Umwelt Sind die Unwetter menschengemacht?

Mainz · (dpa) Die zahlreichen Unwetter in den vergangenen Wochen haben in Rheinland-Pfalz Straßen überschwemmt, Hänge abrutschen lassen und für Totalschäden in einigen Bereichen der Landwirtschaft gesorgt.

 Ein Zug steht im Wilsecker Tunnel nach einem Unwetter auf den überfluteten Gleisen vor einem Geröllberg.

Ein Zug steht im Wilsecker Tunnel nach einem Unwetter auf den überfluteten Gleisen vor einem Geröllberg.

Foto: dpa/Oliver Berg

Gewitterzellen brauten sich innerhalb weniger Stunden zusammen und sorgten mancherorts für über einhundert Liter Regen pro Quadratmeter.

Waren das schon Auswirkungen des Klimawandels?

Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 hat sich die Durchschnittstemperatur in Deutschland um 1,4 Grad erhöht. In Rheinland-Pfalz sogar um 1,5 Grad, wie Ulrich Mat­thes, Leiter des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen in Rheinland-Pfalz, erklärt. „Wir können die Ereignisse der letzten Wochen nicht ohne den menschengemachten Klimawandel erklären.“ Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) beobachtet, dass es um diese Jahreszeit gehäuft zu Unwetter kommen kann und führt dies auf häufiger auftretende Großwetterlagen über Mitteleuropa zurück. „Je wärmer die Atmosphäre ist, desto mehr Wasser kann sie aufnehmen, desto mehr Niederschlag gibt es“, erklärte DWD-Klimaexperte Guido Halbig.

Wie hängt das Klima mit Gewittern in der Eifel, an der Saar oder in der Pfalz zusammen?

Klima und Wetter sind grundsätzlich zwei verschiedene Paar Schuhe. Allerdings können bestimmte Großwetterlagen, die durch den Klimawandel vermehrt auftreten, auch das Wetter beeinflussen. „In den letzten Wochen sorgten ein Tief aus Afrika und kalte Luft aus dem Norden für Unwetter,“ sagte Hal­big. Die Ursache liege in der Klimaerwärmung. „Die Temperaturdifferenz zwischen Arktis und Äquator sinkt, was dazu führt, dass großräumige Windsysteme ins Stocken geraten und länger über Mitteleuropa stehen bleiben“, erklärte Matthes. Wo und wann es zu Starkregen kommt, lasse sich allerdings nicht genau vorhersagen. „Das kann deutschlandweit auftreten“, sagte Halbig. In Rheinland-Pfalz sorgte ein ähnliches Tief vor zwei Jahren für ebenfalls heftige Unwetter im Frühsommer.

Wie können sich Kommunen vor Unwetterschäden schützen?

Ob im Mittelgebirge oder an Flüssen: Überschwemmungen können jede Gemeinde treffen. „Damit ein Schaden auftritt, ist die Bodenversiegelung und die Art der Landnutzung auch mitentscheidend“, erklärte Matthes. Wichtig sei es daher, die Wassermassen zurückzuhalten. Waldflächen eigneten sich dafür besonders gut. „Maisflächen, die an Hängen angelegt wurden, bieten dagegen kaum Erosionsschutz“, sagte Matthes. Zudem sollten Abflusssysteme wie Gräben regelmäßig von Hindernissen befreit werden, erklärte der Forstwirt. „Wichtig ist, dass sich Gemeinden zusammentun und im kommunalen Verbund nach Anpassungsmöglichkeiten und Hochwasserschutzmaßnahmen suchen.“

Welche Pläne gibt es dafür?

Nach Angaben des Umweltministeriums werden schon mehr als 300 Gemeinden bei der Erarbeitung von Schutzkonzepten finanziell unterstützt. „Jeder Euro, den wir in die Renaturierung und die Vorsorge investieren, kann sich so mehrfach durch die Reduzierung von Schäden bezahlt machen“, teilte Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) Ende Mai mit. Wenn Kommunen ein Hochwasserschutzkonzept erarbeiten wollen, übernehme das Umweltministerium 90 Prozent der förderfähigen Kosten. „Hochwasser haben zugenommen. Aber Rheinland-Pfalz ist noch auf der guten Seite“, beruhigte Matthes, „weil viel in den Hochwasserschutz investiert wurde.“

(dpa)
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