Sehnsucht nach der Sahara

Hallo liebe Kinder,ich habe neulich einen interessanten Menschen kennengelernt. Ali Bouhaik zog als Kind mit seinem Großvater und dessen Kamelherde durch die Wüste Sahara in Afrika. Sein Vater war als Soldat an einer weit entfernten Grenze stationiert.

Deshalb sah ihn Ali nur einmal im Jahr. Seine Mutter blieb mit den anderen Frauen bei den Zelten. Als Ali sieben Jahre alt war, schickte der Großvater ihn zu Verwandten in ein Dorf, damit er zur Schule gehen konnte. Heute ist Ali 28 Jahre alt und arbeitet in Hamburg. Aber er sehnt sich oft in die Wüste zurück, erzählte er.

Wie hast du es in der Schule ausgehalten, ohne Wüste und Kamele?

Bouhaik: Ich habe meinen Großvater jedes Wochenende besucht. Ich hatte ein eigenes Kamel, das war wie ein Auto für mich. Damit bin ich viele Stunden in die Wüste zu meinem Großvater geritten — und oft erst in der Nacht angekommen.

Wie hast du deinen Opa in der Wüste überhaupt gefunden ohne Handy?

Bouhaik: In der Wüste hat jede Ecke einen Namen. Da sind Dünen, ein Baum, Brunnen. Wir haben uns für das nächste Wochenende an einem bestimmten Platz verabredet. Geschlafen haben wir im Freien unter einer warmen Kamelhaardecke.

Hattest du keine Angst vor Schlangen und Skorpionen?

Bouhaik: Die gibt es in vielen Wüstenregionen gar nicht. Wir hatten viel mehr Angst vor Schakalen. Die rochen es, wenn ein Kamel geboren wurde. Dann kam eine ganze Schakal-Truppe, die auch für Menschen gefährlich ist.

Bist du schon einmal von Tieren verletzt worden?

Bouhaik: Ja, als ich noch ein kleines Kind war, habe ich aus Spaß einmal ein Kamel beim Trinken gestört. Das hat mich dann mit seinem Maul an der Schulter gepackt und in hohem Bogen weggeschleudert. Ich habe heute noch Narben von den Zähnen. Viele Jahre später ist mir etwas Ähnliches mit einem Esel passiert. Der war wütend, weil ich ihn zu schwer mit Wasser beladen hatte.

Gibt es noch andere Gefahren?

Bouhaik: Immer noch verdursten Menschen in der Wüste. Im Sommer wird es sehr, sehr heiß, mehr als 50 Grad. Manchmal trocknen da Brunnen aus.

Was machst du in Deutschland?

Bouhaik: Ich habe eine Frau gefunden, geheiratet und werde bald Vater. Außerdem habe ich hier eine Arbeit, die mir Spaß macht. Ich versende Bücher für einen Verlag. Ich mag es, dass hier jeder seine Meinung sagen kann, ohne eingesperrt zu werden. Männer und Frauen werden gleich behandelt. Das war früher in Marokko nicht so.

Vermisst du die Wüste?

Bouhaik: Die Wüste ist so angenehm, so ruhig, so entspannend. Du hast nichts, aber du brauchst irgendwie auch nichts. Man muss keine Miete zahlen, und es kommt auch kein Brief für die Stromrechnung. Außerdem ist die Wüste gut für die Augen, man kann richtig weit gucken. Du hörst nur ab und zu ein Kamel. Ich hab dort das Gefühl, ich bin befreit von allen schlechten Dingen. hpl/jöl

Bis bald!

Euer Lucky

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