Spätberufene Sportlerinnen

Erst jenseits der 50 Jahre haben Irene Kollig und Ursula Klink ernsthaft damit begonnen, Sport zu treiben. Dass Leistungssteigerungen aber auch in diesem Alter möglich sind, zeigen die Bronzemedaillen, die die Geherinnen von den Europameisterschaften der Senioren nach Hause gebracht haben.

 Die Geherinnen Irene Kollig (links) und Ursula Klink von der LG Pronsfeld-Lünebach haben bei den Senioren-Europameisterschaften Bronze gewonnen. Foto: privat

Die Geherinnen Irene Kollig (links) und Ursula Klink von der LG Pronsfeld-Lünebach haben bei den Senioren-Europameisterschaften Bronze gewonnen. Foto: privat

Pronsfeld/Ancona. (teu) Kann das sein, was Irene Kollig behauptet? "Gehen ist anstrengender als Laufen", sagt die 53-Jährige. Wenn Kollig vom "Gehen" spricht, meint die Angestellte bei der Verbandsgemeinde Bitburg-Land aber nicht Spazierengehen, Wandern oder Walking. Kollig redet vom olympischen Gehen. Seit drei Jahren betreibt sie zusammen mit einem guten halben Dutzend Gleichgesinnter bei der LG Pronsfeld-Lünebach den oft kritisierten Sport.

Kollig untermauert ihre These: "Wenn ich fünf Kilometer gegangen bin, kann ich immer noch zehn Kilometer laufen", erklärt sie beispielsweise. Es sei vor allem die Konzentration auf die Technik, den sauberen Bewegungsablauf, der nicht beliebig, sondern nach Regeln vorgegeben ist, die das Wettkampfgehen so schwierig machen. Egal wie müde er ist, ein Geher muss auf die Technik achten. Das heißt vor allen Dingen: Ein Fuß muss immer den Boden berühren, sonst droht die Disqualifikation.

Die strengen Augen der Gehrichter waren es auch, die Kollig und ihre Vereinskameraden Ursula Klink, Friedel Heinen und Jos Hummer bei den Senioren-Europameisterschaften im italienischen Ancona fürchteten. "Die Spannung war groß. Ich wollte nur nicht aus dem Rennen genommen werden", sagt Klink. Die 64-Jährige gewann bei ihren ersten internationalen Titelkämpfen gleich dreimal Bronze (3000 Meter Halle und fünf Kilometer Straße in der Einzel- und Teamwertung). Die Anspannung, nur nichts verkehrt zu machen, war so groß, dass sie nach ihrem ersten Medaillengewinn gar nicht registrierte, dass sie Dritte war.

Für Klink ist Wettkampfgehen die logische Fortsetzung ihrer Ausdauersportkarriere, die die Triererin mit Walken beim LT Mertesdorf, dem sie immer noch angehört, begann. "Der sportliche Reiz ist beim Gehen größer", sagt sie.

Klink hat sich zeitlebens mit Schwimmen fit gehalten und zeitweise Volleyball gespielt. Kollig war dagegen bis zu ihrem 30. Lebensjahr Sportmuffel. Über Tennis kam sie vor fünf Jahren zum Walking und zum Wettkampfgehen. Es sei faszinierend, wie man den Körper auch jenseits der 50 noch trainieren könne, sagt die Spätberufene, die in Ancona mit der deutschen Mannschaft EM-Bronze gewann.

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