3. Liga Der schlafende Teufel erwacht: Warum es für Kaiserslautern mit dem Aufstieg klappen kann

Kaiserslautern · Nach 30 von 36 Spieltagen gibt es große Hoffnungen bei Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern. Der heiß ersehnte Aufstieg in die 2. Bundesliga ist greifbar nahe. Wie stehen die Chancen, dass es dieses Mal gelingt?

 In dieser Szene kämpft Stürmer Terrence Boyd (Mitte) beim Derby im Februar in Mannheim (0:0) mit Marco Höger um den Ball.

In dieser Szene kämpft Stürmer Terrence Boyd (Mitte) beim Derby im Februar in Mannheim (0:0) mit Marco Höger um den Ball.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Mitte Mai endende Drittliga-Saison befindet sich auf der Zielgeraden: An der Tabellenspitze thront trotz zuletzt einiger Rückschläge souverän der 1. FC Magdeburg (63 Punkte), doch dahinter ist ein heftiger Kampf um den zweiten direkten Aufstiegsplatz und den zu Relegationsspielen berechtigenden dritten Rang entbrannt. Mindestens sechs Mannschaften können sich noch mehr oder weniger große Hoffnungen auf die Plätze zwei und drei machen: Vorneweg der 1. FC Kaiserslautern (54), doch auch Eintracht Braunschweig (52), der 1. FC Saarbrücken (49 Punkte), der VfL Osnabrück (48), der TSV 1860 München (48) und der SV Waldhof Mannheim (48) sind noch dabei. Die größere Konstanz in den verbleibenden Spielen wird den Ausschlag über Erfolg oder Misserfolg geben.

Wie stehen die Chancen für die Roten Teufel? Eine Analyse zur Situation beim viermaligen Deutschen Meister und zweifachen DFB-Pokalsieger (siehe Infobox), der nach dem Zweitliga-Abstieg 2018 nun den vierten Anlauf für die Rückkehr in die 2. Liga krönen möchte.

Der Trainer beim 1. FC Kaiserslautern

Marco Antwerpen trainiert als Nachfolger des entlassenen Luxemburgers Jeff Saibene seit dem 1. Februar 2021 den FCK. Der 50-Jährige führte die Lauterer in der vergangenen Saison trotz zeitweilig sieben Punkten Rückstand zum Klassenerhalt und passt zur Mannschaft und zu den Fans. Antwerpen scheut sich nicht, auch mal hart durchzugreifen und hat einige Spieler aus der Komfortzone herausgeführt. Nach schwachem Saisonstart zeigen die Lauterer konstant gute Leistungen – ein Verdienst von Antwerpen, der zudem weiß, wie Aufstieg geht: In der Saison 2019/20 übernahm er Eintracht Braunschweig im November 2019 als Tabellenfünfter und führte die Niedersachsen zum Aufstieg in die 2. Liga. Das Gleiche möchte er nun mit dem 1. FC Kaiserslautern schaffen. Auf ihn und seinen Draht zu den Spielern wird es in der heißen Schlussphase entscheidend ankommen.

Die Fans des FCK

Sie sind nun nach den Lockerungen der Corona-Regeln wieder der zwölfte Mann des FCK. Der heimische Betzenberg ist endlich wieder zu einer Bastion geworden, und dazu tragen die frenetischen Fans mit ihrer bedingungslosen Unterstützung einen großen Anteil bei. Zuletzt waren es mehr als 20.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion – auf ähnliche Kulissen dürfen sich die Lauterer auch in den letzten drei Heimspielen freuen. Zum vergangenen Auswärtsspiel beim SC Freiburg II begleiteten rund 5000 FCK-Anhänger ihre Mannschaft – einzigartig in der 3. Liga. Diese enorme Unterstützung kann die Mannschaft tragen und pushen, wenn es wie geplant läuft. Die große Sehnsucht und Erwartungshaltung der Fans kann aber auch im Fall eines Rückstands zum großen Ballast werden.

