So wird der "Polizeiruf 110: Grenzgänger" am Sonntag

Mit dem "Polizeiruf 110: Grenzgänger" startet der rbb in die Nach-Krause-Ära. Gelingt der Einstand und lohnt sich das Einschalten? Hier gibt's die Antwort.

Polizeihauptmeister Krause (Horst Krause, 73) ist Geschichte, doch seine Kollegin, Kriminalkommissarin Olga Lenski (Maria Simon, 39, "Silvia S. - Blinde Wut"), arbeitet weiter. Ihr Einsatzgebiet beschränkt sich allerdings nicht mehr auf Brandenburg. Zusammen mit dem Kollegen, Kriminalkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz, 39, "Vordstadtweiber"), und einer deutsch-polnischen Ermittlergruppe mit Sitz im Grenzgebiet nahe Frankfurt (Oder) klärt sie künftig Mordfälle auf. Seinen Einstand feiert das neue Team mit dem "Polizeiruf 110: Grenzgänger" am Sonntag (20.12.) um 20.15 Uhr im Ersten.

Um was geht's in dem Fall?

Bei einer Verkehrskontrolle in Polen flüchtet ein Mann aus einem Auto, in dem ein Schwerverletzter liegt. Lenski überlegt nicht lange und bringt den Mann ins Krankenhaus. Doch jede Hilfe kommt zu spät: Der Student Tomasz Nowak (Tim Haberland) erliegt noch in der Nacht seinen Verletzungen. Lenski und Raczek verdächtigen den Fahrer des Wagens, Ramsan Dimaev (Tamer Yigit). Doch der schweigt eisern zum Tathergang.

//Was also hatte das Opfer mit dem tschetschenischen Asylbewerber Dimaev zu tun? Weitere Ermittlungen führen Lenski und Raczek in den Boxclub von Anwalt Tobias Vogel (Christoph Luser). Hier hat Tomasz Nowak seit seiner Jugend trainiert. Trotzdem behauptet Vogel, Tomasz kaum gekannt zu haben. Aber warum hat die Kanzlei Vogel dem Studenten dann monatlich Geld überwiesen?

Lohnt sich das Einschalten?

Absolut. Das neue Team ist interessant und sympathisch. Der Fall ist beeindruckend und intelligent konstruiert. Die bildliche Umsetzung ist eine Wohltat für Sonntagskrimi-Routiniers, denn die Sets und die Zwischeneinblendungen von Landschaft, Architektur und Umgebung sind erfrischend ungewohnt. Die melancholische Musik verzaubert. Und in einem vereinten Europa war ein länderübergreifendes Setting längst überfällig - "Excuse me, Spitalo?"

Allein Krause-Nostalgiker könnten ein klein wenig enttäuscht sein, denn er taucht wirklich nur ganz kurz auf. Ein wenig gefordert ist der Zuschauer auch, wenn es um die Stadt Frankfurt geht. Ab und zu spielt der Name eine Rolle und den meisten wird wohl zuerst das westdeutsche Pendant am Main in den Sinn kommen. Doch dieses Frankfurt liegt an der Oder und der Fluss bildet nicht nur die östliche Stadtgrenze, sondern gleichzeitig auch die deutsche Staatsgrenze zu Polen.

Inhaltlich geht es um große philosophische und moralische Fragen: "Unter dem Deckmantel der Zivilisation sind wir alle Bestien", diese These stellt ein Mann im Film auf, der die Not der Flüchtlinge gnadenlos ausnutzt - brutale Gewaltszenen! Die Flüchtlinge stammen aus dem etwas in Vergessenheit geratenen Tschetschenien - der zweite Krieg dauerte offiziell von 1999 bis 2009.

Es geht aber auch um Clans, Großfamilien und Familiendramen, die entstehen können, wenn keiner den Mut aufbringt, die Wahrheit zu sagen. Beeindruckend ist in diesem Zusammenhang vor allem das Spiel der Polin Danuta Stenka (54). Als Marta Nowak, der Mutter des getöteten Mannes, liefert sie am Schluss des Krimis eine sehr intensive Szene - also dranbleiben. Das wird allerdings ohnehin nicht schwerfallen.

Das neue Team

Die gebürtige Leipzigerin Maria Simon bleibt nicht nur Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski (seit 2011), sondern auch die Ermittlerin mit der schönsten Stimme und der unvorteilhaftesten Kleidung im deutschen TV. Vielleicht darf sie ja irgendwann mal im Cocktailkleid zum Empfang des deutschen Botschafters in Polen oder umgekehrt.

Der Neue an ihrer Seite ist Lucas Gregorowicz. Er spielt aber nicht nur den coolen Kriminalhauptkommissar Adam Raczek, wie Krause ein Biker. Fans der Austro-Satireserie "Vorstadtweiber" kennen den gebürtigen Londoner auch aus dem Haupt-Cast. Hier spielt er den opportunistischen Lobbyisten Bertram Selig. Die zweite Staffel ist gerade in Arbeit.

Doch zurück zur deutsch-polnischen Ermittlergruppe im Grenzgebiet. Lenski und Raczek gehören als deutsche Polizisten zum gemischten Team. Ebenfalls Teil des Teams ist Polizeihauptmeister Neumann, gespielt von Fritz Roth (*1955). Wie Lenski arbeitete auch er schon mit Krause zusammen. Beide wechselten an den neuen Arbeitsort. Die polnischen Ermittler bleiben, bis auf einen überaus nervigen Chef, im ersten Fall noch ein bisschen im Hintergrund. Nichtsdestotrotz: "Das könnte eine runde Sache werden", heißt es am Schluss - und dem ist nichts hinzuzufügen.

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