Sorgen um die Fitness von Hambüchen

Stuttgart (dpa) · In weniger als vier Wochen fällt die Entscheidung, ob die deutschen Turner bei den Olympischen Spielen in Rio mit kompletter Riege an die Geräte gehen dürfen. Das meist diskutierte Thema am Rande des Weltcups in Stuttgart war die Gesundheit von Fabian Hambüchen.

Selbst in der Stunde seines ersten Weltcupsieges waren die Gedanken von Andreas Bretschneider beim derzeit verletzten Fabian Hambüchen. „Wir haben Angst“, brachte der Chemnitzer die Gefühle seiner Mannschaftskameraden auf den Punkt.

Große Sorgen bereitet den deutschen Turnern die ungewisse Antwort auf die Frage, ob der hessische Vorturner bis zum alles entscheidenden Termin am 16. April wieder fit ist. Dann treten die Deutschen beim Test-Event in Rio de Janeiro zum Kampf um die letzten Olympia-Tickets an.

Hambüchen quält sich seit viereinhalb Wochen mit einer hartnäckigen Schulterverletzung, die er sich im Training bei einem Sturz vom Reck zugezogen hatte. Die Probleme des für die Mannschaft so wichtigen Leitwolfs seien kaum besser geworden, informierte sein Manager Klaus Kärcher am Rande des DTB-Pokals in Stuttgart. „Er kann immer nur bis zur Schmerzgrenze trainieren. Das schränkt ihn sehr ein“, berichtete der Schwabe, der es gut findet, dass sich sein Schützling in den vergangenen Wochen bei einigen Fernsehshows ablenken konnte.

„Er brennt darauf, wieder ins volle Training einsteigen zu können. Er wäre verrückt geworden, wenn er sich nicht ein bisschen hätte ablenken können“, meinte Kärcher. In der ZDF-Fernsehshow „I can do that“ bewies Hambüchen Geschicklichkeit beim Balanceakt auf dem Seil, bei Feuerakrobatik und Seifenblasen und gewann damit für einen guten Zweck 50 000 Euro.

Cheftrainer Andreas Hirsch sieht die gesundheitlichen Probleme als „eine ätzende Situation für Fabian. Aber ich gebe keinerlei medizinische Urteile ab“, erklärte der Berliner in Stuttgart. „Aber wenn die sicherste Säule ein Problem hat, dann haben wir alle ein Problem“, sagte Hirsch.

Fest nominiert hat der Coach daher nur fünf Turner für den Test an der Copacabana. Zur Riege gehören Weltcupsieger Andreas Bretschneider und der Olympia-Zweite Marcel Nguyen. Zudem wurden Lukas Dauser, Philipp Herder und Andreas Toba nominiert. Falls sich Hambüchen bis zum 30. März fit meldet, kann er einen Tag später einen Überprüfungswettkampf in Kienbaum bestreiten und das sechste Ticket buchen.

Nach Experten-Schätzungen würde ein Ausfall von Hambüchen der Riege mindestens fünf Punkte kosten. Damit wäre die Qualifikation für die Sommerspiele akut gefährdet. Nur vier Riegen könnten sich beim Test-Event noch die Tickets sichern. „Er würde eine riesige Lücke hinterlassen“, meinte Hirsch.

Doch er habe sich in der Vergangenheit immer auf seinen Top-Turner verlassen können. „Wir haben jahrelang ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Es gibt keinen Grund, nun daran zu zweifeln“, sagte Hirsch. Er hofft auch, dass Hambüchen für den Fall, dass er nicht bis Ende des Monats fit wird, rechtzeitig Signale sendet. „Fabian war immer zuverlässig in seinen Aussagen. Und er weiß auch, dass ein eventueller Ersatz rechtzeitig Bescheid wissen sollte.“

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