Die Ausgangsposition für den 1. FC Kaiserslautern

Sie ist vor dem Saisonfinale ausgezeichnet. Die Pfälzer haben es selbst auf dem Fuß, die Rückkehr in die 2. Bundesliga zu erreichen. Als Tabellenzweiter mit 54 Punkten nach 15 Siegen, neun Unentschieden und sechs Niederlagen kann der FCK selbstbewusst in den Endspurt gehen. Der Aufstieg dürfte sich vermutlich in den verbleibenden drei Heimspielen (siehe Restprogramm) entscheiden, da dürfen sich die Lauterer keine Ausrutscher erlauben. Kurios: Da Türkgücü München seine Mannschaft zurückgezogen hat, sind die Lauterer nun am letzten Spieltag spielfrei und müssen das Saison­finale von der Couch aus verfolgen.

Die Torhüter

Mit Matheo Raab, der zu Saisonbeginn überraschend Avdo Spahic als Numer eins im FCK-Tor ablöste, haben die Pfälzer wieder einen echten Teufelskerl zwischen den Pfosten. Der 24-Jährige, der in der Saison 2016/17 für Eintracht Trier spielte, zeigt gleich in seiner ersten Profi-Saison überragende Leistungen. Schon 16 Mal hielt Raab seinen Kasten sauber und spielte zu null – ein famoses Ergebnis. Meistens zählt er zu den großen Stützen seiner Mannschaft, spielt mutig, ist sicher und offenbart kaum Schwächen. Fällt er einmal aus, füllt der 25-jährige Spahic, der in der vergangenen Saison ebenfalls ein großer Rückhalt war, problemlos die Lücke.

Die Abwehr

Mit nur 17 Gegentreffern stellt der FCK die beste Defensive aller drei deutschen Profi-Ligen. Da können selbst Meister Bayern München (28 Gegentore) in der Bundesliga und der Hamburger SV (27) in der 2. Liga nicht mithalten, obwohl der FCK schon mehr Saisonspiele bestritten hat. Die Defensivarbeit beginnt schon im Angriff und im Mittelfeld bei verlorenen Bällen, doch insbesondere auf die Dreierkette mit Boris Tomiak, Kevin Kraus und Alexander Winkler ist Verlass. Auch Philipp Hercher, Renè Klingenburg, Hikmet Ciftci oder Dominik Schad springen schon mal ganz hinten ein.

Das Mittelfeld

Starke Partien bieten der torgefährliche Hercher, Marlon Ritter und Hendrick Zuck – sie bilden die Mittelfeldachse des FCK, meistens offensiv davor Felix Götze und der 36-jährige Oldie Mike Wunderlich. Auf ihre Leistungen ist Verlass, insbesondere die Entwicklungen von Hercher und Ritter zu absoluten Leistungsträgern haben die Lauterer zur Spitzenmannschaft der 3. Liga reifen lassen. Der Routinier Wunderlich stellt die erhoffte Verstärkung dar.

Der Angriff

Das Zeug zum Publikumsliebling hat der erst im Januar 2022 vom Liga-Konkurrenten Hallescher FC verpflichtete Terrence Boyd. In sieben Spielen erzielte er schon drei Tore für den FCK und nimmt wie erhofft eine dominante Rolle im Sturmzentrum ein. Seit Boyd für die Lauterer stürmt, mangelt es allerdings etwas an der zuvor großen Variabilität im Angriffsspiel. Von Daniel Hanslik, Kenny Prince Redondo und Muhammed Kiprit müsste wieder mehr Torgefahr ausgestrahlt werden.

Das Restprogramm für den 1. FC Kaiserslautern

Der FCK spielt noch dreimal vor eigenem Publikum: Gegen Duisburg (2. April), beim Osterkracher im Derby gegen den 1. FC Saarbrücken (17. April) und gegen Borussia Dortmund II (30. April). Auswärts müssen die Pfälzer noch bei Kickers Würzburg (8. April), dem SV Wehen (23. April) und Viktoria Köln (7. Mai) ran. Bis zum Saisonfinale am 14. Mai müssen die Lauterer genügend Punkte für den Aufstieg gesammelt haben.

Die Prognose

Wenn die Lauterer die Nerven bewahren und der Betzenberg weiterhin eine Bastion bleibt, dürfte im vierten Anlauf die von vielen Anhängern so sehnlich erhoffte Rückkehr in die 2. Liga gelingen. Die FCK-Stürmer müssen dafür allerdings mehr Effizienz und Abschlussstärke zeigen, auf die sichere Defensive sollte bei den Pfälzern auch in der Schlussphase der Saison Verlass sein. Die beginnt am Samstag um 14 Uhr mit dem Heimspiel gegen den MSV Duisburg.

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