittlerweile kümmert sich Viviane Theby vor allem um aggressive Hunde, um markierende Katzen, die damit Notsignale geben, oder um scheuende Reitpferde, die nicht auf den Hänger wollen. Normale Familienhunde und deren Besitzer schult sie ebenfalls, damit die Tiere zu angenehmen Mitbewohnern werden und sich auch in der Öffentlichkeit vorbildlich verhalten. Ist ein Tier verhaltensauffällig, so vereinbart Theby einen Hausbesuch, um das ganze Umfeld zu überprüfen. Zudem wird der Hund gründlich untersucht, ob eventuell eine Krankheit oder Schmerzen die Ursache für das Problem sind. Mit der Diagnose wird ein Behandlungsplan aufgestellt, der entweder im gemeinsamen Training oder in Eigenregie der Halter umgesetzt wird. Erziehung ohne Gewalt und Lautstärke

"Meine Kunden sind in der Regel Menschen, die ihre tierischen Gefährten als eigenständige Wesen begreifen oder aus professionellen Gründen anders mit ihnen umgehen wollen und müssen.” sagt Theby. Reitlehrer, Hundestaffelführer oder auch Tiertrainer für Filme gehören neben privaten Tierhaltern zu ihrer Zielgruppe. Mit den in den meisten Hundeschulen gezeigten Lehrmethoden ist Theby nicht einverstanden: "Ich zeige meinen Klienten, dass sie die besten Erziehungsergebnisse nicht mit Gewalt, Stachelhalsbändern oder Lautstärke erzielen, sondern mit belohnender Verstärkung des gewünschten Verhaltens und mit einfachem Ignorieren des nicht Gewollten.” Sie arbeitet vor allem mit so genannten Klickern, die - anfangs verbunden mit Leckereien - das Tier behutsam zu dem hinführen, was der Mensch von ihm will. Mit dieser Methode erweisen sich nicht nur die üblichen vierbeinigen Haustiere als sehr gelehrig, sondern auch Hühner. Mit ihnen als Modelle wird Theby bald gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin und Co-Autorin Michaela Hares auf Vortragsreisen gehen, um diese sanfte Ausbildungsmethode in Deutschland oder der Schweiz anderen Tiertrainern zu erläutern und diese zu schulen.Es geht um Teamfähigkeit und Motivation

"Deutschland ist im modernen Tiertraining noch ein Entwicklungsland. In Großbritannien etwa, wo ich ausgebildet wurde, wird der neueste Stand der Lernpsychologie schon viel mehr umgesetzt.” Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Lernen sind, so ist Thebys Erfahrung, durchaus auf Menschen allgemein, auf Führungskräfte und auf Firmen übertragbar: "Es geht sehr stark um Teamfähigkeit und Motivation.” Es sei die Aufgabe des Tierbesitzers, einen Weg der Kommunikation zu finden. "Dabei ist die Arbeit ohne Gewalt keine beliebige und weiche Angelegenheit - ein Tier muss schon präzise und effektiv reagieren.” Die Perfektion des so genannten Gehorsams komme dann aus dem Verstehen, nicht aus der Angst, "damit erreicht man viel mehr, und beide Seiten haben auch noch Freude daran”.

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