Sommer mit Lyrik

TRIER. Zu einem klug zusammengestellten Programm mit Werken weltlicher Musik der Romantik hatte der Vokalkreis Konz unter Leitung von Karl Ludwig Kreutz ins Kurfürstliche Palais geladen.

Felix Mendelssohn-Bartholdy, Robert Schumann, Antonin Dvorak, Johannes Brahms - die Namen der Komponisten lassen viel erwarten. Aber leider wurden diese Erwartungen mit wenigen Ausnahmen enttäuscht. Die zirka 35 Sängerinnen und Sänger im Vokalkreis Konz setzen sich zu einem ausgewogenen Klangkörper zusammen, und das gilt auch für die bei Amateurchören oft problematischen Bässe. Es hapert jedoch an grundlegenden Dingen, wie Intonation und Tongebung. Wenn Kreutz die Stimmgabel benutzt, dann aber die Töne für den Einsatz der Chorstimmen unsauber vorsummt, dann darf man sich nicht wundern, wenn entsprechend unsauber gesungen wird. Und das selbst bei Stücken mit Klavierbegleitung, wie Robert Schumanns "Romanzen für Frauenstimmen". Dazu kommt, dass der Chor im forte durchweg gepresst und forciert klingt. Da hilft nur eine bessere Stimmbildung. Am gelungensten waren das letzte der "Vier Chorlieder" op. 29 von Dvorak, "Abendsegen" und "Von alten Liebesliedern" aus den "Chorliedern" op. 62 von Brahms. Hier waren einige schöne Passagen im Sopran und Tenor zu hören. Geradezu ärgerlich war das, was der Pianist Paul Trein den Zuhörern zumutete. Mit vier der "Lieder ohne Worte" von Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumanns "Kinderszenen" op. 15 hatte er vermeintlich leichte Kost ausgewählt. Aber all diese Miniaturen verlangen ein Gefühl für Poesie, eine hohe Anschlagskultur und hier und da auch eine nicht zu unterschätzende technische Versiertheit. Nichts davon hat Trein zu bieten. Da werden Bewegungen in der Mittellage lieblos heruntergerasselt, und bei mangelnder Technik (Mendelssohns "Spinnerlied") gibt's Pedalbrei. Mit Schumanns versetzter Rhythmik weiß Trein überhaupt nichts anzufangen, und das Nachspüren einer Melodie durch alle Lagen der Klaviatur geht ihm völlig ab. Und dann waren da noch die Lyrikeinlagen mit Texten von Eichendorff, Rose Ausländer und der im vergangenen Jahr gestorbenen Hilde Domin, dargeboten von Bruno Plum aus dem Bass des Chores. Wenn in Domins Gedicht "Losgelöst" beim Wort "Wasser" die Hand des Sprechers Wellenbewegungen beschreibt, dann kann man nur noch entgeistert und beschämt den Blick senken. Lyrik kommt ohne Möchte-gern-Schauspielerei und Sinn entstellende Pausen aus.

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