Seit 15 Jahren unter der Haut

Trier · Mia ist Tätowiererin aus Leidenschaft und verschönert seit nunmehr 15 Jahren die Haut ihrer Kunden. Wir haben mit ihr unter anderem über das erste Tattoo, Angsthasen und Nacktmulle gesprochen.

An das Stechen des ersten Tattoos erinnert sich Mia gerne: "Dass Tätowieren so geil ist, begriff ich erst, als ich zum ersten Mal selbst gestochen habe. Es ist ein bisschen wie Verliebtsein: Man kann es sich vornehmen und liest darüber, bis es irgendwann ,Liebe auf den ersten Blick‘ ist und einen umhaut." Seit 15 Jahren ist sie mit ihrem eigenen Tattoostudio, das 2011 ins Jakobsspitälchen umzog, erfolgreich. Mia, die aus dem Westerwald nach Trier kam, rechnete nicht mit dem riesigen Erfolg: "In den letzten fünf Jahren hat es dermaßen an Fahrt aufgenommen, das übersteigt meine Vorstellungen." Sie und ihr Mitarbeiter Marc sind gefragt: Zweimal im Jahr findet ein Anmeldetag statt, wo ungefähr 500 Anfragen auf 100 Termine kommen. "Es hagelt leider immer wieder Absagen, aber mehr als sieben Tage die Woche kann selbst ich nicht arbeiten", scherzt sie Die Frage, ob Tätowieren süchtig mache, beantwortet sie mit einem klaren Ja. "Ich glaube einfach, dass die Leute spüren, wie gut ihnen das tut. Man gönnt sich etwas. Man schaut in den Spiegel, freut sich und ist stolz. Wenn man sich dann noch im Studio wohlgefühlt hat, geht man wieder hin. Dann ist ein Tattoo ein Herdentier."

Die Powerfrau, die mittlerweile etwa 7.000 Tattoos gestochen hat und das Gefühl während des Tätowierens als einen leichten Sonnenbrand beschreibt, auf dem mit den Fingernägeln entlanggekratzt wird, glaubt, dass in jedem Tattoo eine Bedeutung steckt. Einmal hat sie sich selbst tätowiert: Es sollte eine Peperoni auf der Fußsohle werden - eine extrem schmerzhafte Körperstelle. "Ich hatte schon bessere Ideen", gibt sie lachend zu. Auch wenn sich die Motive mit der Zeit geändert haben, sticht Mia am liebsten Dinge, die "nett, flauschig und lieb" sind. Dazu gehören auch außergewöhnliche Motivwünsche wie Nacktmulle. "Nacktmulle sind soziale Tiere. Afrikanische Nager, die eine Königin haben - das finde ich sympathisch." Nicht nur die Motive, auch die Kundenwünsche wurden mit den Jahren ausgefallener. "Die Kunden haben höhere Qualitätsansprüche, die Wünsche sind spezieller. Auch die Tätowierer haben sich enorm weiterentwickelt. Das sind richtige Künstler", sagt Mia. Dass unter den Kunden mal ein Angsthase dabei sein muss, ist klar: "So etwas kam bei mir nur einmal vor. Das war aber der König der Lappen", sagt sie augenzwinkernd. Die Zukunft kann also kommen: "Ich freue mich schon auf die nächsten 30 Jahre und glaube, dass es noch toller und besser wird."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort